Weihnachtsoratorium Weihnachtsoratorium: Eine glanzvolle Aufführung
Jessen/MZ. - Wohltuend für alle, dieses Nachsinnen und Nachklingen, bevor dann der nicht mehr aufzuhaltende Applaus förmlich hervorbrach. Dank des Publikums für eine geschlossene Ensembleleistung, die unter Leitung des Jessener Kantors Volkmar Genterczewsky wohl kaum noch zu überbieten war. Alle, jeder einzelne, fügte sich in dem großen Werk Bachs zu einer einzigen musikalischen Stimme zusammen und verwirklichte das, was der Komponist unter die Partitur seines Weihnachtsoratoriums setzte: S.D.G., Soli Deo gloria - Nur zum Lobe Gottes.
Kantor Volkmar Genterczewsky bezeichnet diese letzten drei Kantaten als das "Credo" des Weihnachtsoratoriums. Hier wird nicht mehr nur die Geburt Jesu besungen, es werden Dank, Erlösung, aber auch immer noch Zweifel und Ängste laut. Am Ende steht über allem die Hoffnung. Bach hat dieses ganze Szenario auch dramaturgisch mit dem ausdrucksstarken Wechsel von großen Chören und sehr ruhig gehaltenen Chorälen gestaltet. Dazwischen Rezitative, die die Geschichte eindrucksvoll erzählen und Arien, die das Erzählte verinnerlichen und dem Zuhörer nahe bringen. Diese letzten drei Kantaten verlangen den Musikern und Sängern alles ab, was musikalisch und künstlerische Leistung erfordern.
Die Solisten dieser Aufführung, Viola Preisendanz - Sopran, Susanne Langner - Alt, Yuhei Sato - Tenor und Hans-Arthur Falkenrath - Bass, boten insgesamt eine sehr verinnerlichte und gesanglich hervorragende Leistung. Susanne Langner überzeugte mit ihrem warmen, auch noch ausdrucksstärker gewordenen Alt ganz besonders in dem Terzett von Sopran, Alt und Tenor "Ach! Wann wird die Zeit erscheinen?" und in den hervorragend gestalteten Rezitativen. Sie ist zu einer Bereicherung des "Ensembles" der Solisten in den Jessener Aufführungen geworden. Yuhei Sato mit seinen einfühlsamen Rezitativen und der Arie "Nun mögt ihr stolzen Feinde schrecken" und Viola Preisendanz, auch hier mit musikalisch durchgestalteten Rezitativen und vor allem der Arie "Nur ein Wink von deinen Händen", fügten sich nahtlos in die Aufführung ein. Ganz besonders hervorzuheben wieder einmal der Bass von Hans-Arthur Falkenrath. Ob Rezitativ, Arien oder im Zusammenklang mit dem Chor, Falkenrath war nicht nur stimmlich bestens disponiert, seine Interpretation war überzeugend und hinterließ einen nachhaltigen Eindruck. Als "Herodes" geradezu unerreichbar!
Das "Pro Orchester" e.V. Wittenberg bot eine hervorragende, geschlossene musikalische Leistung. Hier sind besonders die Oboen erwähnenswert, die eine große Musikalität ausweisen.
Die Jessener Kantorei, wieder bereichert durch Mitglieder der Kantorei Wittenberg und dieses Mal im Sopran durch einen Sänger der Leipziger Thomaner und im Tenor einem ehemaligen Kruzianer war bestens motiviert. Die Sängerinnen und Sänger boten neben den großen Chören, erwähnt sei besonders "Ehre sei dir, Gott gesungen" vor allem in den Chorälen die ganze innerliche Kraft eines Johann Sebastian Bach.
Für Kantor Volkmar Genterczewsky, der vor 18 Jahren begann, wieder eine Kantorei in Jessen aufzubauen, ein gelungener Abschluss des kirchenmusikalischen Jahres 2002. Eines Jahres, das so viel Unglück brachte, aber dennoch so viele - darunter auch selbst Betroffene - motivieren konnte, anderen und auch sich selbst Mut zu machen. Hoffnung zu geben durch die Kraft der Musik.