Öffentliche Toiletten Öffentliche Toiletten: Tür bleibt weiterhin verschlossen

Jessen/Annaburg/MZ - „Jedem nach seinen Bedürfnissen“ - da sollte gesellschaftliche Entwicklung mal hinführen, wie der gelernte DDR-Bürger in Schule und Studium beigebracht bekam. Wie es aussieht mit der Befriedigung sehr drückender Bedürfnisse in der Jessener Region, das interessierte die MZ-Redaktion einmal, angesichts doch hoffentlich weiter ansteigender Temperaturen, angesichts wetterbedingt zunehmenden Lebens auf öffentlichen Straßen und Plätzen. Und womöglich wieder steigenden Touristendurchzuges, auf den Museen, Gastronomen sowie Herbergsväter und -mütter wohl inständig hoffen. Wo gibt es öffentliche Toiletten? Dieser Frage ging die MZ nach.
Dass Jessen als zentraler Punkt der Elsterregion eine sehr gute öffentliche Toilettenanlage vorweisen kann, ist allseits bekannt. Sie ist - durchaus zweckmäßig - in dem verklinkerten Häuschen der Abwasser-Pumpstation am Parkplatz im Höfchen untergebracht. Allerdings ist sie seit zwei Jahren geschlossen. Ein Umstand, der Jessens Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU) durchaus ärgert. Vor allem, wegen der Gründe, die ihn zu dieser Entscheidung bewogen. „Die Toiletten dort werden leider durch einige Bürger so schlimm hinterlassen, dass wir den Aufwand für die Instandhaltung nicht mehr verantworten können“, erinnert Brettschneider. „Die Anlagen werden ganz bewusst beschmutzt“, meint er. „Was da gemacht wird, kann man überhaupt nicht verstehen.“ Das betreffe im übrigen nicht nur die hygienische Sauberkeit.
"In der Folge sind die Aufwendungen höher, als das, was wir erreichen wollen"
Auch das Schloss an der Eingangstür, „dort ist ein Geldschloss angebracht“, ist regelmäßig zerstört worden, so der Bürgermeister. „In der Folge sind die Aufwendungen höher, als das, was wir erreichen wollen“, resümiert er. Brettschneider verweist jedoch auf Alternativen. Innerhalb der Woche, wenn die Friedhofsverwaltung gleich gegenüber besetzt ist, könnten die Bedürftigen auch dorthin gehen. Vorgesehen sind öffentliche Toiletten dem Jessener Bürgermeister zufolge auch wieder im Rathaus, dessen Sanierung dem Ende zugeht. „Die räumlichen Voraussetzungen sind geschaffen, alle Anschlüsse liegen dafür an. Doch inwieweit wir dann für die Ausstattung sorgen können, das hängt davon ab, ob die Mittel beim jetzigen Ausbau übrig bleiben. Denn wir brauchen ja auch dort wieder eine vandalenfeste Einrichtung. Und die kostet rund 25 000 Euro.“ Im Jessener Ortsteil Seyda stehen öffentliche Toiletten im Amtshaus zur Verfügung, zwangsläufig aber nur, wenn es geöffnet ist. Bei Feierlichkeiten im Ort sei das immer der Fall, so Brettschneider. „Wir müssen schließlich auch bedenken, dass der Unterhalt nicht billig ist. Auch öffentliche Toiletten müssen mindestens zweimal täglich gründlich gereinigt werden.“
In Prettin gibt es mehrere Möglichkeiten. Quasi an einem Ortsende, für die Besucher der Lichtenburg, die erste. Eine weitere am zweiten großen Ziel von Ausflüglern, im Touristenzentrum, sozusagen am anderen Ende des Ortes. Das war allerdings ebenfalls schon mehrmals Ziel von nächtlichen Vandalen, wie die MZ erst kurz vor Ostern wieder berichten musste. Für Annaburg verweist die stellvertretende Bürgermeisterin Anja Liebig auf den Jugendklub neben dem Pfarrhaus am Markt. „In der unteren Etage gibt es öffentliche Toiletten“, informiert sie.
