Siebentes Kneipenfest Siebentes Kneipenfest: Töne bis in den Morgen

JESSEN/MZ - Das Interesse an guter Musik ist in Jessen scheinbar ungebrochen. Wie in den Jahren zuvor beteiligten sich sieben Lokalitäten am nunmehr siebenten Kneipenmusikfest. Die nach erster Einschätzung der Veranstalter 900 bis 1 000 Gäste bestimmten mit ihrem Besuch selbst, welches Musikgenre ihnen am besten gefällt oder sie schnupperten einfach mal in alle Veranstaltungen rein. Ein Bändchen um das Handgelenk - und schon konnte es auf eine abendliche Tour gehen. Im Obolus von zehn Euro war die Busfahrt enthalten. Rainer Matthäs von der Jessener Personenverkehrsgesellschaft chauffierte die Besucher im regelmäßigen Takt zur nächsten Gaststätte. Leer war sein Bus dabei nie.
Zwickersche Premiere
Wer die Musikmeile „von oben“ bis zum „Schützenhaus“ akribisch abspulen wollte, konnte im „Weinhaus Zwicker“ starten. Für die Betreiber Andrea und Guido Zwicker war es zugleich eine Premiere. Sie waren zum ersten Mal dabei und hatten die Sache von Anfang an gut im Griff. Hier spielte das Männerduo „The Glimmer Kings“ Rock, Pop und Soul. Natürlich war nicht nur Jessener Wein im Angebot, ausgesprochene Biertrinker brauchten auf ihren geliebten Gerstensaft nicht verzichten. Als deftige Häppchen hatte das Wirtsehepaar Stullen mit Harzer Käse und Jessener Fettbemmen im Angebot.
Hier begannen auch Elke und Fritz Sebastian aus Ruhlsdorf ihre Tour. „So schön es auch ist, leider konnten wir nicht an allen Kneipenfesten teilnehmen“, sagte Fritz Sebastian. Er arbeitet beim DRK in Jessen als Rettungssanitäter im Schichtdienst. Besondere Einsätze während der Musiknacht habe es aber nie gegeben. Auch diesmal verlief alles ruhig. „Die Jessener und ihre Gäste sind ein sehr friedliches Publikum“, konstatierte Antje Schmidt, die Veranstalterin (siehe auch „Organisiert von Erzgebirglern").
Dobby als Wunschmusiker
Vom Weinhaus konnte man das das nächste Ziel locker zu Fuß erreichen. Im „Bergschlösschen“ sind Dobby und seine Freunde seit Jahren die Wunschmusiker, sowohl von der Wirtin Karin Peetz und ihrem Team als auch der Gäste. Dobby alias Andreas Dobbert aus Luckenwalde ist ein echtes Urgestein in der Musikszene, spielt meisterhaft Gitarre und ist oft in der Region Jessen zu Gast. Wer Hunger hatte, kein Problem. Direkt am Eingang hatte Fleischermeister Henry Schimpfkäse ein prächtiges Schwein am Spieß über dem Grillfeuer am Wickel. „Eigentlich ist doch mein Name unwichtig. Alle kennen mich nur als „Ritter der Blutwurst“, klärte er auf. Stimmt, denn mit seinen besonderen Wurstkreationen hat er bei Wettbewerben der Ernährungsbranche schon Preise abgeräumt.
Bis zur Gaststätte „Nord“ war es dann doch ein recht langer Weg. Da lohnte sich der Bus. Für Inhaber Klaus Reißaus stand auch in diesem Jahr fest: „Wenn einer hier spielt, dann ist es Gero aus Leipzig.“ Die Gäste waren der gleichen Meinung, was der Besucheransturm unterstrich. Gero lädt mit der Gitarre und seiner Stimme die Fans stets zu einer Zeitreise durch mindestens 40 Jahre Rockgeschichte ein. Vor allem sind es deutschsprachige Texte von den Puhdys, den Lords, Westernhagen oder Grönemeyer. Vielleicht tat spätestens jetzt schon eine Prise frischer Luft gut, denn bis zum Hotel-Restaurant „Zur alten Brauerei“ am Kreisel war es kein langer Weg. Inhaber Sören Dietze hatte reichlich Personal aktiviert. Kurz und knapp ist der Name der zwei Musiker, die hier für Unterhaltung sorgten: „Nur.So“. Ganz im Gegenteil dazu ihre Musik. Sie bewies Spaß am Musizieren. Es ist eine Mischung aus Rock, Pop, Partykrachern, Klassikern und Ohrwürmern von den Eagles, Status Quo und Peter Maffay bis hin zu AC/DC, die sie mit Gesang und Instrumenten perfekt beherrschen.
„Einmal in Jessen ist gut“
Im Gasthaus „Zum weißen Schwan“ in der Langen Straße hatte nur einer das Spielen und Singen, „Papa Joe“. Inhaber Klaus Hamatscheck stellte unmissverständlich fest: „Der Finsterwalder spielt bei mir so lange, bis einer von uns beiden geht.“ Hamatscheck begrüßte es ausdrücklich, dass in Jessen nur einmal jährlich ein Kneipenfest stattfindet. „Mehr bringt nichts, das hat man in Wittenberg gesehen. Da waren es zuletzt drei, aber Besucher wurden es immer weniger.“
Musikalisch und zugleich sportlich ging es im Schlosspark-Bowling von Ralf Hentschel zu. Die Pins auf den Bahnen fielen wie gewohnt. Vielleicht trug ja die Musik auch dazu bei, dass mehr als sonst umkippten. Obwohl die Drei-Mann-Band einen eigenwilligen Namen hat: „Die kastrierten Kannibalen.“
Die Tour endete im Saal vom Schützenhaus oder man spulte sie noch einmal ab. Hier jedenfalls hatte die größte Formation ihren Auftritt, die „Don Simon Band“. Seit 1995 tourt sie durch die Lande und begeistert mit gekonnt interpretierten Coverversionen. Ihr Schlagwort lautet: „Wir bringen euch in Bewegung.“ Das tat das Jessener Kneipenfest aber auch.


