Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Blick auf Kartoffeln lässt nichts Gutes ahnen
GADEGAST/MZ. - Dabei haben sie und ihr Mann bereits einige Unterschiede ausgemacht.
Das Ehepaar, das den Ruhestand genießt, beschäftigt sich in seiner Freizeit auch mit dem Kartoffelanbau. Sechs verschiedene Sorten gedeihen auf dem Grundstück in Klossa. Der Renner ist bei den Trojandts "Baccara". Von einer Staude der Frühkartoffelsorte haben die Trojandts 45 ordentliche Knollen geerntet. Umstehende Landwirte und Hobbygärtner staunen über dieses herausragende Ergebnis. "Unsere sind größer als die hier" sagt Edith Trojandt und weist auf die Kiste mit den Knollen vom Versuchsacker. Bei anderen Sorten ist es andersherum. "Die wachsen hier besser als bei uns." Die "Baccara"-Knollen sehen nicht allein ansprechend aus, "sie schmecken auch hervorragend", lobt Erich Trojandt. Auch als Pellkartoffeln seien sie gut geeignet.
In Kartoffel-Anbaubetrieben würde man sich solche Ergebnisse wie in Klossa wünschen. Doch auf den großen Flächen ist die Situation eine andere. Der Regen nach der 50 Tage währenden Trockenzeit im Juni und Juli brachte keinen Segen, sagt Eckhard Koch, Leiter der Versuchsstation Gadegast. Und der Anblick der Pflanzen auf den Feldern lasse nichts Gutes ahnen.
Zu den Ursachen gehört, dass es in der Trockenperiode gerade einmal 15 Millimeter Niederschlag gab und an 15 Tagen die Temperaturen über 30 Grad Celsius lagen und sogar Spitzenwerte von 38 Grad erreichten. Da mussten sogar Feldarbeiten in praller Sonne eingestellt werden, um nicht die Gesundheit des Personals zu gefährden, wie Eckhard Koch anmerkt. Die Hitze hat nicht allein den Menschen, sondern auch den Kartoffeln zugesetzt. Im Gegensatz zum Mais, der sich nach den kräftigen Niederschlägen ab der zweiten Juli-Hälfte auf etlichen Feldern sichtbar erholte, erfüllten sich ähnliche Hoffnungen bei den Kartoffeln nicht.
Und beim Getreide? Auch da sieht es in einigen Agrarbetrieben nicht rosig aus. Noch immer sind Roggen- und Weizenfelder nicht abgeerntet, weil die niederschlagsreiche Witterung in den vergangenen Monaten das einfach nicht zugelassen hat. "Wir stehen seit Wochen im Regen. Das hat uns Landwirten das Genick gebrochen", spitzt Dr. Gerhard Hartmann von der Landesanstalt zu. Jeder Tag der verstreicht, erhöht die Verluste. Die Produktion von Qualitätsgetreide werde zunehmend in Frage gestellt, so Hartmann. Auch das Gewinnen von Saatgut leide unter diesen Bedingungen. Der Leiter regionale Feldversuche und Sortenprüfung empfiehlt Landwirten, die Schuld nicht allein in den Witterungsbedingungen zu sehen. Bei ausgewogenerer Fruchtfolge hätten sich Agrarbetriebe einigen Ärger ersparen können. So habe die Wintergerste gute Erträge gebracht, immerhin 86,9 Dezitonnen je Hektar auf den Versuchsflächen nach 72 Dezitonnen im vergangenen Jahr und 66 Dezitonnen 2008. Beim Raps wurde das Vorjahresergebnis leicht unterschritten, 55 Dezitonnen je Hektar seien eingebracht worden. Für Roggen, Triticale und Weizen liegen wegen der noch laufenden Ernte keine aktuellen Zahlen vor.
Als die Schar der Feldtag-Gäste in Interessengruppen für Mais bzw. Hackfrüchte aufgeteilt wird, folgen Edith und Erich Trojandt natürlich jenem Personenkreis, der sich über die Versuche zum Kartoffelanbau informiert. "Bei jedem Feldtag gibt es interessante Informationen", loben sie diese Form des Erfahrungsaustauschs.