Trainingslager in Klöden So bereiten sich Radsportler aus Thüringen auf 15. Elbauerennen vor
24 Nachwuchssportler aus vier Thüringer Radsportvereinen bereiten sich in Klöden auf das 15. Elbauerennen vor. Warum Teilnehmer mit Tourenrädern eine Minute Vorsprung erhalten.
Klöden/MZ. - An der berühmten Tour de France möchte Charlotte Hahn später nicht teilnehmen. Das hat sich die Sportlerin vom Radfahrverein „Die Löwen“ Weimar geschworen. „Dies ist eher etwas für Sportschüler“, schätzt das junge Talent aus Thüringen ein, zudem gehe dann ein Großteil der Ferien für intensives Training drauf. Charlotte Hahn ist zum ersten Mal in Klöden – und hat ihren Zwillingsbruder Konrad gleich mitgebracht.
Radsport, sagen sie unisono, sei genau ihr Ding. „Wir treiben Sport an der frischen Luft und lernen Land und Leute kennen“, streicht Konrad Hahn die Vorzüge ihres gemeinsamen Hobbys heraus. „Bei schlechtem Wetter trainieren wir auf der Rolle im Keller“, ergänzt seine Schwester, die im Anschluss von gemeinsamen Ausflügen mit den Eltern erzählt. Zum Radsport sind die beiden Pedalritter durch einen Kumpel von Konrad gekommen. Dieser habe erst ihn überzeugt, mit zu den Löwen zu kommen, kurz darauf schlüpft auch Charlotte in das Vereinstrikot. „Man kann uns kaum unterscheiden, denn ich trage die Haare kurz“, meint das neunjährige Mädchen, das nach der ersten größeren Trainingsrunde schon Bekanntschaft mit dem Muskelkater gemacht hat. „Der war beim Aufstehen schon sehr präsent.“
Warten auf Organisator
Der Platz hinter der Tenne füllt sich langsam. Insgesamt 24 Nachwuchssportler aus vier Vereinen Thüringens (Jena, Erfurt, Weimar, Waltershausen-Gotha) haben hier ihr Quartier aufgeschlagen und bereiten sich über mehrere Tage hinweg auf das Elbauerennen vor, das am Sonnabend, 6. April, bereits zum 15. Mal zwischen Klöden und Rettig über die Bühne geht. Jamie Alexander Haupt vom RSC Turbine Erfurt rollt mit seinen Teamkollegen ebenfalls in Richtung imaginäre Startlinie und wartet auf die Ansage von Michael Schurig vom 1. RC Jena, der als Organisator des Wettbewerbs und Trainer auch die Tagesabläufe festlegt.
Haupt erzählt, dass er seit zwei Jahren im Sattel sitzt und mit Radsport seine Freizeitbeschäftigung gefunden hat. „Ist auch gut zum Aufbau der Beinmuskulatur“, meint er, für eine Profikarriere sei der Zug längst abgefahren. „Dazu bin ich zu spät eingestiegen“, so der 13-Jährige, der sich mit Teilnahme an einem Mehr-Etappen-Rennen schon ein Karriereziel gesetzt hat. Nach der ersten Runde am Ostermontag mit 66 Kilometern seien die Beine ganz okay. „Wir müssen in der Gegend auch keine Berge überwinden. Das Gelände ist schön flach“, so der Teenager aus der Landeshauptstadt Thüringens.
Greta Jelinek vom 1. RC Jena bereitet sich rund um Klöden bereits zum zweiten Mal auf das Rennen vor und hat sich mit „mindestens Platz vier“ ein klares Ziel gesetzt. „Es ist schön hier“, meint die Zwölfjährige, die es toll findet, dass in der Region viele Pferde auf den Koppeln stehen. Das Mädchen aus Jena träumt ebenfalls nicht von einer Profikarriere. Sport soll in erster Linie Spaß machen, über die Straßen zu radeln sei zudem wesentlich schöner als im Fitness-Studio zu trainieren. „Die Strecken hier sind sehr windanfällig. Deshalb muss ich mir am Sonnabend die Kräfte gut einteilen.“
350 Voranmeldungen
Langsam kommt Bewegung in den Pulk. Die Radsportler formieren sich je nach Altersklasse hinter ihren Betreuern, wer mehr Luft auf dem Hinterrad benötigt, fordert den „Mann mit der Luftpumpe“ an. Schurig erzählt, dass sich für die verschiedenen Wettbewerbe am Sonnabend schon 350 Teilnehmer angemeldet haben. Das Rennen der Jahrgänge 2012 und jünger biete eine Besonderheit. Wer zum Beispiel mit einem Tourenrad am Start erscheint, bekommt eine Minute Vorsprung. „Sonst haben diese Teilnehmer keine Chance. Denn andere donnern mit dem Rennrad über die Piste.“
Das Trainingslager in Klöden dient nicht allein der Wettkampfvorbereitung. Die 24 Nachwuchsathleten sollen lernen, im hohen Tempo in der Gruppe zu fahren, ihr Rad sicher zu beherrschen und auf Kommandos zu achten. Hand nach unten weist zum Beispiel auf ein Schlagloch in der Straße hin. Selbst nach einer längeren Einheit (bis 100 Kilometer) haben die Kinder kaum Probleme beim Sitzen. „Die Hose muss gut gepolstert sein“, so der 56-Jährige, nach der langen Winterpause klagen die Teilnehmer eher über Schmerzen im Rücken oder in den Armen.
Als Fachmann sehe er schon, wer in den vergangenen Monaten viel vor der Flimmerkiste gehockt oder die ein oder andere Runde im Freien gedreht hat. Einige der mitgereisten Sportler besitzen zwar Talent, doch Wettkampf und Training sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Beim Zielsprint werden die letzten Kraftreserven abgefordert. Mit bisher je 70 Anmeldungen sind die Altersklassen U 15 und U 17 stark besetzt.
„Eigentlich“, so Schurig, „ist es eine inoffizielle Ostdeutsche Meisterschaft. Denn die Teilnehmer kommen aus allen neuen Bundesländern.“ Der 56-Jährige hebt den Arm. Dies ist das Startsignal. Sekunden später ist der Platz hinter der Tenne menschenleer.