Wasser- und Abwasserzweckverband Wasser- und Abwasserzweckverband: Geld für neues Wasserwerk in Jessen

Jessen/MZ - Doppelten Grund zur Freude gab es für den Wasser- und Abwasserzweckverband „Elbe-Elster-Jessen“ (WAZV). Nicht nur, dass mit Mitarbeitern und Geschäftspartnern das 20-jährige Bestehen des Verbandes gefeiert wurde, zeitgleich traf auch der erhoffte Fördermittelbescheid für ein neues Wasserwerk in Jessen ein.
Mit Kraft und Geduld
Dieser Kampf erforderte Kraft und Geduld. Seit Jahren ringt der WAZV Jessen bei den zuständigen Behörden und Ministerien um die Zusage für den Neubau eines Wasserwerkes in Jessen. Das gegenwärtige Wasserwerk leistet einen guten Dienst, garantiert seit Jahrzehnten beständig die tägliche Versorgung mit frischem Trinkwasser. Aktuell profitieren davon etwa 10 000 Grundstücke. Dennoch, technischer Fortschritt und steigende Anforderungen bei der Qualität des Wassers zeigen dem Werk längst die Grenzen auf. Ein Neubau ist unumgänglich.
Vor eine eventuelle Förderung dieser Investitionsmaßnahme knüpfte das Land Sachsen-Anhalt allerdings bestimmte Bedingungen. So musste der WAZV unter anderem eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erarbeiten, in der mehrere Varianten betrachtet wurden, so auch die mögliche Fernwasserversorgung. „Wir mussten nachweisen, dass der Bezug des Wassers von einem anderen Trinkwasserlieferanten nicht preiswerter ist“, erläutert Verbandsgeschäftsführer Werner Kneist. Im Ergebnis dieser Variantenuntersuchung wurde eindeutig festgestellt, dass der Neubau des Wasserwerks Jessen die wirtschaftlichste Lösung ist.
Pünktlich zur 20-Jahr-Feier des Verbandes am Freitag übergab dann Hermann Onko Aeikens (CDU), Minister für Landwirtschaft und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt, nun den erhofften Fördermittelbescheid in Höhe von 1,522 Millionen Euro. „Die Landesregierung und der Landtag sind sich der Notwendigkeit des Neubaus zur Absicherung der Daseinsfürsorge durchweg bewusst“, betonte er. Zugleich lobte er die Arbeit des Verbandes, der sich der Erledigung dieser Aufgabe täglich neu und mit Erfolg stelle. „Ihr guter Ruf reicht bis Magdeburg“, fügte er an. Der WAZV weise laut Aeikens effektive Strukturen auf und habe in der Vergangenheit gute und zukunftsweisende Entscheidungen getroffen. Dazu zähle auch der anvisierte Neubau des Wasserwerkes. Über weitere Gelder zur geplanten Erweiterung des Klärwerkes Jessen, die sich mit einer Produktionssteigerung der Molkerei erforderlich macht, werde gegenwärtig noch beraten, so Aeikens.
Der Fördermittelbescheid des Landes zählte zweifelsfrei zu den schönsten Geschenken, die der Verband an seinem 20. Geburtstag erhielt und wurde ergänzt durch Blumen und gute Worte zahlreicher Gäste. „Die Dimension der Aufgabe haben wir 1993 nicht im Ansatz erahnt“, blickte Dietmar Brettschneider (CDU), seit 2000 Vorsitzender der Verbandsversammlung, auf die Anfangsjahre zurück. Heute werden durch den WAZV und seine 50 Mitarbeiter 30 000 Einwohner mit Trinkwasser versorgt, 25 000 Einwohner im Bereich der Abwasserentsorgung und 10 000 Einwohner bei der Regenwasserableitung betreut. 20 Jahre, das sind laut Brettschneider zwei Jahrzehnte Höhen und Tiefen, in denen man auch hinfiel und wieder aufstand. Im Besonderen verwies er dabei auf die anfänglichen Klagen einzelner Bürger gegen die erstellten Bescheide. „Die Abgabenordnung ist bis heute die Gleiche. Sie weist noch immer Lücken auf, die man in Magdeburg schleunigst schließen sollte“, gab Brettschneider dem Minister mit auf den Heimweg.
Gegen Privatisierung
Dennoch, rückblickend könne man erhobenen Hauptes auf das Geleistete blicken, fügte Brettschneider an. Dies sei auch der Arbeit aller Mitarbeiter, im Besonderen der von Geschäftsführer Werner Kneist und seines Stellvertreter Günter Suske zu verdanken. Die viel diskutierte Privatisierung der Wasserwirtschaft lehnt Dietmar Brettschneider ab. Ein privater Unternehmer sei durchweg nur auf Gewinn aus. Das würden seiner Auffassung nach die Kunden schnell zu spüren bekommen.
Dass der Verband, der einst mit einem wirtschaftlichen Defizit von zwei Millionen Euro startete, heute ein wirtschaftliches Plus von 1,5 Millionen aufweisen kann, spräche für ihn. Zugleich konnte man im Bereich Trinkwasser, so Werner Kneist, die Gebühren seit 1995 stabil halten. Lediglich im Bereich Abwasser galt es, Verluste mit Gebührenanpassungen auszugleichen.
Genau hier liegen laut Brettschneider auch die größten Herausforderungen der Zukunft. „Im Land gibt es eine Vielzahl überdimensionierter Leitungen und Anlagen. Der Bevölkerungsschwund aber reißt nicht ab. Wenn hier nicht schnell gehandelt wird, sorgt die schwindende Abnahme schon bald für Kosten, die kein Verband mehr stemmen kann.“