Vernissage bei Dienstagsmalerinnen Vernissage bei Dienstagsmalerinnen: Couragiert und lebensfroh in Jessen
Jessen - „Klassentreffen“ - das großformatige Ölbild von Gerhard Kitzig fällt im Foyer des Jessener Schlosses gleich ins Auge. Die abgebildeten Herrschaften sind ergraut - der Schöpfer des Gemäldes hat sich selbst mit verewigt - aus ihren Gesichtern spricht Lebenserfahrung.
Die Atmosphäre am Donnerstag kurz vor der Eröffnung der Ausstellung der Jessener Dienstagsmalerinnen und ihres Mentors Gerhard Kitzig ist wie bei einem Klassentreffen geprägt von Wiedersehensfreude. Und wie es sich herausstellt, sind einige der zahlreichen Gäste, nämlich ehemalige Klassenkameraden von Gerhard Kitzig und Dienstagsmalerin Elke Ludley, wegen dieser Vernissage schon am Vorabend des Klassentreffens des Jessener Abiturjahrgangs 1961 angereist.
Infolge eines Aquarellkurses in der Volkshochschule vor 16 Jahren haben sich die Dienstagsmalerinnen gefunden, um ihrem Hobby gemeinsam zu frönen und ihre Fertigkeiten in unterschiedlichen Techniken zu vertiefen. Elke Ludley hatte den ausgebildeten Maler, Grafiker und Designer Gerhard Kitzig, dessen Großonkel der berühmte Maler Max Lingner ist, überzeugt, die Hobby-Künstlerinnen dabei zu unterstützen. „Seine Zusage war ein echter Gewinn, er macht das mit Lebenserfahrung und psychologischem Feingefühl“, sagt Laudatorin Edda Krüger. „Er hat seine Frauen ermutigt, ihren eigenen Stil zu finden.“
Kompakte Formen und warme Farben sind es bei der „Grand Dame“ Anne-Kathrin Weiner. Susanne Möbius eröffnet dem Betrachter eine besondere Sichtweise auf Bekanntes. Spezialität von Iris Heinitz sind Linolschnitte, zum Teil farbig. Bei Birgit Wolff, einst Porzellanmalerin im Annaburger Werk, finden sich immer wieder die fünf Elemente.
Elke Ludley liebt Natur, Blumen und Landschaften und Edith Schmidts Bilder spiegeln Experimentierfreude wider, wie etwa das „Mischgemüse“ mit seinen kantigen Formen oder das Pastell-Kreide-Bild „Winterabend in Jessen“, das eine wunderbare Stille assoziiert.
Im Jessener Schloss ist es die vierte Ausstellung nach einer langen Pause, in denen die Malerinnen jedoch nicht im stillen Kämmerlein wirkten, sondern mit ihren Werken auf Reisen waren und Ausstellungen in Wittenberg, Torgau, Herzberg und in der Polbitzer Kirche gestalteten. So gespannt wie auf ihre neuen Bilder sei sie auch immer auf ihre Hüte, so Edda Krüger. Bei öffentlichen Auftritten präsentieren sich die Dienstagsmalerinnen mit diesem Accessoire selbstbewusst und voller Lebensfreude, wie auch ihre Bilder sind.
„Es ist ein tolles Gefühl, wieder hier zu sein. Es ist wie nach Hause kommen“, sagt Elke Ludley in Richtung des „Schlossherren“, Bürgermeister Michael Jahn (SPD). Der gibt den Dank an die Künstlerinnen und ihren Mentor zurück: „Ich freue mich, dass sie hier ausstellen.“ Mit Verweis auf die eingangs beschriebene Atmosphäre sagt er: „Es freut mich, dass die Anhänger der stillen Malerei so lebendig sind. “ (mz)