Erntedankfest Warum der Tag auf dem Diest-Hof Seyda mit einem Gottesdienst beginnt
Diest-Hof Seyda beginnt Erntedankfest mit einem Gottesdienst. Warum Superintendentin Gabriele Metzner auf einem Stuhl Platz nehmen will und was Diakon Andreas Gebhardt würdigt.
Seyda/MZ. - „Seht her, all die Pracht hat der liebe Gott gemacht“, sagt Superintendentin Gabriele Metzner zum Abschluss ihrer Predigt und fordert die Besucher des Festgottesdienstes zum Mitsprechen auf. Bei einem Erntedankfest, so die Geistliche weiter, gelte es vor allem, Danke zu sagen – für das gute Wetter, die fleißigen Menschen, das Einbringen der Ernte. Und: Wer viel eingebracht hat, muss nicht unbedingt eine neue Scheune bauen.
Mit Teilen mache man andere Menschen glücklich, lernt neue Freunde kennen, fühlt sich selbst besser; und gefällt damit im Endeffekt auch Gott. Die Natur biete alles, was der Mensch zum Leben braucht. Dies wird an der festlich gedeckten Tafel deutlich, die im Diest-Hof Seyda aufgebaut ist. „Die Landwirte sagen, 2024 ist ein gutes Kartoffeljahr“, so Gabriele Metzner weiter, die allen fleißigen Mitarbeitern und Bewohnern der Einrichtung für erwachsene Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung für die tolle Präsentation dankt.
Geschlossener Kreislauf
„Bei uns wird der Kreislauf sichtbar“, meint Diakon Andreas Gebhardt, der Leiter des Diest-Hofes. Von der Aussaat über die Ernte und Verarbeitung bis hin zum gemeinsamen Verzehr der Speisen findet alles auf dem Gelände statt, im Außenbereich werden Tiere aufgezogen. „Wir haben vor dem Festgottesdienst zwei Schweine geschlachtet“, erzählt Gebhardt. Die Spezialitäten des Hauses werden neben Wurstsuppe auf der Mittagstafel angeboten.
Der Diakon freut sich, dass der Tisch so reichlich gedeckt ist und Gott dem Diest-Hof reichlich Segen geschenkt hat. Was den Leiter der Einrichtung ebenfalls sehr glücklich macht, ist die Tatsache, dass die Kirchgemeinden rund um den Ort den Diest-Hof mit Gaben von Feldern und Gärten reichlich beschenkt haben. Kartoffeln, Kohl, Kürbisse, Zwiebeln und ein breites Sortiment an Obst schmücken die Bühne, die gefüllten Körbe werden am Anfang des Gottesdienstes in Form eines Kreuzes davor aufgestellt.
„Das Wetter haben wir passend zum Erntedankfest bestellt“, meint der Diakon mit Blick in Richtung Himmel, denn der Herbst zeigt sich mit angenehmen Temperaturen und Sonne pur von seiner besten Seite. Den Hauptanteil zur Vorbereitung des Festes, erzählt der Chef, habe die Tagesförderung geleistet, die sich für den Nachmittag zusätzlich ein Programm ausgedacht hat.
„Die Vorbereitungen“, erklärt Jacqueline Schindler-Bösigk, Leiterin der Tagesförderung, „haben etwa 14 Tage gedauert.“ Auf der Geschmacksstrecke wird von frisch zubereiteten Speisen bis hin zu Kaffee und Kuchen alles angeboten, wer sich sportlich betätigen möchte, kann sich bei Spaß-Wettbewerben wie Gummistiefelweitwurf, Schubkarrenrennen oder Kartoffelzielwerfen in den aufgestellten Dämpfer ausprobieren. Wie ihre Kolleginnen von der Tagesförderung trägt Jacqueline Schindler-Bösigk ein Dirndl. „Sieht doch schick aus. So etwas kann man auch in unserem Bundesland tragen“, sagt sie und erhält in der Runde zustimmendes Kopfnicken.
Erfreuter Pfarrer
Ebenfalls in diesen festlichen Gottesdienst mit integriert sind neben Superintendentin und dem Diakon auch Seydas Pfarrer Thomas Meinhof sowie die Kantorei Zahna und der Leitung von Kreiskantor Michael Weigert. Mit bekannten Liedern und Gebeten wird auf die Liebe Gottes und dessen Wirken zum Wohl der Menschen hingewiesen. „Kommt mit Gaben und Lobgesang, jubelt laut und sagt fröhlich Dank“, so Meinhof, der sich wie Gebhardt über den Fleiß der Kinder und Jugendlichen gefreut hat. „Sie sind in den Gemeinden von Tür zu Tür gezogen und haben Obst und Gemüse für den Diest-Hof eingesammelt.“
Übrigens: Eine Tradition auf dem Diest-Hof ist es, dass Geburtstagskinder neben einem kleinen Präsent auch ein Ständchen geschenkt bekommen. Da dieser Tag ein besonderer ist, sitzen die Gefeierten (Geburtstage Anfang Oktober) vor dem gesamten Publikum auf einem Stuhl.
Superintendentin Gabriele Metzner hat vor kurzem ihren 60. Geburtstag gefeiert. Dies sei zwar schon ein paar Tage her, so Gebhardt, doch in Vergessenheit ist dieses Jubiläum nicht geraten. „Darf ich auch auf den Stuhl?“, fragt die Geistliche und nimmt kurz darauf auf diesem Platz. Als alle Besucher bei „Hoch soll sie leben“ schwungvoll ihre Arme in die Höhe strecken, ist die Superintendentin sichtlich gerührt.