Schriftsteller-Lesung im Seydaer Amtshaus Schriftsteller-Lesung im Seydaer Amtshaus: Wolfgang W. Ladewig über die Liebe
Elster/Seyda - Dass ein Mann über die Liebe schreibt, muss nicht verwundern. Man denke nur an Goethe, Schiller und nun getrost auch an Wolfgang W. Ladewig. Nur sind die Akteure in seinem neuesten Werk „Die vier Jahreszeiten der Liebe“ keinesfalls erfunden, sondern er hat sie ganz lebendig vor sich gehabt, sie zunächst beobachtet, ausgefragt und über einen längeren Zeitraum zu ihnen Kontakt gehalten. So ist eine Art Dokumentation entstanden, die wieder bestätigt, dass das Leben immer noch die spannendsten Geschichten schreibt. Davon konnten sich die Gäste der Schriftsteller-Lesung im Seydaer Amtshaus überzeugen.
Die Geschichten stehen für sich und sind doch irgendwie im Buch miteinander verwoben. So die von Fritz und Erna, den beiden alten Leuten, die Händchen haltend, ein Café betraten und sich mit dem Autor in einen Plausch über ihr Leben und ihre Liebe einließen. Freimütig beantworteten sie dessen Fragen zur Liebe im Alter. Liebe, so die Zwei, sei vor allem das Vertrauen ineinander und das Gefühl, dass der Partner immer an deiner Seite ist, selbst wenn er mal nicht da sei.
Als Gegenstück zur trauten Zweisamkeit beschrieb Ladewig einen gewissen Hubert, der alle Hoffnung auf eine neue Liebe aufgegeben hatte. Kaum Zeit, an die Liebe zu denken, hatte wohl auch die junge Mutter, der Ladewig am Berliner Hauptbahnhof half. Als die zwei Kinder und eine Menge Gepäck im Abteil verstaut waren, kam ihr Ehemann mit zwei Bierflaschen in der Hand dazu. Liebe schien dieser Mann nicht zu kennen und seine Frau erwartete diese nach zu vielen Enttäuschungen wie es schien, von ihm nicht mehr. Dennoch entschuldigte sie sein Tun und wollte nicht wahrhaben, dass ihre Liebe im eisigen Winter angekommen war.
Der Autor, der die Stadien einer Liebe mit den Jahreszeiten vergleicht, erntete in Seyda große Zustimmung. Zumal hier viele ältere Zuhörer saßen, die einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Liebe und Partnerschaft mitbrachten. Eine Frage stellte Ladewig am Ende der Lesung noch in den Raum: Warum lassen wir unsere eigenen Wünsche eintrocknen und absterben und teilen sie unserem Partner nicht mit? Letztlich entscheidet jeder selbst darüber, in welcher Jahreszeit der Liebe er lebt. (mz)