Premsendorf Premsendorf: Tausendfüßler bewegen Last über den Fluss
Premsendorf/MZ - Die Farbe stimmt schon, doch noch ruht das „Blaue Wunder“ auf dem Gleisbett, etwas abseits seines künftigen Platzes. Die stählerne Eisenbahnbrücke bei Premsendorf wird von den Monteuren des Unternehmens Imo (Industriemontagen) Leipzig zusammengeschweißt. „Wir sind beim zweiten der vier Fahrbahnsegmente“, erläutert Imo-Bauleiter Marcel Wolter.
Regelmäßige Prüfungen
Da das Unternehmen etwas Zeitverzug aufzuholen hat, wird sowohl am Sonnabend durchgearbeitet, als auch ab Montag eine Nachtschicht eingerichtet. Vier weitere Monteure werden dazu das bisherige Zwölferteam des Stahlbauunternehmens verstärken. Gründe für den Verzug liegen, wie Marcel Wolter anschaulich schildert, unter anderem in der großen Hitze vergangener Wochen. Die führte dazu, dass sich die Stahlbauteile vergleichsweise stark ausdehnen und es dadurch beim Zusammenschweißen zu Fehlern kommen kann. Regelmäßig sind Prüfteams sowohl der Bahn als Auftraggeber als auch des Eisenbahnbundesamtes vor Ort, die jedes Bauteil und jede Schweißnaht ganz genau unter die Lupe nehmen.
Immerhin muss die neue Brücke ja auch schwere Güterzüge tragen können. Die Fahrbahn weist dazu im unbelasteten Zustand eine Überhöhung von 300 Millimetern auf, erläutert der Stahlbaufachmann. Rollt ein schwerer Zug darüber, dürfte sie im Höchstfall bis auf das Niveau Null nachgeben.
Stabilisiert wird das stählerne Bauwerk jedoch nicht nur durch die eigene Spannung, sondern vor allem durch den großen Bogen, der sie überzieht, und von den Flacheisen, die in bestimmten Abständen Fahrbahn und Bogen verbinden. Die zwei südlichen Bogensegmente sind bereits am ersten Fahrbahnteil angebracht. Ihre oberen Enden ruhen jedoch auf eigens errichteten Türmen. Endgültig verschweißt werden diese Teile - insgesamt bestehen die Bögen aus jeweils vier Einzelteilen - Ende September. Bis dahin wird die Fahrbahn fertig verschweißt sein. Vorher können logischerweise die Bögen nicht installiert werden. Zwei Tage werden die Monteure dann brauchen, um die restlichen sechs Bogensegmente in Position zu bringen. Die Einzelteile werden zunächst provisorisch verschraubt. Dann sind die beiden parallelen Haltebögen ganz genau zu vermessen, nachzujustieren, wo es nötig ist, und werden dann zusammengeschweißt.
Tausendfüßler im Oktober im Einsatz
Ein Spektakel, allerdings eines, das im Zeitlupentempo abläuft, wird es werden, wenn eine niederländische Spezialfirma die gesamte fertige Eisenbahnbrücke, laut Plan Ende Oktober, über die Elster auf das gegenüberliegende Widerlager schieben wird. Dazu wird der Koloss auf Spezialtrailer gehoben, die nach ihren zahllosen Achsen auch Tausendfüßler heißen. Die können die schwere Last in jede beliebige Richtung bugsieren.