Lichtenburg Lichtenburg: Sanierungsarbeiten am maroden Fundament

Prettin/MZ - Das Prettiner Renaissanceschloss ist eine Baustelle. Nicht unbedingt eine Neuigkeit, da die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) seit Jahren kontinuierlich Maßnahmen zur Bestands- und Verkehrssicherung an der Lichtenburg durchführen lässt. Doch zurzeit werden besonders starke „Geschütze“ aufgefahren. Urzeitlichen Sauriern ähneln die Maschinen, mit denen die Spezialtiefbaufirma Stump aus Colbitz den Fundamenten des Süd- und Teilen des Westflügels zu Leibe rückt, um die in ihrer Standsicherheit gefährdeten Mauern und Säulen zu stabilisieren.
Zwei Bauabschnitte
„Derzeit wird hier eine große Baumaßnahme durchgeführt, aufgeteilt in zwei Abschnitte. Es handelt sich um eine Baugrundsanierung in Verbindung mit einer statischen Gebäudesicherung“, erklärt Annette Abel auf Nachfrage der MZ. Begonnen habe man mit dem Vorhaben bereits 2012, rekapituliert die zuständige Abteilungsleiterin bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben in Magdeburg den zeitlichen Ablauf.
Der erste Bauabschnitt betreffe den Flügel A (Südflügel). Der zweite starte dann 2014, „er wird die Gebäudeecke von Flügel A und B umfassen“ - Flügel B ist der westliche. An besagter Ecke befindet sich seit Jahren ein äußerlich angebrachtes stabiles Stahlgerüst, um ein weiteres Neigen und Absinken des dortigen Giebels zu verhindern. Das partielle Wegsacken des historischen Gemäuers ist wohl darauf zurückzuführen, dass in vergangenen Jahrhunderten immer wieder Um- und Aufbauten hinzugefügt wurden, so dass letztlich die Statik nicht mehr stimmt.
Aufwendige Nachgründung
Das technische Verfahren, das für die Verbesserung der Standfestigkeit der Schlossseite zur Straße „An der Lichtenburg“ hin zum Einsatz kommt, beschreibt Annette Abel so: „Die Sanierung der Streifenfundamente erfolgt durch eine Nachgründung. Der Boden wird durch einen Hochdruckdüsenstrahl aufgefräst und mit einer Injektionssuspension vermischt, so dass Boden-Zementsteinkörper entstehen, die die Fundamente verstärken und deren Druckfestigkeit erhöhen. Vereinfacht ausgedrückt: Mittels Hochdruckinjektion werden das gesamte Haus A, die Ecke zu Haus B und Teile des Hauses B mit Beton unterfüttert und so die Fundamente stabilisiert.“
Für die Gesamtmaßnahme veranschlagt sind 1,7 Millionen Euro, von denen über 90 Prozent für die Baugrundsanierung benötigt werden. Zumindest die Hauptarbeiten sollen bis 2015/16 erledigt sein. Dann wird auch entschieden was mit dem Stützkorsett an der Ecke von Flügel A zu Flügel B geschieht: „Geplant ist, das Gerüst nach Beendigung der Baugrundsanierung wieder zu entfernen“, sagt Annette Abel dazu, schränkt jedoch ein: „Dem muss eine statische Prüfung vorausgehen, von deren Ergebnis die Entscheidung letztendlich abhängen wird.“
Notsicherung am Glockenturm notwendig
Der Fundamentsicherung sind verschiedene Arbeiten an den betroffenen Gebäudeteilen selbst vorausgegangen. So wurden Risse in Mauerwerk und Gewölbedecken mit einem Bindemittel verpresst. Man zog zusätzliche Stützpfeiler ein und auch Zuganker. Endgültig verspannt werden sollen diese jedoch erst, wenn die Eingriffe am Fundament abgeschlossen sind.
Sofort reagiert werden musste hingegen auf den Abbruch einer größeren Putzplatte vom Glockenturm. Eine Notsicherung war die Folge, eine grundlegende Rekonstruktion des Turms in näherer Zukunft ist bereits in Planung. Bis dahin bleibt auch die Zufahrt zur benachbarten Domäne für Pkw gesperrt. Für Fußgänger wurde ein sicherer Tunnel eingerichtet.

