Corona-Impfaktion Neben den Eiern gibt’s in Jessen die Spritze
An jedem Freitag wird jetzt das weiße Zelt für das mobile Corona-Impfteam aufgebaut. Wie die Aktion auf Jessens Wochenmarkt ankommt.
Jessen - Vorwürfe von Impfmüdigkeit oder Impfskepsis, die aus Politikerkreisen nicht selten zu hören sind, strafen die Jessener Lügen. Insgesamt 107 Menschen haben sich am Freitag dieser Woche auf dem Markt in Jessen eine Spritze gegen das Coronavirus setzen lassen.
Bester Tag der Woche
„Wir hatten gedacht, dass Jessen der schwächste Termin der Woche würde“, gesteht Susan Könnecke ein. Die Elsteranerin fungiert in dieser Aktion als Leiterin des mobilen Impfzentrums, zumindest was den formellen Bereich betrifft. „Am Ende war es der beste Tag der Woche“, erklärt sie. Geimpft wurde vor allem das Vakzin von Johnson und Johnson, das nur einmal gespritzt werden muss, sowie das der Firma Biontech/Pfizer.
Wer darüber stutzt, dass in seinem neuen Impfpass der Name Janssen statt Johnson und Johnson auftaucht, muss sich keine Sorgen machen, etwa etwas Falsches verabreicht bekommen zu haben. Janssen ist der Produktname und Hersteller Janssen-Cilag ist eine Tochterfirma des US-Konzerns Johnson und Johnson.
Motive sind vielfältig
Die Motive, die die Menschen an das weiße Zelt treiben, sind freilich so unterschiedlich, wie das Virus inzwischen selbst. Der Jessener Manfred Lindemann zum Beispiel wollte einfach nur zur Sparkasse und sah das Zelt, das sonst nicht zu Wochenmarktzeiten hier steht. „Kannst es ja mal versuchen, habe ich gedacht und bin dann so überzeugt worden, dass ich hier geblieben bin“, sagt er, bevor er vom Ärzteteam hereingerufen wird. Die Anmeldung hatte er schon hinter sich.
Die Gelegenheit, sich die zweite Gabe des Vakzins spritzen zu lassen, hat Kathleen Krüger genutzt. Sie war ebenfalls ohne es vorher zu wissen auf das Zelt aufmerksam geworden, als sie auf den Markt kam. Vier Wochen zuvor hatte sie sich im Impfzentrum Wittenberg die erste Dosis des Anti-Corona-Impfstoffes verabreichen lassen.
Doch es gab auch die anderen Stimmen. „Mir geht es tierisch auf den Geist, dass es letztlich doch durch die Hintertür quasi zu einer Impfpflicht wird“, sagt Kathleen Hildebrandt aus Radis. Gegen die sie ansonsten gar nichts hätte. Nur eben nicht angesichts anderer Versprechungen im Vorfeld. Sie hatte gemeinsam mit ihrem Mann Jörg in Jessen zu tun und nutzte die Chance, sich impfen zu lassen. Es sei lediglich der Zwang der bekannten „3 G“ (geimpft, genesen, getestet), dem sie auf diese Art entfliehen.
„Es geht nicht, dass die Ungeimpften gegen die Geimpften ausgespielt werden“, fügt Ehemann Jörg Hildebrandt an. Und erinnert mit dem Zitat des Satzes „niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen“ daran, dass es anfangs hieß, dass niemand schlechter gestellt sein würde, der sich nicht impfen lasse. „Das macht das Vertrauen in die Politik nicht besser“, so Kathleen Hildebrandt. (mz)