1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Von der Beamtin zur Bestatterin

Von der Beamtin zur Bestatterin

Von H.-Dieter Kunze 23.11.2007, 16:32

Jessen/MZ. - "Krüger Bestattungen", das Jessener Unternehmen gibt es seit Oktober 1990. Zunächst arbeitete Günter Krüger mit einem Partner zusammen, später dann als alleiniger Inhaber. Anfang des vergangenen Jahres übertrug er die Geschäftsführung seiner Tochter Corinna. Das Unternehmen solle als Familienbetrieb weitergeführt werden, unterstrich Günter Krüger. Vom ersten Tag an verfolgte die Tochter aufmerksam und interessiert das betriebliche Geschehen. Das half ihr nicht unerheblich, den entscheidenden Schritt der Übernahme zu gehen. "Es war die vielleicht wichtigste Entscheidung in meinem Leben", ist sich die 34-jährige Frau ziemlich sicher. Sie hat erfolgreich ein Studium als Diplom-Verwaltungsfachfrau absolviert. 1996 erhielt sie eine Anstellung im Arbeitsamt Wittenberg und wurde alsbald auf Lebenszeit verbeamtet.

Eine ziemlich sichere Zukunft lag also vor ihr, aber immer stärker merkte die junge Frau, dass ihr Tätigkeitsfeld nicht ihren Vorstellungen und Erwartungen entsprach. So entschloss sie sich nach intensivem Nachdenken schließlich doch für den nicht leichten Schritt. Vor allem, weil sie wusste, dass sie in ihrem Vater einen berufserfahrenen Partner neben sich hat. Er steht ihr nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. Er hat sich keinesfalls aus dem Berufsleben zurückgezogen. "Die Übertragung der Geschäfte an meine Tochter war ein rein juristischer Schritt und eine familieninterne Entscheidung", unterstreicht er ausdrücklich. Nach wie vor bereitet er Begräbnisse mit vor und hält wie gewohnt auch die Trauerreden größtenteils selbst.

Corinna Krüger sieht keine Probleme, dass sie als Frau in dieser Branche arbeitet. Der Trend gehe bundesweit in diese Richtung. Das erfuhr sie auch bei Praktika und Kontakten mit Unternehmern im Bestattungsgewerbe.

"Mit dem Tod umzugehen, ist kein frauenspezifisches Problem, sondern ein menschenspezifisches allgemein", sagt sie. Man dürfe nicht zu sensibel sein, aber sensibel genug, um dem Tod mit Würde gegenüber zu treten. "Als Bestatter wird man nicht härter, eher weicher", erklärt Corinna Krüger. Bei aller Fassung, die sie bei der täglichen Arbeit an den Tag legen muss, gäbe es aber trotzdem Dinge, die einen nicht losließen. "Man stellt sich schon manchmal ungläubig selbst die Frage, warum musste gerade dieser Mensch sterben. Manchmal ist es auch die Tragik der Umstände, unter denen er aus dem Leben schied", führt die Bestatterin an. Die Maxime des Bestattungsunternehmens war und bleibt, dass die Basis der Zusammenarbeit mit den Kunden gegenseitiges Vertrauen sein muss. "Wir trennen uns dabei von unseren eigenen Vorstellungen, geben höchstens beratende Unterstützung. Es muss immer eine Bestattung sein, so wie sie die Betroffenen wünschen. Wir werden niemandem etwas aufdrängen", betont Corinna Krüger.