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Per Rad schneller als ein Drachenboot

Von H.-Dieter Kunze 19.08.2008, 15:04

Prettin/MZ. - Wer weiß, wie der Wettkampf ausgegangen wäre, wenn eine gut durchtrainierte Mannschaft Holzdorfer Heeresflieger die Paddel geschwungen hätte. Aber die kniffen und sagten kurzfristig ab. In Windeseile wurde eine neue Jedermann-Besatzung rekrutiert. Zeit zum Üben blieb nicht, nur mental konnten sich die Drachenboot-Matrosen an Bord der "Red Lady" unter dem Kommando von Kapitän Markus Kralisch auf das Match einstimmen. Da hingen sie im Schlepp des Motorsportbootes "Karola" und ließen sich stromauf bis zur Querung der ehemaligen Großtrebener Elbfähre zotteln. Wie im Märchen "Hase und Igel" hing der schicksalsschwere Spruch "Ick bin allhier" unausgesprochen in der Luft.

Daniela Friedrich gab das Startkommando, assistiert von Uwe Künzler, Vorsitzender des Vereins Wasserwanderfreunde Prettin. Die Drachenbootbesatzung ruderte los, was das Zeug hielt. Matthias Schneider schwang sich gemächlich in den Sattel und strampelte ohne Hektik los. "Mensch, will der denn unterwegs noch Blumen pflücken", meinte kopfschüttelnd Uwe Künzler. Der Radler aber war sich seiner Sache ziemlich sicher. Denn vor fast genau 20 Jahren, am 13. August 1988, trat er schon einmal kräftig in die Pedale und siegte bei einer ähnlichen Wette auf einem "Diamant"-Fahrrad vor einer Kanubesatzung. Der Pedalritter hatte ziemliche Zugeständnisse gemacht. Sein Drahtesel war kein Hightech-Gefährt, sondern eine "klapprige Schindmähre" der Marke "Stoewers Greif", gebaut in der Mitte der dreißiger Jahre. Ohne Gangschaltung, Beleuchtung und Federung, aber immerhin "mit Katzenauge". Das Modernste daran war die auf dem Gepäckträger klemmende Luftpumpe. Sie kam nicht zum Einsatz.

Keinesfalls außer Atem spulte Matthias Schneider die 1,9 Kilometer gemächlich auf dem Landweg ab und läutete nach etwa sechs Minuten und 30 Sekunden die Zielglocke an der Hirschmühle. Die Besatzung der "Red Lady" gab derweil noch das Allerletzte. Doch selbst ein kühner Hechter von Kapitän Markus Kralisch konnte das Desaster nicht verhindern - die "Red Lady" überquerte erst eine halbe Minute später die Ziellinie.