Schulklasse besucht MZ: Schulklasse besucht MZ: Gedruckte Zeitung beliebter

Jessen - 22 Mädchen und Jungen besuchen die Klasse 8d des Jessener Gymnasiums. 18 davon sind anwesend, als gestern Vormittag im Deutschunterricht bei Lehrerin Cornelia Berthold der Start ins Medienprojekt „Klasse 2.0“ der Mitteldeutschen Zeitung vollzogen wird, an dem sich übrigens alle vier achten Klassen der Bildungseinrichtung beteiligen.

Gleich die einführende Frage von Cornelia Berthold bzw. die Schüler-Antworten darauf fördern Erstaunliches zutage: Niemand in der 8d liest die Tageszeitung zu Hause am Computer oder per Tablet. Soviel zum Thema „Generation online“. Man merke: Nichts lässt sich generalisieren. Dafür liegt der Prozentsatz der Papier-Zeitung-Leser relativ hoch unter den 14-Jährigen dieser Klasse. Immerhin neun melden sich. Allerdings ordnen sich nur drei oder vier davon den regelmäßigen Zeitungslesern zu, die vielleicht viermal pro Woche ihre Nase in die MZ stecken.

Und was interessiert am meisten, wenn schon in der gedruckten Ausgabe geblättert wird? Der Lokalteil „Jessener Land“ und der Sport werden am häufigsten genannt. Eher selten ist - aber es kommt vor, dass jemand sich beinahe die komplette Zeitung vornimmt, einschließlich überregionalem Politik-Teil.

Etwa die Hälfte der Familien, aus denen die Schüler kommen, hat zu Hause die Tageszeitung. Andererseits geben fünf oder sechs der Mädchen und Jungen unumwunden zu, in überhaupt keine Zeitung reinzuschauen. Daran knüpft Cornelia Berthold an und ermuntert: „Deshalb ist es so wichtig, diese Chance zu nutzen, die die MZ mit dem Medienprojekt bietet.“ Sie bezieht das erst einmal darauf, sich damit vertraut machen zu können, wie man in der Zeitung Informationen vermittelt und wie dadurch zur Meinungsbildung beigetragen wird - in der heutigen Zeit der Medien- und Meinungsvielfalt. Dabei gibt die Deutschlehrerin als Schwerpunkt für die achte Klasse aus, das Medium Zeitung kennenzulernen. Im nächsten Jahr, also in Klasse neun, soll dann verstärkt das Augenmerk darauf gelegt werden, selbst zu recherchieren und zeitungstaugliche Berichte, Kommentare oder kleine Reportagen zu schreiben und mit Bildern zu versehen.

Die Zeitungsschau beginnt als Rauschen im Blätterwald. Bei Maike Reller und Cornelius Arndt (beide aus Jessen) gibt es die MZ im Haushalt. „Wir lesen aber nicht so regelmäßig darin wie unsere Eltern.“ Die Jugendlichen ziehen ihre Informationen überwiegend aus dem Internet, wie sie sagen. Aber wenn schon - wie jetzt vier Wochen lang unentgeltlich über das Projekt „Klasse 2.0“ - die Zeitung zur Hand genommen wird, ist für die beiden Achtklässler der Sport-Teil die erste Wahl. So bleiben sie gestern auch sofort bei dem großen Bild „Blau-weißer Wahnsinn“ der feiernden Fußballer vom 1. FC Magdeburg hängen, die den Aufstieg in die Dritte Liga perfekt gemacht haben.

Johanna Dölz aus Gentha gehört nach eigener Einschätzung zu den Viellesern. Drei-, viermal pro Woche schaut sie in die MZ. Nancy Richter, ihre Banknachbarin, aus Schöneicho hingegen sagt: „Ich lese nur sehr unregelmäßig Zeitung, meist habe ich keine Zeit dafür.“ Sie informiert sich vorrangig übers Internet oder aus dem Fernsehen. Bei Johanna Dölz ist neben anderem Facebook eine stete Quelle für Neuigkeiten. Die gestrige Zeitungsschau hat das Duo zu allererst auf die Galaxo-Kinder-Seite geführt und zwar zu der Notiz, das Jürgen Klopp, sieben Jahre lang Trainer von Borussia Dortmund, nun eine Pause einlegt. Dann geht’s zum Regionalsport. Johanna Dölz hat das Foto vom Benefizlauf in Wittenberg entdeckt.

Das Thema interessiert sie, denn früher hat sie in Wittenberg gewohnt und selbst schon an einem solchen Lauf teilgenommen. Also werden dieses Foto und der Text wohl in dem Hefter landen, den anzulegen Cornelia Berthold ihren Schülern für die nächsten 14 Tage als Aufgabe gestellt hat. Dort hinein sollen täglich ein Artikel und ein Foto wandern, welche die Mädchen und Jungen besonders ansprechend finden. Ergänzt durch einen eigenen Textversuch und ein selbst geschossenes Bild. (mz)