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MZ-Gespräch mit Wolf-Rüdiger Engel MZ-Gespräch mit Wolf-Rüdiger Engel: Noch bis August Antragsannahme

08.05.2003, 15:41

Jessen/MZ. - Herr Engel, seit Wochen und Monaten haben sie und ihre Mitarbeiter mit der Verwaltung und der Verteilung der Spenden zu tun. Ist ein Ende in Sicht?

W.-R. Engel: Nein, noch lange nicht. Zum einen nehmen wir weiterhin bis zum 31. August Anträge entgegen, die ja über dieses Datum hinaus bearbeitet werden müssen. Zum anderen ist der Bedarf an Zuwendungen ungebrochen, die Menschen brauchen nach wie vor Hilfe. Zumal etliche Folgeschäden erst jetzt feststellbar sind.

Nun war von Anbeginn klar, dass Hilfsangebote lange Zeit bestehen müssen. Wo bestehen ihrer Meinung nach die größten Defizite?

W.-R. Engel: Eindeutig in dem zum Schluss wieder enormen bürokratischen Aufwand. Wir haben feststellen müssen, dass in den vergangenen Monaten viele schlichtweg kapituliert haben vor den Fluten an Anträgen. Aus unserer Sicht hätte es bei der Verfahrensweise andere, bessere und vor allem einfachere Lösungen geben können. Wir befürchten, dass es sicher etliche, wohl vor allem ältere Bürger geben wird, die zum Schluss hinten runterfallen.

Kann da noch gegengesteuert werden?

W.-R. Engel: Schwer, wir können ja nicht zu jedem persönlich hingehen. Ich kann nur noch einmal daran appellieren, dass sich jeder, der unsicher ist oder schon aufgegeben hat, sich an uns wenden kann. Wir nehmen uns die Zeit, Möglichkeiten zu klären, Hilfe anzubieten.

Das DRK kompensiert ja auch Schäden, bei denen der Staat nicht einspringt. Wo zum Beispiel?

W.-R. Engel: Wir übernehmen beispielsweise jene 20 Prozent Wiederaufbauhilfe, die seitens des Landes und Bundes nicht übernommen werden. Ebenfalls, und das finden wir sehr wichtig, können bei uns Gebäudeschäden angemeldet werden, die unter der bekannten Grenze von 5 000 Euro liegen.

Wie viele Mitarbeiter waren oder sind in die DRK-Spendenaktion hier vor Ort eingebunden?

W.-R. Engel: Vier Mitarbeiter waren in den Monaten Januar bis März mit den Beratungsmobilen unterwegs, derzeit sind zwei Mitarbeiterinnen jeden Tag damit beschäftigt, die Anträge zu bearbeiten. Dazu kommen weitere Aufgaben, wie das Abstimmen mit anderen Wohlfahrtsverbänden, Zusammenkünfte, bei denen über die Bewilligung beantragter Gelder entschieden wird und einiges anderes mehr. Es gibt immer noch genügend zu tun.

Zum Schluss noch eine Frage, die in den vergangenen Monaten immer wieder diskutiert wurde. Ist es überhaupt möglich, Spenden gerecht zu verteilen?

W.-R. Engel: Ich denke, und da werden mir sicher alle, die mit solchen Aufgaben zu tun haben zustimmen, eine hundertprozentige Gerechtigkeit ist nicht machbar. Wir haben den Anspruch, möglichst fair Gelder und materielle Dinge zu verteilen. Damit diese Zuwendungen, die ja andere Menschen uneigennützig zur Verfügung gestellt haben, auch wirklich die erreichen, die sie brauchen. Doch nicht in jedem Fall wird uns das gelingen, da müssen wir schon ehrlich sein.