Schloss- und Heimatfest Schloss- und Heimatfest: Mit viel Liebe zu den Details
Annaburg/MZ. - Der gelernte Stellmacher, seit 1963 Mitglied der Annaburger Feuerwehr, hat sichtlich Freude an dem Projekt, den Schlossbrand von 1958 darzustellen. Das Modell, anderthalb Meter hoch und doppelt so lang, ist inzwischen fast fertig. Eigentlich sind es sogar zwei Modelle - damit die Zuschauer des Festzuges es auf beiden Seiten bewundern können. "Die Stunden dafür darf man nicht rechnen", sagt Fieseler. "Ich habe doch Zeit als Rentner. Es ist eben eine Art Hobby. Das darf nicht in Arbeit ausarten, sonst macht's keinen Spaß mehr."
Die Platten aus Holz stammen von einem früheren Truppenübungsplatz, der durch ABM beräumt wurde. Einzig die Farben, entsprechend dem früheren Aussehen (grau der Putz, ocker der Sandstein, rot das Dach) mussten besorgt werden. Auch auf Detailtreue hat Manfred Fieseler geachtet, schon im Winter hat er das Schloss fotografiert, damit Giebel und Fenster dem Original entsprechen. Alte Fotos vom abgebrannten Giebel halfen beim Gestalten, mit einem Butanbrenner wurde den "Dachlatten" die echte Schwärze verliehen.
"Das Schloss war damals voll bewohnt", erinnert sich Fieseler an den Brand vom 10. April 1958, auch wenn er selbst in jenen Tagen nicht in Annaburg war. Eine Frau hatte Asche aus dem Ofen genommen und in einem Pappeimer auf den Boden gestellt. Die noch darin befindliche Glut entfachte das Feuer, das gegen 5.10 Uhr morgens entdeckt worden war.
Der Bericht über den Brand, in der Chronik der Wehr zum hundertjährigen Bestehen 1992 abgedruckt, schildert die Löscharbeiten. Die Annaburger Wehr war schnell vor Ort, es kamen auch die Wehren aus Naundorf, Prettin und Jessen, später noch die Feuerwehrschule Neudeck. Arbeiter vom Steingutwerk und der Maschinenfabrik halfen löschen und bergen, selbst die Garnison der Roten Armee war schnell zur Stelle und packte mit an.
19 Familien mussten aus dem Schloss evakuiert werden. Ihr Hab und Gut wurde zunächst in der Turnhalle untergestellt, während die Leute selbst auf Beschluss des Stadtrates Unterkunft im Waldschlösschen fanden, das für diesen Zweck beschlagnahmt worden war. Sogar beim Pfarrer wurden einige der Opfer einquartiert.
So wird die Feuerwehr nicht nur das Modell mitführen, aus dem es dank Nebelmaschine ordentlich qualmen wird. Die Mitglieder werden auch die Arbeiter, Hausfrauen und Soldaten darstellen, die den Brand löschten. Gezogen wird der Hänger mit dem Schloss vom Oldtimer der Wehr, Typ G-5. Für die eine "Schlosshälfte" gibt es übrigens schon einen Interessenten. "Die andere werde ich mir wohl danach in den Garten stellen", schmunzelt Manfred Fieseler.