Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Munter wie ein Fisch im Wasser
SCHWEINITZ/MZ. - "Schon als Kind bin ich in der Umgebung von Schweinitz rumgestromert und kannte alle Gewässer", erinnert sich Günther Uhlitzsch. Der das sagt, ist neben Rudolf Langhammer, Jürgen Jaeckel und Werner Englisch einer der langjährigsten Mitglieder des Angelsportvereins Schweinitz e.V., des Vereins, der genau am 24. Juli 1931 gegründet wurde. Das Jubiläum nahmen die derzeitig 23 Mitglieder am Sonntag zum Anlass, "ihren" 80. Geburtstag zünftig zu feiern.
In ihr Vereinslokal hatten sie dazu Familienangehörige und Gäste, wie Bürgermeister Dietmar Brettschneider (CDU), eingeladen. Für den Schweinitzer Spielmannszug, der sich mit den Anglern nicht nur das Vereinslokal "Zur Finke" teilt, war ein Kommen selbstverständlich. "Wir sind sowieso verbunden. Wir brauchen uns nur umzusehen", mit diesen Worten überreichte Uwe Albrecht einen Umschlag, dessen Inhalt vornehmlich für den neuen Fischbesatz genutzt werden soll. Darüber hinaus wünschte er den Petrijüngern "immer einen großen Fang oder zumindest viel Fantasie, um über einen solchen reden zu können".
Mathias Wilczynski, seit 2005 Vorsitzender des Vereins, nahm die guten Wünsche entgegen und zur Freude der Anwesenden hielt sich seine Festansprache sehr in Grenzen, denn die heißen, frisch geräucherten Forellen, die mit ihrem Duft den Raum füllten, mochten nicht warten.
Wer aber Lust hatte, sich in die Geschichte des Vereins zu vertiefen, der konnte das natürlich. Dafür hatte Günther Uhlitzsch die Bände der picobello geführten Chronik und einige A4-Hefte mit handschriftlichen Originalen mitgebracht. Am Spannendsten aber waren seine Erlebnisse und sein Wissen über eine Zeit, die für viele schon ewig zurück liegt.
"Seit den 50er Jahren gab es", so wusste er zu berichten, "das Kinder- und Jugendangeln. Bedingung dafür war allerdings der Freischwimmer. Und es gab direkt ein Jugendangelgewässer. Damals wuchs die Mitgliederzahl in der Ferienzeit um 20 oder 30 junge Leute an und danach blieben immer so drei bis vier im Verein." 1986 hatte der Verein immerhin 128 Mitglieder, davon drei Frauen und 50 im jugendlichen Alter. Heute ist Jenny Scholz die einzige Frau, die aber mit ihren noch 20 Lenzen, ebenfalls sehr jung ist.
Die dicke Chronik berichtet auch über Arbeitseinsätze bei minus 20 Grad Celsius an den Wassern der Ritterburg, nahe der B 187 und über den Bau und die Inbetriebnahme der Aufzuchtteiche unterhalb des Schweinitzer Hanges, im Mai 1969. Da es zu DDR-Zeiten kaum größere Besatzfische zu kaufen gab, lösten die Schweinitzer das Problem, indem sie kleine Fische selbst aufzogen und erst dann in die Gewässer einsetzten. Heute werden die Fische bereits in der entsprechenden Größe erworben und gelangen direkt in die sechs Angelgewässer des Vereins, die eine Gesamtwasserfläche von 23 Hektar haben.
Von dort stammen auch die größten Flossenträger, deren Fang alljährlich mit einer Urkunde belohnt wird. Am Sonntag nun erhielt diese Werner Englisch für einen 7 600 Gramm schweren Karpfen, den er im vergangenen Jahr aus dem Pumpenteich zog. Überhaupt beißen offensichtlich bei den alten Hasen die dicksten Fische, denn im Jahr zuvor gewann Rudi Langhammer die Urkunde mit einem fast neun Kilo schweren Karpfen. Dass es Angler geben soll, die überhaupt keinen Fisch essen, ist derweil keineswegs Anglerlatein.
Auch für Friedhelm Quilitzsch, der zur Jubelfeier eine sehenswerte Ausstellung an alten und neuen Fanggeräten beisteuerte, steht der Verzehr des Fanges nicht im Vordergrund. Ob mit Bambus-, Stahl- oder heute ganz modern mit Glasfaserrute geangelt wird, spielt weniger eine Rolle. Es sind das Naturerlebnis und die Ruhe, die zählen. Diese Begeisterung hat er bereits seinem Enkel Maximilian "vererbt". Der Zehnjährige wird demnächst seinen Fischereischein machen.
Den hat nach eigenen Aussagen seit diesem Jahr auch Bürgermeister Dietmar Brettschneider in der Tasche. Und so schloss er sich selbst mit ein, als er mit den Worten den munteren Schweinitzer Anglern gratulierte: "Diejenigen, die die Natur nutzen, sind die größten Naturschützer und da, wo Paragrafen die Natur schützen sollen, da sperrt man lediglich die Menschen aus."