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Küfermeister aus Jessen Küfermeister aus Jessen: Johannes Zwicker kreiert seinen eigenen Wein

Von Detlef Mayer 26.07.2017, 09:31
Johannes Zwicker aus Jessen ist Zimmerer, Winzer und nun auch Küfermeister.
Johannes Zwicker aus Jessen ist Zimmerer, Winzer und nun auch Küfermeister. D. Mayer

Jessen - „Das ist Spaß im Glas“, sagt Johannes Zwicker aus Jessen launig über seinen Meisterwein. „Er hat einen tollen Trinkfluss. Ein fruchtiger, leichter Sommerwein, der eiskalt richtig geil schmeckt.“

Der 26-Jährige, Sohn von Andrea und Guido Zwicker, die in Jessen das gleichnamige Familienweinhaus betreiben, darf sich seit März Weinküfermeister nennen. Seine Prüfung hat er an der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) in Weinsberg bei Heilbronn abgelegt, „der ältesten und renommiertesten derartigen Schule in Deutschland“, so der lebensfrohe, junge Mann. Als Meisterstück kreierte er einen halbtrockenen Riesling mit ganz eigener Note aus Trauben vom elterlichen Hang am Gorrenberg.

Sein Ziel sei gewesen, „einen extrem fruchtigen, schmelzigen Riesling zu keltern, mit angenehmer Säure und ein bisschen Restzucker“, verrät Johannes Zwicker. „Solch ein Wein ist relativ untypisch für arme Böden wie in Jessen. Das Geschmacksbild hiesiger Weine ist eher nicht so facettenreich“, meint er.

Um seinen Plan umzusetzen, hat der jetzt 26-Jährige „alle Schritte beim Ausbau des Weins ein bisschen extremer praktiziert“, wie er dem Laien sein Vorgehen zu verdeutlichen versucht. Nachdem die Trauben vom Stielgerüst getrennt waren, habe er sie 44 Stunden draußen stehen lassen, um den Geschmack möglichst komplett aus der Beerenschale herauszubekommen. So entstehe ein überreifer Wein. „Das ist etwas riskant, weil die Trauben sich mikrobiologisch verändern könnten“, gibt Johannes Zwicker zu bedenken.

Im Weiteren hat er dann spezielle Hybridhefekulturen und besondere Enzyme während des Gärprozesses verwendet, um die gewünschte Fruchtigkeit, Cremigkeit und die geringe Restsäure zu erreichen. Das ist ihm mit seinem ersten Versuch gar meisterlich gelungen.

„Der Trinkgenuss ist wichtig“

Aber der Jessener wäre nicht der Weinprofi, der er inzwischen nun mal ist, wenn er nicht auch was zu verbessern wüsste: „Vielleicht hat der Wein ein bisschen zu viel Restzucker bzw. hätte er ein bisschen mehr Restsäure vertragen können. Auch etwas Kohlensäure würde ihm eventuell gut stehen, damit er minimal perlt.“ Doch das seien die Überlegungen eines Fachmanns. „Für Otto Normalverbraucher spielen sie kaum eine Rolle, für ihn ist der Trinkgenuss wichtig.“

Johannes Zwicker hat nach seinem Realschulabschluss 2007 eine Zimmerer-Lehre bei der zbo Bau GmbH in Jessen absolviert. 2011 bis 2013 schob er auf dem Staatsweingut Meersburg am Bodensee eine Ausbildung als Winzer nach und blieb dort bis 2015. „Das war ein super Lehrbetrieb.“ Danach wechselte er zum Landesweingut Kloster Pforta bei Naumburg. „Dass ich meinen Meister mache, stand für mich damals schon fest. Ich wollte mich vorher aber noch ein bisschen umsehen in der Weinwelt. Damit man sich nicht so festfährt.“ Im Februar 2016 nahm der junge Mann seine Meisterschule in Weinsberg auf.

„Auf meine Winzer-Gesellenausbildung - da habe ich drinnen und draußen alles gelernt - folgte die Spezialisierung in der Kellerwirtschaft, dem Weinausbau.“ Für den Jessener, der seit Februar 2017 in Meißen lebt und im Rothen Gut, einem jungen Unternehmen mit 16 Hektar Weinbaufläche, arbeitet, ist das folgerichtig. Für Meißen, „eine schöne Stadt“, sprechen derzeit vor allem zwei Argumente: seine Freundin, die dort als Lehrerin tätig ist, und die Nähe zum Jessener Elternhaus. „In anderthalb Stunden bin ich da.“

Seine Perspektive sieht Johannes Zwicker über kurz oder lang in der Selbstständigkeit, „in einem kleinen schnuckligen Weingut. Bis dahin trinken wir den halbtrockenen Riesling“, von dem es übrigens nur limitierte 650 Flaschen gibt bzw. gab. (mz)