«Unsere erste vernünftige Mugge»
Annaburg/MZ. - Publikumstechnisch waren die Bedingungen für ein erstes Mal nicht eben ideal. Vielleicht 40 Leute befanden sich in dem Saal, als die fünf Künstler begannen, ihre "Musiktorte" stückchenweise an die kleine Zuhörerschaft zu verteilen. Schon nach wenigen Tönen wurde klar, da stehen Könner auf der Bühne, die obendrein aufgehen in dem, was sie machen, und spürbar mit viel Spielfreude agieren.
Regelrecht im Gehör kleben blieb die einprägsame wie kraftvolle Stimme von Marion Bohn. Sie hat seit ihrem Ausscheiden bei "Keimzeit" nichts an Souveränität eingebüßt. Auch die gesangliche Unterstützung von Schlagzeuger Tommy Schubert fügte sich wunderbar ein. Überhaupt harmonisierten die Musiker prächtig miteinander.
Die Auswahl der durchweg gecoverten Titel ließ keine Generalrichtung erkennen, zeigte sich im Gegenteil sehr facettenreich und vermochte so, immer wieder zu überraschen. Songs von Skunk Anansy, Audioslave, Diana Krall und den White Stripes gehörten ebenso dazu wie solche von Tori Amos oder Sheryl Crow. Dabei hatten sich Marion Bohn, ihr Bruder Hartmut Leisegang (Bass), Tommy Schubert (Drums und Gesang, erst 19 Jahre), Hans Tabel (Gitarre) und Christian Hartung (Keyboards) nicht unbedingt das bekannteste Material der genannten Bands für ihre Interpretationen herausgesucht. Oft griffen sie bewusst nach Stücken, die für gewöhnlich im Schatten der Nummer-eins-Hits standen und stehen, die neben den bekannten Singles oder auf manchem Album etwas zu kurz kommen. Insgesamt ergab sich so ein ohne Ausnahme gelungener Mix aus feinen, charmanten Nummern, die immer wieder aufs Neue dazu einluden, sich auch auf dem Parkett zu bewegen.
Die Potsdamer Band "Kaolin" und ihr Programm, das in Annaburg in zwei Teilen zu Gehör gebracht wurde, haben ein größeres Publikum unbedingt verdient und werden es sicher auch finden und erobern. Weitere Auftritte im Mai und im September sind ja geplant.