Polizei schließt kriminellen Hintergrund nicht aus Polizei schließt kriminellen Hintergrund nicht aus: "Gaunerzinken" in Trebitz und Jessen?

Jessen/Trebitz - „Merkwürdige Zeichen auf dem Gehweg“ sind einer Familie, deren Name nicht genannt werden soll, im Jessener Pfirsichweg aufgefallen: ein Kreuz und ein Pfeil. „Da ich schon viel von so genannten ,Gaunerzinken’ gelesen hatte, kam mir die Sache etwas komisch vor.“ Der Familienvater meldete besagte Markierungen der Polizei. Die könne aber leider nichts tun, „da ja noch nichts passiert ist“ und es sich wohl auch um die ersten Zeichen dieser Art in der Jessener Region handele. „Ein krimineller Hintergrund kann aber laut Polizei auch nicht ausgeschlossen werden.“ Es solle nun öfter mal eine Streife durch die Kirschplantage patrouillieren.
Nicht von Baufirmen
Der Jessener dachte auch daran, dass die Markierungen vielleicht von Baufirmen angebracht wurden. Doch bislang habe ihm das kein Versorgungsträger bestätigt. „Auf Anfragen bei Ordnungsamt, Bauamt und den Versorgern (Wasser, Strom, Gas und Telefon) erhielt ich stets eine ähnliche Antwort: Ihre Bautrupps würden mit auffälligeren Farben arbeiten und Markierungsspray benutzen.“
In seiner Sorge hat der Mann die Zeichen umgehend entfernt und einige seiner nächsten Nachbarn davon informiert. „Eine Nachbarin erzählte mir, dass an den Nord-Blöcken ebenfalls solch ein Kreuz gesichtet wurde, an einem Aufgang, an dem das Türschloss defekt und die Tür ständig offen sei.“
An die MZ wandte sich der Jessener auch, um präventiv aktiv zu werden, so ruft er alle Mitbürger zu mehr Aufmerksamkeit und Umsicht auf. „Vielleicht schaut jeder einfach mal vor seine Tür, ob ihm etwas auffällt, und informiert dann die Polizei. Viele, mit denen ich gesprochen habe, besonders ältere Menschen, kennen diese Zeichen gar nicht. Es gibt sicher auch Leute, die schon etwas davon gehört haben, für die das Thema aber hauptsächlich in Großstädten existiert. Viele werden ja erst hellhörig, wenn es vor ihrer eigenen Haustür passiert.“
Auch in Trebitz sollen sogenannte „Gaunerzinken“ aufgetaucht sein - geheime Symbole, die Diebesbanden als Kommunikationsmittel dienen. In der Schafstraße und im Gartenweg wunderten sich dieser Tage Anwohner über die Symbole an Laternen und Hauswänden.
„Wir haben jetzt schon ein bisschen Angst und werden darauf achten, dass nachts alles richtig verschlossen ist“, erklärt Cordula Balzer gegenüber der MZ. Sie hat auch einen Verdacht, wer die Zeichen angebracht haben könnte. „Eines Nachmittags bin ich von einem jungen Mann angesprochen worden, der zeigte mir eine Karte von Rumänien und Fotos von verfallenen Häusern. Er fragte, ob wir nicht was spenden wollten“, erzählt die Trebitzerin. Mit ihm zusammen sei ein älterer Herr gesehen worden. Nachbarn erzählten von zwei Frauen, die in der Straße „Am Schloß“ mit der gleichen Masche unterwegs waren.
Im Tagesverlauf seien ihr dann die Ritzzeichen an der Laterne aufgefallen. Ihren Mann Siegmund Balzer störe vor allem, dass damit echte Bedürftige, auch hilfebedürftige Flüchtlinge und Asylbewerber, in Misskredit gebracht würden. „Wenn die wirklich aus Rumänien kommen, dann ist das eine Schweinerei“, erklärt er.
Balzer legt nun selbst Hand an - und übersprüht die Kratzzeichen kurzerhand mit olivgrüner Farbe.
„Der Sachverhalt wurde an die Beamten der Kriminalpolizei übergeben. Diese haben die Ermittlungen aufgenommen. Es muss geprüft werden, ob es sich überhaupt um Gaunerzinken oder nur um irgendwelche Schmierereien handelt. Dabei ist auch interessant, in welchem Zeitraum die Zeichen aufgebracht wurden“, erklärte Cornelia Dieke, Sprecherin des Wittenberger Polizeireviers, auf MZ-Nachfrage.
Eine Sachbeschädigung?
Ob eine Sachbeschädigung vorliege, könne noch nicht gesagt werden. „Können die Zeichen einfach entfernt werden und ist der Untergrund nicht beschädigt, liegt keine Straftat vor.“ Bisher sei in Trebitz kein erhöhtes Kriminalitätsgeschehen zu verzeichnen. Trotzdem wurde in der folgenden Nacht Am Schloß ein Garageneinbruch gemeldet. Dabei haben die Einbrecher laut Polizei ein weißes Yamaha-Motorrad im Wert von etwa 5.000 Euro mitgehen lassen. (mz)


