Sommerfest in Seyda Sommerfest in Seyda: Immer mittendrin auf dem Diest-Hof
Seyda - „Mitten im Leben“ stehen die Bewohner des Seydaer Diest-Hofes und ihre Betreuer in diesem Jahr zu ihrem Sommerfest am Sonnabend. Freilich tun sie das auch sonst. Doch in diesem Jahr lehnen sie sich mit selbigem Motto vor allem an den Grundgedanken des Reformationsfestes an, das im nahen Wittenberg als deren Ursprungsort gefeiert wird.
Recht kurz fällt diesmal das Eröffnungsstück der gemeinsamen Theatergruppe AugustinusDiestler aus, das sich der Bibelübersetzung aus dem Lateinischen ins Deutsche annimmt. Die Bürger seinerzeit - so die Geschichte des Stückes - verstehen beim Gottesdienst nicht, was dort passiert.
Deshalb gehen sie zum Bischof, um ihn zu bitten, die Bibel ins Deutsche übersetzen zu lassen. Doch der Bischof lehnt das ab. Daraufhin hat Martin Luther sich dessen angenommen und sie übersetzt. Seither können die Menschen verstehen, was dort geschrieben steht. Und die beginnende Kunst des Druckens bot die Möglichkeit, die Psalmen auf Blättern unters Volk zu verteilen.
„Doch dem Bischof gefiel das wieder nicht“, fasst Diest-Hof-Leiter Andreas Gebhardt im Nachhinein die Handlung des Stücks kurz zusammen. Der hohe Geistliche wollte das verhindern. „Aber die Menschen haben weiter gemacht und hatten nun direkt Zugang zu den Bibeltexten“, würdigt er die Aussage des Theaterstücks, das die Mitwirkenden vom Diest-Hof und vom Augustinuswerk Wittenberg unter Leitung von Werner Srugies wie stets mit Inbrunst einstudierten und darstellten.
Die Plakate „Bibel = Deutsch“ und „Reformation jetzt“ hielten sie noch während der gesamten Andacht vor der Bühne hoch.
Reger Besucherzuspruch
Bei bestem Wetter tummelten sich derweil bereits zahlreiche Besucher auf dem Gelände, die entweder keinen Platz mehr auf den Bänken vor der Bühne ergatterten, oder die mit dem lieben Gott an sich nichts anfangen können. Die sich sehr wohl aber mit den Leistungen und dem Engagement der 77 Mitarbeiter der Einrichtung identifizieren, die im Moment 94 Bewohner mit geistigen Behinderungen in ihrem Leben begleiten.
„Das Sommerfest hier ist doch immer was Besonderes und die Organisatoren lassen sich einiges einfallen. Deshalb kommen wir gern hierher.“ Den Tenor dieser Sätze hört man allenthalben auf dem Weg von Stand zu Stand.
Insbesondere an die Kinder ist mit vielen Angeboten gedacht. Ob beim Mikado mit Stäben, die nicht auf den Wohnzimmertisch passen würden, oder beim Großfeld-Mensch-ärgere-dich-nicht und anderem mehr hatten Kinder wie Eltern und Großeltern viel Spaß.
Dass Anwohner aus dem nahen Umfeld, aber auch aus der Region die Einrichtung kennenlernen, auch Berührungsängste mit ihr oder ihren Bewohnern verlieren, ist eines der Grundanliegen des Sommerfestes. Aber genauso natürlich, den Schützlingen der Einrichtung diesen Moment der öffentlichen Aufmerksamkeit zu gönnen.
Wie in Vorjahren schon berichtet, sind viele von ihnen stets richtig aufgeregt und können es kaum erwarten, dass das Fest beginnt. Zumal sie auch in dessen Vorbereitung eingebunden sind. Die Theatergruppe ist da nur ein Aspekt. Viele Dinge, die von Bewohner angefertigt werden, sind von Nutzen.
Weitere Sanierungen
In der Einrichtung selbst stehen laut Andreas Gebhardt weitere Veränderungen an. „Im zweiten Halbjahr beginnt die Sanierung des Hauses Schwalbennest. Das Dachgeschoss einschließlich Dach sind zu erneuern sowie ein Rest an der Fassade und ein Teil neuer Fenster muss noch rein“, schildert der Leiter die Herausforderungen.
Im Moment ist man dabei, den Hühnerstall zu sanieren. Ist er fertig, „dann haben wir auch wieder Hühner, eine sächsische Sorte“, so Gebhardt.
(mz)