Viven Grosser mag Rinder Viven Grosser mag Rinder: Jungzüchterin mit Format

Seyda - Gerade mal 16 Jahre jung ist Vivien Grosser. Aber in Rinderzüchter-Nachwuchskreisen hat sich die aufgeschlossene Jugendliche bereits einen Namen gemacht - und das sogar auf internationalem Parkett.
Etwa sechs Jahre engagiert sie sich inzwischen in den Reihen der Jungzüchter der Seydaland Rinderzucht GmbH und Co. KG. 2017 durfte sie beim Bundes-Jungzüchter-Wettbewerb in Oldenburg starten. Diese nicht alltägliche Chance nutzte die Mark Friedersdorferin, um sich für das Bundesteam zu qualifizieren und mit ihm im Oktober vorigen Jahres beim Europäischen Jungzüchter-Wettbewerb in Cremona in Norditalien anzutreten.
Dort belegte Vivien Grosser im Vorführwettbewerb, dem so genannten Showmanship, Platz drei und errang insgesamt - in den Disziplinen Fitten (Kuh zurecht machen), Preisrichten, einem Wissenstest und besagtem Vorführen - unter den 17 Teilnehmern der Junior-Kategorie den fünften Rang.
„Bis zum 25. Lebensjahr ist man Jungzüchter“, weiß die junge Frau, die im Juni ihren 17. Geburtstag feiert. „Bis 25 möchte ich die Sache auf alle Fälle weitermachen - wenn nichts dazwischen kommt und es die Jungzüchter bei Seydaland so lange gibt.“ Auch darüber hinaus noch züchterisch aktiv zu bleiben - dann allerdings in der Senior-Kategorie, kann sie sich durchaus vorstellen. Und das Ganze unabhängig davon, wie ihr späterer Berufsweg aussieht.
Praktikum bei Seydaland
Gegenwärtig absolviert Vivien Grosser ein Praktikum bei den Seydaland Agrarbetrieben. Jedoch nicht in einer Rinderanlage, wie man vermuten könnte, sondern auf wirtschaftlichem Sektor, also im Büro. Derartige Praktika gehören zu ihrem Fachabitur, für das sie - nach ihrem Realschulabschluss in Jessen-Nord - seit August 2017 an der Berufsschule in Wittenberg büffelt. „Ich habe aber auch schon in den Ferien bei Seydaland gearbeitet“, berichtet die 16-Jährige.
In welche berufliche Richtung sie sich später entwickeln möchte sei übrigens noch nicht entschieden, stellt die junge Frau klar. „Im Hinterkopf habe ich allerdings die Idee, mal bei der Polizei zu arbeiten.“ Zumindest bislang sehe es also nicht so aus, dass sie mal ganz und gar in die Rinderzucht einsteigen werde - was ihre Betreuer von den Seydaland Agrarbetrieben gern hätten. Ein eindeutiges „Nein“ sagt sie dazu aber auch noch nicht.
Jeweils zwei Monate vor einem Wettbewerb beziehungsweise der nächsten Schau fangen die Jungzüchter an, sich intensiv vorzubereiten. „Dann wird jede Woche trainiert“, schildert Vivien Grosser. „Zwei oder drei Mal pro Woche treffen wir uns jeweils für zwei Stunden in der Jungrinder-Anlage in Gentha.“
Und was passiert da genau? „Zuerst versuchen wir, das Vertrauen der Tiere zu gewinnen.“ Das ist immer wieder aufs Neue nötig, denn die Kühe für die Jungzüchter-Vergleiche - in der Regel um die zehn, zwölf Monate alt - wechseln jährlich. „Höchst selten wird mit demselben Tier eine zweite oder gar dritte Schau bestritten. Eigentlich nur, wenn zwischen den Veranstaltungen ein sehr kurzer Abstand besteht“, so die Erfahrung der Mark Friedersdorferin.
In den Übungsstunden wird nach und nach das ganze Programm durchexerziert, das man bei der Schau draufhaben muss. Fast alle Wettbewerbe sind gleich strukturiert und bestehen aus Vorführen (Showmanship), Scheren (Fitten, Clipping) und Tierbeurteilung (Benoten verschiedener Eigenschaften).
„In Cremona gab es zusätzlich noch einen Wissenstest“, macht Vivien Grosser auf eine Besonderheit des Europäischen Jungzüchter-Wettbewerbs 2017 aufmerksam, der im Rahmen der italienischen Nationalschau stattfand.
„YoungVision“ ruft
Schon seit Mitte Januar stehen die Seydaland-Jungzüchter wieder fleißig im Training. „YoungVision“ heißt die Veranstaltung, auf die sie sich jetzt zielgerichtet vorbereiten. Ausgetragen wird sie am dritten März-Wochenende (17. des Monats) in Karow, Ortsteil von Plau am See in Mecklenburg-Vorpommern.
Regie führt die Rinder-Allianz, sie vereint unter ihrem Dach die Rinderzuchtverbände von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Bei „YoungVision“ handelt es sich um die Landeswettbewerbe der Milchrind-Jungzüchter. Diese Schau ist - wegen des Verbandswechsels von Brandenburg zu Sachsen-Anhalt zum Jahresbeginn 2018 - Neuland für die Vertreter von Seydaland.
Sieben junge Leute
„Wie immer sind anfangs mehrere Tiere in der Auswahl“, beschreibt Vivien Grosser das Herangehen. „Die Entscheidung für eines davon fällt aber ziemlich früh, damit man sich auf dieses Rind und die Arbeit mit ihm konzentrieren kann.“ Derzeit besteht die Jungzüchter-Riege von Seydaland aus sieben Jugendlichen, „überwiegend Mädchen“, so die Mark Friedersdorferin mit einem vielsagenden Lächeln. „Alle Sieben fahren nach Karow.“
Betreut werden sie von Ralf Donath und Nina Franzisky. „Wir sind so etwas wie eine verschworene Gemeinschaft“, schildert die 16-Jährige das angenehme Klima im Umgang miteinander. „Dazu kann man schon fast Familie sagen.“ Hinzu kommt, dass Vivien Grosser begeistert ist von der Arbeit mit den Kühen: „Jede ist anders, es ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Außerdem bin ich sowieso eine Tierliebhaberin. Zu Hause haben wir Hund, Katze und Kaninchen und im Lauf des Jahres kommen noch Schafe dazu.“
Diese Begeisterung scheint ansteckend zu sein, denn ihr kleiner Bruder Fabian (12 Jahre) macht ebenfalls bei den Jungzüchtern mit.
Vivien Grossers Weg zu der Truppe begann übrigens mit ihrer Mutter Leila, die bei Seydaland in der Lohnbuchhaltung arbeitet. „Sie hat von den Jungzüchtern erzählt und dann bin ich mit meiner Cousine Katharina Stranz aus Blönsdorf, die schon dabei war, mitgefahren und hab mal mitgemacht. Das war auf Anhieb mein Ding. Jetzt kann ich nicht mehr ohne!“ (mz)
