Nektarinen- und Pfirsichernte Nektarinen- und Pfirsichernte: Pelzig oder nackt?

Schweinitz/MZ - Es ist eine Freude, derzeit durch die Plantagen vom Schweinitzer Obsthof Zwicker, gleich neben dem Grenzweg, zu schlendern. Man kann sie förmlich riechen - die reifen, saftigen Pfirsiche und Nektarinen. Auch fürs Auge haben diese Früchte, deren französische Namen dem in dieser Sprache nicht Bewanderten ein Geheimnis bleiben werden, etwas zu bieten: Kräftig gelb, mit roten Bäckchen leuchten sie durch das satte Grün der Blätter und verlangen förmlich danach, gepflückt und vernascht zu werden. Ihre Haupterntezeit hat begonnen.
Baum oder Strauch?
Übrigens gehen die Meinungen der Gelehrten auseinander, ob man bei Pfirsichen und Nektarinen von Bäumen oder Sträuchern spricht. Oliver Zwicker, Chef des Obsthofes an der Bundesstraße 187, wo sich auch der betriebseigene Hofladen befindet, schlägt die Bezeichnungen Großstrauch oder Kleinbaum vor. Das klingt nach Kompromiss, ist aber fachlich korrekt.
Noch einen Umstand gilt es zu klären: Was ist der Unterschied zwischen Pfirsich und Nektarine? Der Schweinitzer Diplom-Gartenbauingenieur bringt es so auf den Punkt: „Nektarinen sind nackte Pfirsiche.“ Womit er umschreibt, dass Nektarinen ein glatte Oberfläche besitzen, Pfirsiche hingegen leicht pelzig oder haarig - je nachdem, wie man es nennen möchte - sind. „Ansonsten ist es dasselbe, auch vom Baum her.“
Zwei Wochen später
Pfirsiche und Nektarinen werden gemeinsam mit den Pflaumen reif, und das ist in diesem Jahr etwa 14 Tage später als sonst. Die Natur ist dem Rhythmus aus Vorjahren etwas hinterher, was Oliver und Sylke Zwicker ganz eindeutig auf den langen Winter zurückführen. „Viele Leute haben in alter Gewohnheit schon in der Jessener Schulfestwoche (vorm zweiten Augustwochenende - die Redaktion) oder der darauf folgenden nachgefragt“, berichtet Sylke Zwicker. Dafür seien jetzt, da die Haupternte ansteht, erstaunlich wenige Kunden auf Pfirsiche und Pflaumen programmiert - vielleicht, weil sie denken, die Zeit wäre vorbei. Sie weiß aber, dass die Früchte gern genommen werden, um daheim selber ein paar Gläser einzuwecken oder Mus und Marmelade davon zu kochen.
Bei Zwickers gedeihen Pfirsiche und Nektarinen auf rund einem Hektar Fläche, den Pflaumen ist auf den Hängen ringsum ebenso viel Platz vorbehalten. Erste Pfirsiche beziehungsweise Nektarinen und auch Pflaumen wurden schon vor drei Wochen von den Bäumen geholt. Nun jedoch beginnt die Sturm- und Drangzeit in Sachen Ernte. Von beiden Früchten baut das Familienunternehmen verschiedene Sorten an - bei den Pfirsichen sind es zehn, bei den Pflaumen sogar zwölf. „Da ist ein ziemliches Sammelsurium zusammengekommen“, meint Oliver Zwicker, „weil man immer wieder mal eine neue Sorte testet“. Diese Vielfalt sichert jedoch, dass die Reife zeitlich gestaffelt eintritt, also über einen längeren Zeitraum geerntet werden kann. Und die Kundschaft kommt so in den Genuss ständig frischer Ware. Über sechs, sieben Wochen, bis Ende September, sind Pfirsiche und Nektarinen zu haben. Pflaumen gibt es gar acht Wochen, bis in den Oktober hinein. Insgesamt könne man bei Pfirsichen, Nektarinen und Pflaumen auf eine geradezu riesige Vielfalt zurückgreifen, erläutert der Obsthof-Chef und spricht von Hunderten Sorten. Als Beispiele zählt er zur groben Einteilung nur mal gelb- und weißfleischige Pfirsiche und Nektarinen auf, die sich dann noch in frühe, mittelfrühe und späte unterscheiden lassen. „Theoretisch kann man Pfirsiche von Mai bis Oktober ernten. Aber nicht alle Sorten wachsen bei uns.“
Ohne Blütenfröste
Die 2013er Lese bezeichnet Oliver Zwicker als gut, „trotz der Kälte im März. Es hat eine schöne Blüte gegeben, sie ist auch gut durchgekommen, weil uns Blütenfröste erspart geblieben sind. Die Pfirsiche und ebenfalls die Pflaumen haben ordentlich angesetzt. Von der Menge her wird es auf alle Fälle eines der besseren Jahre.“
An der Qualität der Früchte gebe es nichts zu meckern, meint der Experte. Bei den Pfirsichen/Nektarinen müsse man, um das zu erreichen, natürlich bewässern - das passiert mit Tröpfchenschläuchen - gerade in der Zeitspanne unmittelbar vor der Ernte. Auch die Sonne in der Erntezeit wirke sich positiv aus. „Das ist wie beim Wein, die Sonne im Herbst sorgt noch mal richtig für Geschmack und Süße.“ Der Wechsel von warmen Tagen und kühlen Nächten liefere ebenso seinen Beitrag zum stimmigen Gesamtbild: „Er gibt den Früchten eine schöne Farbe.“
Wieder Selbstpflücke
Noch zwei Neuigkeiten sind vom Obsthof Zwicker zu vermelden, welche die nähere und die etwas weitere Zukunft betreffen: Am 21. September, einem Samstag, wird wieder das Hoffest gefeiert, mit dem traditionell die Apfelselbstpflücke startet. Und der 15-jährige Marvin, Sohn von Sylke und Oliver Zwicker, beginnt im nächsten Jahr eine Obstbaulehre, um irgendwann in die Fußstapfen seines Vaters zu treten.
Zu haben sind die Erzeugnisse vom Obsthof Zwicker im eigenen Hofladen (Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Samstag 8 bis 12 Uhr), auf dem Markt in Wittenberg (Montag bis Freitag 8 bis 15 Uhr) sowie auf dem Markt in Luckenwalde (Dienstag und Donnerstag 8 bis 14 Uhr).