Noch immer Mangel an barrierefreien Wohnungen
Holzdorf/MZ. - Der wiederum arbeitet unter dem Dach des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtverbandes.
Hauptthema an diesem Dienstagnachmittag war das "barrierefreie Wohnen". Da liege so einiges im Argen, wusste Peter Kosan aus Wittenberg aus eigener Erfahrung zu berichten. Er, selbst an den Rollstuhl gebunden, ist Vorstandsmitglied im Behindertenverband und zweiter Sprecher der Selbsthilfegruppe Bauen, Rollstuhlfahrer und Verkehr. Er lebt in einer 42 Quadratmeter großen Wohnung. Mindestmaß für rollstuhlgerechte Wohnungen seien aber 67 Quadratmeter. Und die müssten barrierefrei, von außen also ohne Probleme zu erreichen, sein. Davon gäbe es aber in Wittenberg lediglich 60. Und das bei immerhin etwa 600 Rollstuhlfahrern in der Lutherstadt. Das wären einer auf 90 Einwohner, rechnete Peter Kosan, unter anderem studierter Statistiker, vor. "Da muss sich unbedingt etwas ändern. Es kann doch nicht sein, dass einerseits Wohnblöcke abgerissen, andererseits Behinderte ins Pflegeheim verfrachtet werden. Das ist zwar für die Behörden der bequemere Weg, Aufwand und Kosten sind viel zu hoch. Deshalb geht der Trend hin zur ambulanten Pflege", sagte Peter Kosan. Er will dafür kämpfen. Unterstützung hat er dabei von seinem Bekannten Karsten Laurisch, der in der Baustoffbranche arbeitet und Behinderten ehrenamtlich hilft. "Der Peter ist da ziemlich hartnäckig, immer wieder steht er auf der Matte. Klar, dass ich ihn unterstütze", meinte Karsten Laurisch.
Wie vielfältig das Spektrum für behindertengerechtes Wohnen ist, machten beide deutlich. Denn jede Art einer Behinderung ist unterschiedlich. Als Beispiele nannten sie zu enge Flure oder Türen, die nicht breit genug sind und ungeeignete Geländer. "Versuchen sie doch mal, in einem Leichtbaugebäude Stütz- oder Gehhilfen an Gipskartonwänden zu befestigen. Die reißen nach kürzester Zeit heraus", machte Kosan deutlich. Weiter geht es bei der Bedienung von Waschmaschinen, dem Aufhängen von Kleidungsstücken zum Trocknen oder der Entsorgung von Müll in Container oder Säcke. "Es sind also reichlich Probleme zu lösen, der Bedarf an für Behinderte geeignete Wohnungen ist hoch", unterstrich Ute Eckelmann.
Engagiert setzt sich auch Kathrin Schwede aus Holzdorf für Behinderte ein. Gemeinsam wollen sie und alle anderen weiter an einem Strang ziehen. Gesucht wird jetzt erst einmal nach einer geeigneten Räumlichkeit, in der die neu zu gründende Ortsgruppe ihren Sitz haben wird. "Wir tendieren da in Richtung Jessen, die Stadt wäre der geeignete Sitz", meinten Ute Eckelmann, Kathrin Schwede, die den Vorsitz der Ortsgruppe übernehmen würde und auch die anderen Anwesenden übereinstimmend.
Gleichzeitig würde sich der Behindertenverband über neue Mitglieder freuen. Beitreten kann jeder, egal welchen Alters und Grad der Behinderung. Ansprechpartner ist Ute Eckelmann. Sie ist telefonisch unter (03491) 496322 erreichbar. Weitere Informationen können per E-Mail ([email protected]) abgefordert werden. Die nächsten Zusammenkünfte sind am 10. und 24. Oktober, 7. und 11. November sowie am 5. Dezember. Am 19. Dezember wird zu einer Weihnachtsfeier eingeladen. Die Zusammenkünfte beginnen jeweils um 16 Uhr in der Mehrzweckhalle in Holzdorf-Ost.