Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Platzmeister setzen historische Hüte auf
NAUNDORF/MZ. - Und während die meisten der rund 130 Einwohner des Dorfes sich langsam auf den Weg begaben, hatte der harte Kern um Karin Richter seine Plätze bereits eingenommen.
Die Naundorferin, die im örtlichen Feuerwehrverein schon seit einiger Zeit den Hut auf hat, wenn es um Kultur geht, bringt viele Ideen ein. Da werden nicht nur große Modenschauen organisiert, sondern auch gleich mal RTL mit dem Format "Naundorf sucht seinen Superstar" Konkurrenz gemacht. Die beiden Platzmeister vom Sonnabend, Jens Dombrowitzki und Lutz Pade mit ihren Partnerinnen Iris und Signe, jedenfalls bezeichneten sie glatt als ihre Managerin. Nicht ganz üblich für eine Managerin, aber doch legitim: Ihre Forschung nach dem Ursprung der Platzmeister-Hüte.
So ganz einig wusste man sich da auch am Samstag noch nicht. Wirt Bernd Müller holte doch schnell mal noch die Chronik seiner Dorfgaststätte und es wurde überlegt und gerechnet. Am Ende einigten sich die Anwesenden darauf, dass die Hüte, die von einem Platzmeisterpaar zum nächsten weitergereicht werden, mindestens schon 30 Jahre auf der Krempe haben, also schon fast antik sind. Was man von den an ihnen befestigten bunten Blumensträußchen wohl nicht sagen kann.
Wie das so ist, wenn eine Chronik auf dem Tisch liegt, wird auch in Naundorf sofort darin geblättert. Neben den für Erheiterung sorgenden Jungendbildnissen der diesjährigen Platzmeister fanden sich da auch durchaus geschichtlich interessante Fakten. Beginnend im Jahr 1933 wussten die Bilder, Texte und so manches Dokument von Veranstaltungen aus ferner Vergangenheit zu berichten. Immer schon war die Gaststätte ein Mittelpunkt im Dorfleben.
Darauf ist Bernd Müller stolz und auch darauf, dass diese Tradition mit Fastnacht, Kinderfasching, Frauentagsfeier und anderen Zusammenkünften in seinem Haus immer wieder eine Fortsetzung findet. "Früher", so beschreibt er die Zeit vor der Wende, "da waren die Feiern größer, weil einfach auch mehr Leute im Dorf wohnten." Mit einem Hinweis überraschte der Wirt dann doch: "Die Gaststätte existiert seit Anfang des vorigen Jahrhunderts. Es könnte sein, dass genau heute Abend hier zum 100. Mal Fastnacht gefeiert wird." Diese Mitteilung beflügelte selbstverständlich die gute Laune an diesem Abend umso mehr. Einen nicht geringen Anteil daran hatte "Adoxa Boreal" auf der Bühne. Für den Leiter der vierköpfigen Band, die seit 35 Jahren in ein und derselben Besetzung spielt, war es am Samstag so etwas wie ein Nach-Hause-Kommen, wie er betonte. Günter Schmidt erinnerte die Naundorfer daran, dass die Musiker vor 19 Jahren das erste Mal in dem Ort aufgetreten seien und sich daher hier wie in ihrer Wohnstube fühlten.
Mit dieser Aussage hatte der pensionierte Schulleiter, der mit Oldies und schönen Schlagern begeistern wollte, bei den Naundorfern schon gewonnen.