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Schulbus in Schweinitz Schulbus in Schweinitz: Kreis hält Haltestelle außerorts für nicht machbar

Von Klaus Adam 17.03.2015, 19:04
Der Fußweg nach Schweinitz zur nächsten Bushaltestelle, hier fürs Foto mit den Eltern, ist für die drei jetzigen und drei künftigen Schüler nicht ungefährlich.
Der Fußweg nach Schweinitz zur nächsten Bushaltestelle, hier fürs Foto mit den Eltern, ist für die drei jetzigen und drei künftigen Schüler nicht ungefährlich. Adam/Privat Lizenz

Schweinitz - Wenn Nele Hellwig sich auf den Schulweg macht, dann ist das nicht ganz ohne Gefahren. Ihre Familie wohnt etwas außerhalb Schweinitz’, hinter der Einmündung zur Ritterburg. Was für Nele und die beiden anderen Schüler ihrer kleinen Exklave einen recht langen Weg bis zur Bushaltestelle „Schweinitz Stadt“ bedeutet. Sie müssen ihre Schritte meist außerhalb der viel- und schnellbefahrenen Straße setzen. Was nicht selten durch hohes Gras und im Winter sogar durch den zur Seite geschobenen Schnee führt. „Sie kommen dann schon mit nassen Füßen zur Schule“, erklärt Bastian Schüßler. Diese Bedingungen möchte er ihnen aber ungern zumuten. Einzige Alternative bisher: Die Eltern bringen ihre Kinder per Auto zur Schule bzw. zur Haltestelle. Kristina Stergel, sie besucht bereits die neunte Klasse, fährt zwar mit dem Fahrrad, lässt es aber an der Bushaltestelle im Ort stehen, und steigt in den Schulbus um.

Schulbus fährt vorbei

Der Schulbus fährt allerdings vor ihrer Haustür vorbei. Wobei „vorbei“ ganz wörtlich zu nehmen ist. Aus diesem Grund kamen Schüßler und Martin Hellwig, ein Nachbar und weiterer Familienvater, auf die Idee, den Schulbus einfach anzuhalten. Ganz offiziell, mittels Haltestelle. Im Februar 2014 beantragten beide Familien daher bei der Landkreisverwaltung Wittenberg „Prüfung und Genehmigung einer (Schul-)Bushaltestelle an der Ecke Torgauer Straße/Zur Ritterburg“. Und begründeten darin: „Wir haben derzeit drei schulpflichtige Kinder, in den nächsten Jahren folgen drei weitere. Die anzufahrenden Schulen sind zum einen die Grundschule Schweinitz, demnächst aber auch noch die Sekundarschule Jessen bzw. das Gymnasium Jessen.“ Aus Sicht der Familien sollte es doch nicht so schwer sein, die Sache schnell und einvernehmlich zu regeln.

Die Eltern der derzeitigen und künftigen Schulkinder begründen ihren Antrag mit folgenden grundsätzlichen Argumenten:

Für den Schulbus ist es kein Umweg. Der Halt liegt an seiner normalen Strecke.

Immerhin handelt es sich mittelfristig um sechs Kinder, die zur Schule gebracht werden müssen.

Es könnte die Ausbuchtung alte Straße/Einmündung zur Ritterburg als Haltestelle genutzt werden.

Die Kinder steigen in Wohnhausnähe in den Schulbus und müssen nicht neben der Straße zur Stadt laufen, was eigene Gefahren birgt.

Um die geforderte Sicherheit für den Schulbushalt herzustellen, könnte die Geschwindigkeit der übrigen Fahrzeuge ab Abzweig Klossa auf Tempo 70 reduziert werden. Beispiel: Zwischen Mügeln und Schweinitz ist eine Extra-Haltestelle eingerichtet worden.

„Sechs Kinder“, so Schüßler später zur MZ, „sollten es dem Landkreis doch wert sein, für ihren sicheren Schulweg zu sorgen.“ Deshalb mag er sich nicht damit abfinden, dass der Kreis das Einrichten einer Schulbushaltestelle letztlich ablehnte. Die Antragsteller legten Widerspruch ein. Auch der wurde - kostenpflichtig - abgelehnt. Woraufhin Schüßler seinen Widerspruch an die übergeordnete Behörde reichte, das Landesverwaltungsamt also. Hier steht die Entscheidung noch aus.

Nicht leicht gemacht

„Wir haben uns die Sache wirklich nicht leicht gemacht“, bekundet nun der Wittenberger Fachdienstleiter Holger Zubke auf Anfrage der MZ. Er selber habe an Vor-Ort-Treffen mit Polizei, Verkehrsbehörde (aus dem eigenen Haus) und Straßenbaulastträger (die Straße Richtung Annaburg ist eine Landesstraße) teilgenommen. Die Ablehnung, so Zubke, sei von allen einhellig vertreten worden, „weil von den Kindern die Straße gequert werden müsste“. Außerdem läge eine Haltestelle dort in einem Kurvenradius. „Wir haben uns angesehen, wie weit vorher andere Verkehrsteilnehmer einen haltenden Bus erkennen würden.“ Auch dies sei letztlich ein Ausschlussgrund für eine Bushaltestelle in diesem Bereich gewesen. Die von den Eltern als Alternative vorgeschlagene Einmündung zur Ritterburg als Haltestelle sei nicht umsetzbar aufgrund der Größe der Busse.

Ihm sei klar, dass die derzeit herrschende Situation für niemanden befriedigend ist, erklärt der Fachdienstleiter. Allerdings müsse der Kreis für seine Entscheidungen die Verantwortung tragen. „Es geht um die Sicherheit der Kinder“, betont Zubke. Hier setzen aber Kreis und Eltern unterschiedliche Prämissen. Während die Eltern das Laufen am Straßenrand oder neben der Fahrbahn als gefährlich empfinden, meinte der Fachdienstleiter. „Eine Haltestelle auf der Straße ist zu gefährlich. Es wäre schlimm, wenn wir dort eine einrichten und drei Tage später läuft ein Kind in ein Auto.“

„Kurve ist nicht gleich Kurve“, verweist Holger Zubke auf einen Hinweis der Eltern. Die haben nämlich registriert, dass zwischen Schweinitz und Mügeln - am so genannten Furthaus - vor gar nicht allzu langer Zeit eine Haltestelle geschaffen wurde, ebenfalls in einer Kurve. „Wir wollen nach Möglichkeit außerorts gar keine Haltestellen installieren“, erklärt der Mann aus der Kreisverwaltung dazu. An dieser Stelle herrsche allerdings eine andere Verkehrssituation. Haltende Busse seien deutlich eher erkennbar, so die Begründung. Dort müssen die Schulkinder am Morgen allerdings auch die Straße überqueren.

Und es geht doch

Eine Sache ist den Anwohnern, insbesondere den Eltern, die ihre Kinder auf einem sicheren Schulweg sehen möchten, aufgefallen. Als am vergangenen Mittwoch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident und andere Honoratioren zur Einweihung des fertigen Damm-abschnittes anreisten, wurde das Tempo genau in diesem Bereich per Schild reduziert. Zunächst auf 70, dann auf 30 und sogar auf 10 km/h.

Es ist sicher unnötig, den Kommentar der Eltern hierzu zu zitieren... (mz)

Für die Sicherheit des Ministerpräsidenten allerdings wurde die Geschwindigkeit reduziert, wie Bastian Schüßler vorige Woche feststellte.
Für die Sicherheit des Ministerpräsidenten allerdings wurde die Geschwindigkeit reduziert, wie Bastian Schüßler vorige Woche feststellte.
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