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Rotwildhegegemeinschaft  Rotwildhegegemeinschaft : "Das ist sehr bedauerlich"

Von Frank Grommisch 21.03.2016, 08:01
Stefan Lindner schaut sich die in Züllsdorf aus Anlass der Jahreshauptversammlung ausgestellten Trophäen an.
Stefan Lindner schaut sich die in Züllsdorf aus Anlass der Jahreshauptversammlung ausgestellten Trophäen an. F. Grommisch

Annaburg/Züllsdorf - Ende des Monats sei das Jagdjahr 2015/16 Geschichte. Das stellte Maik Zaydler in der Jahreshauptversammlung der Rotwildhegegemeinschaft „Annaburger Heide“ fest. Somit habe jeder zwölf Monate Zeit gehabt, „in seinem Revier Wildschäden zu verhindern, Abschusspläne zu erfüllen, biotopverbessernde Maßnahmen auszuführen, jagdliche Öffentlichkeitsarbeit zu leisten und dazwischen hoffentlich noch ein paar jagdliche Glücksmomente erlebt“, äußerte der Vorsitzende.

Schäden auf Feldern

Doch gerade die Schäden durch Wild im Allgemeinen und Hirschrudel im Besonderen bereiten den Jägern Kopfschmerzen. Den Forstleuten ebenfalls. Sie müssen aufgeforstete Flächen einzäunen, um sie möglichst unbeschadet heranwachsen zu lassen. Einige Landwirte beklagen enorme Schäden durch Großrudel in der Hauptvegetationszeit.

Das Ausmaß sei nicht mehr hinzunehmen. Als Beispiel wurde ein Hirschrudel angeführt, dass großen Gefallen an einem Sonnenblumenfeld bei Züllsdorf fand. „Wir schreiben keine schwarze Zahl mehr“, berichtete ein Jäger. Als weitere Schwerpunkte wurden Felder bei Großtreben, Dautzschen, Bethau und Annaburg genannt. Der Wildbestand ist groß. Im Bereich der Hegegemeinschaft wurden 408 Hirsche zur Strecke gebracht. Das sei fast eine Punktlandung gewesen, äußerte Vorstandsmitglied Wilfried Wenzel, zuständig für die Wildbewirtschaftung. Im Plan waren 414 Tiere vorgesehen. Im kommenden Jagdjahr, so wurde es am Samstag einhellig beschlossen, sollen 424 Hirsche zur Strecke gebracht werden. Allerdings, die Jäger sind nicht die Einzigen, die in der Annaburger Heide auf Rotwildjagd gehen. „Der Wolf hält sich an keinen Plan“, merkte Wilfried Wenzel dazu an.

Im Gegensatz zur Sitzung vor einem Jahr an gleicher Stelle gab es diesmal wesentlich intensiveren Diskussionsbedarf. Auslöser dafür war ein Schreiben der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, zu der auch die Bundesforst gehört. Sie erklärte im Februar, mit sofortiger Wirkung die Hegegemeinschaft zu verlassen. Als Grund wurden Meinungsverschiedenheiten bei der Hegerichtlinie für männliches Rotwild angeführt. „Das ist sehr bedauerlich“, äußerte Wilfried Wenzel. Immerhin umfasst die Bundesforstfläche 11 000 Hektar von 45 000 Hektar in der Hegegemeinschaft insgesamt bis dahin. Allerdings, der Schritt sei nicht nachvollziehbar. Denn der Streitpunkt bei der Altersklassenregelung betreffe jährlich gerade mal 25 Hirsche. Unverständnis wurde zudem geäußert, dass die Verantwortlichen der Bundesforst im Vorfeld der Kündigung nicht das Gespräch mit dem Vorstand suchten.

Interesse an guten Kontakten

Dennoch, beide Seiten haben Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit. Der sollte nichts im Wege stehen, hieß es im Schreiben der Bundesforst, etwa wenn es um Wildschäden und Jagd gehe. Der Gesprächsfaden sollte nicht abreißen, meinte Versammlungsleiter Steffen Pache. Ziel bleibe, das Rotwild in den Revieren der Annaburger Heide ordentlich zu bewirtschaften, erklärte Maik Zaydler. Die Abschussplanempfehlungen der Hegegemeinschaft werden weiterhin der Bundesforst übermittelt. In der Diskussion wurde bedauert, dass auf diese Weise zwischen Jägern, denen es in der Öffentlichkeit ohnehin schwer gemacht werde, ein Keil getrieben wird. Der Bundesforstbetrieb gehörte 1994 übrigens zu den Gründungsmitgliedern der Hegegemeinschaft „Annaburger Heide“ und entsandte auch, so wie in der Satzung geregelt, für mehrere Jahre einen Vertreter in den Vorstand, erinnerte Wenzel.

Apropos Vertreter, kritisiert wurde in der Beratung zudem, dass am Jahrestreffen erneut niemand von der Unteren Jagdbehörde des Landkreises Wittenberg teilnahm. Der Löbener Detlef Franke fand das wiederholte Fehlen nicht hilfreich.

Die Rotwildhegegemeinschaft „Annaburger Heide“ ist ein besondere in Deutschland. Sie umfasst Flächen in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. (mz)