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Landleben in Reicho Landleben in Reicho: Mit Ei über den Teich

Von Evelyn Jochade 10.08.2017, 08:13
Der „Rote Panda“, die Sachsen-Jule, wollte sich in Reicho das Fell auf keinen Fall nass machen.
Der „Rote Panda“, die Sachsen-Jule, wollte sich in Reicho das Fell auf keinen Fall nass machen. E. Jochade

Reicho - Nach mehrmaligem Radfahren, Hangeln und anderen Überquerungen des Dorfteiches in vergangenen Jahren hatte der Heimatverein zum „Ersten Reichoer Teich-Eierlauf “ eingeladen. Wie jedes Jahr vor dem Dorffestwochenende gab es einen obligatorischen Arbeitseinsatz am und vor allem im Gewässer, denn das Kraut wucherte bei den Wetterbedingungen scheinbar wild drauflos. Allerdings blühten dieses Jahr auch die Seerosen besonders schön zart rosa.

Wer nun glaubte, das Eierlaufen sei eine Sache für die Kinder, der täuschte sich. Zwar sah es zunächst so aus, als sei die Überquerung des Gewässers ein Kinderspiel. Doch das musste ja nicht so bleiben. Ohnehin hatten sich (leider) nur zwei Kinder, Niklas Kannegießer aus Buschkuhnsdorf und kurz vor Anmeldeschluss auch noch Mara Witte aus Reicho, für den Wettbewerb angemeldet.

Genau wie Sepp Müller. Der CDU-Politiker auf seine etwaige Teilnahme angesprochen, wollte kein Spielverderber sein (und belegte nach der Auswertung den letzten Platz).

So standen, als Eileen Große die Show in der Ortsmitte eröffnete, insgesamt zehn Eierläufer auf der Starterliste. Darunter mit der sogenannten Sachsen-Jule aus Bad Düben die einzige Frau. Mithilfe eines Holzlöffels sollte ein Plasteei möglichst schnell über den aus vielen Bohlen zusammengebundenen Steg vom Ost- ans Westufer bugsiert werden.

Die Schläuche der Autoreifen, auf denen die Bretter befestigt waren, bildeten dabei einen schwankenden Untergrund. Zur Sicherheit hatte man das sonnengelbe Ei per Schnur mit dem Löffel verbunden, so dass es nicht ins Wasser fallen konnte. Höchstens zusammen mit dem Läufer. Und, als wäre das nicht schon Schwierigkeit genug, ward ein umgedrehter leerer Bierkasten als Schikane mitten auf dem Steg platziert.

Drei Durchgänge waren geplant und die Jury um Karsten Hagenow und Ina Preuß wartete auf den ersten Läufer. Übrigens, das Wasser war nicht tief und die Reichoer von ihrem Brückenbau überzeugt. Die Stabilität und Qualität dieses Bauwerkes hatte sich wohl herum gesprochen. Weshalb sonst war eine kleine Delegation aus Mönchenhöfe unter Leitung von Torsten Kösterke hier aufgetaucht?

Es ist anzunehmen, dass deren Mitglieder noch immer auf der Suche nach einer preiswerten Variante für den Neubau der Elsterbrücke nach Klossa waren.

Zu sehen bekamen die Zuschauer weitaus weniger Stürze ins kühle Nass als vorher angenommen. Aus ihrer Sicht war

das natürlich bedauerlich. Die „Sportler“ aber wollten zu gern trocken bleiben und so gingen sie die Sache zumeist vorsichtig an. Wenn aber dann das rettende Ufer näher kam, wurde ihr Schritt schneller und die Risikofreude größer. Mara Witte stellte sich sogar auf die Bierkiste und balancierte quietsch vergnügt dreimal trocken und schnell über die Bohlen. Damit gelang der Sechsjährigen der Sieg in der Kategorie Kinder.

Bei den Erwachsenen wurde die Sachsen-Jule Siegerin der Herzen, auch weil sie sich so schön verkleidet hatte. Als „Roter Panda“ sauste sie über die Planken und landete im Mittelfeld. Auf den Bronze-Rang kam der Neu-Reichoer Steve Leonhard, der sich mit Freddy Krüger, ebenfalls Reicho, ein Stechen um den zweiten Platz geliefert hatte.

Ganze zwei Sekunden entschieden für Freddy. Unangefochtener Sieger aber wurde Patrick Große. Der Schmielsdorfer schritt von Anbeginn so über den Steg als könne niemand ihm den ersten Platz streitig machen. Lediglich 51 Sekunden brauchte er für die drei Durchgänge, den zweiten schaffte er sogar in 14.

Während die Jury noch die Sekunden zusammenrechnete, wurden im Publikum Ideen für das nächste Jahr laut. Eine Schubkarre voller Wasser über den Steg zu schieben und dann zu messen, wie viel davon unterwegs verloren ging - dieser Vorschlag wurde verworfen.

Aber paarweise mit Schubkarre zu laufen, diese Idee gefiel. Spontan meldete sich als erster Freiwilliger Fred Blüthgen: „Ich setze mich rein“, versprach er. Vielleicht ist sogar etwas dran an dem Gerücht, dass ein Bad im Reichoer Dorfteich wie ein Jungbrunnen wirkt. (mz)