Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Hilferuf aus Prettin nach Magdeburg
PRETTIN/AXIEN/MZ. - Das Meckermobil des MDR-Fernsehens parkte am Mittwoch vor dem Penny-Markt in Prettin. Redakteur Dr. Michael Wasian und seine Mitarbeiter kamen mit Bürgern aus der Elbestadt und anderen Orten der Elbaue schnell in lockere, angeregte Gespräche. Die Leute sagten frei von der Leber weg ihre Meinungen, übten Kritik, aber äußerten sich auch lobend darüber, weshalb sie gern in ihrer Heimat leben.
Ein Thema zog sich wie ein roter Faden durch die Aktion: Die Bürgerinnen und Bürger, vor allem aus Prettin, befürchten, dass sie nach einer Eingemeindung in die Stadt Annaburg (das neue Stadtparlament steht am 7. November zur Wahl) "untergebuttert" werden. Nicole Schulz äußerte es deutlich vor laufender Kamera im Interview mit dem Redakteur: "Ich befürchte, wir Prettiner werden nach dem Zusammenschluss im Zuge der Gemeindegebietsreform vergessen. Noch können wir für und über uns selbst entscheiden. Auch Dank einer engagierten Bürgermeisterin in Person von Helga Welz."
Ähnliche Meinungen vertraten unter anderem die Prettiner Heinz Berger und Elsbeth Schneider. Michael Grafe aus dem Prettiner Ortsteil Hohndorf ist der Meinung: "Hohndorf hat eindeutig profitiert vom Zusammenschluss mit Prettin." Ob das nach der Neubildung einer "Großstadt" Annaburg so bleiben wird, da hat er seine Bedenken. Katja Lange sagte zu Michael Wasian: "Es ist doch schön hier in Prettin. Ich jedenfalls vermisse nichts." Und die Eingemeindung? "Die Angliederung an Annaburg ist nicht unser Ding, das wird nicht funktionieren", ist ihre Meinung. Als Ehefrau des Stadtwehrleiters Mike Lange brillierte sie vor dem Moderator mit Fachwissen. Vehement klärte sie ihn beispielsweise auf, dass in jedes Haus ein Feuerlöscher gehört. Und dass man brennende Ölpfannen keinesfalls mit Wasser löschen, sondern eine Decke drüber werfen sollte.
Die aktive Freiwillige Feuerwehr Prettin war ebenfalls ein Thema am Meckermobil. Prettin, von der Elbe-Jahrhundertflut im August 2002 arg gebeutelt, braucht dringend ein flusstüchtiges Einsatzboot. Das betagte Schlauchboot erfüllt keinesfalls die Anforderungen. Bereits zweimal, so ein Kamerad, seien Fördermittel für eine Neuanschaffung abgelehnt worden. Dass das Schlauchboot, angetrieben von einem etwa fünf PS "starken" Außenbordmotor, es gerade mal schafft, sich gegen die Strömung zu behaupten, war eindeutig bei einem Einsatz am gleichen Tag zu erleben. Als Tagesaufgabe, wie es das Konzept der Sendung im MDR vorsieht, war eine Neuanschaffung allerdings nicht zu bewältigen.
Ein Lichtblick: Entscheidungsträger bei der Landesregierung sollen via TV darauf gestoßen werden, wie ernst die Lage in Prettin bei einem erneuten Hochwasser der Elbe sein könnte. "Bisher wurde uns Prettiner Kameraden von dieser Ebene immer wieder in den A. getreten", moniert Löschmeister Christian Meyer, Mitglied der Prettiner Wehr. Dabei ist in Prettin der Aufbau einer Wasserwehr in vollem Gange. Klaus Meißner ist Vorsitzender, sein Stellvertreter Mike Lange. Christian Meyer lobte ausdrücklich die Unterstützung und das Engagement der Stadt für die ehrenamtliche Tätigkeit der Kameraden. Viele von ihnen erklärten sich auch spontan bereit, am vergangenen Wochenende ins Hochwassergebiet an der Neiße zum Hilfseinsatz zu fahren. Bürgermeisterin Helga Welz hatte nichts dagegen. Allerdings, eine Anforderung von den dortigen Behörden gab es nicht. "Sicher lag es mit an unserem Schlauchboot. Schade, wir hätten gern geholfen", bedauert Nicole Schulz. Was Hochwasser bedeutet, weiß sie aus eigener Erfahrung sehr genau.
Auch Pestalozzi-Schüler aus Prettin schauten am Meckermobil vorbei. Sie können nicht verstehen, dass die dritte Etage des Schulgebäudes gesperrt ist. Es fehlt eine Fluchttreppe für den Notfall.
Die zweite Tagesaufgabe konnte mit Hilfe des MDR-Fernsehteams relativ schnell gelöst werden. Farbe und Pinsel wurden flugs besorgt, um ein Nachbargebäude des Axiener Heimatvereinsdomizils (auf dem einstigen Badgelände) neu zu streichen.
Der Bericht über das Meckermobil in Prettin wird am Freitag ab 19 Uhr in der Sendung "Sachsen-Anhalt heute" ausgestrahlt.