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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Hoffen auf ruhigere Zeiten

Von H.-DIETER KUNZE UND KLAUS ADAM 24.05.2011, 17:05

SEYDA/MZ. - Risse im Haus, zersprungene Gläser im Schrank, Schmadder an den Fenstern. Das war für Ruth Schwerdt aus Seydas Jüterboger Straße seit vielen Jahren ein Alptraum. Der Grund, Schwerlast-Lkw, die über das Kopfsteinpflaster bretterten. "Ruhig ist es zwar jetzt auch nicht gerade, aber den Baulärm ertrage ich gern. Irgendwann ist es vorbei und wir kriegen eine schöne Straße und neue Fuß- und Radwege."

Dieser Meinung ist auch Bernd Dümichen. "Was gemacht werden muss, muss gemacht werden." Dass er seinen Pkw etwa 200 Meter vom Grundstück entfernt in der bereits rekonstruierten Neuen Straße abstellen muss, stört ihn nicht. Der Zugang aufs Gehöft ist über eine aufgeschüttete Zufahrt immer noch möglich.

Wolfgang Schwerdt, er wohnt in Richtung "Schützenhaus" rechts in der Jüterboger Straße, sagt: "Mich stören die Baumaßnahmen überhaupt nicht. Da kommt mit Sicherheit was Vernünftiges bei raus." Auch er parkt sein Auto vorübergehend außerhalb in der Obstallee (vorher Feldstraße) nahe der Grundschule.

Einbußen am Umsatz

Die Geschäftsleute, deren Läden an der Jüterboger Straße liegen, sehen die Situation derweil nicht ganz so rosig. Gerade erst wieder einigermaßen eingepegelt hat sich der Kundenstrom in der Verkaufsstelle der Seydaer Fleischrind GmbH. Während der Sanierung der Obstallee war die Verkaufsstelle nur mit Mühe zu erreichen, berichtet Fleischereileiter Tilo Peschel. Das machte sich am Umsatz deutlich bemerkbar. Doch sofort, nachdem die Pflasterarbeiten dieser Nebenstraße der jetzt aufgerissenen Jüterboger Straße beendet waren, wurde sie für den Verkehr frei gegeben. Damit haben auch die Fleischereikunden wieder die Chance, über einen kurzen Weg an ihre Lebensmittel zu gelangen. Sie können jetzt - solange der zweite Bauabschnitt in der Jüterboger Straße noch nicht begonnen ist, vor der Tür der Verkaufsstelle parken. "Aber viele wissen das vielleicht noch nicht", meint Peschel.

Kunden kommen gezielt

"Die Fahrzeuge können in der Schulstraße noch relativ weit heranfahren", freut sich Carmen Freyer. Im Moment kann man auch fast direkt vor dem Geschäft parken, überzeugte sich die MZ. Carmen Freyers Mann betreibt das Blumengeschäft genau gegenüber der Fleischerei. Aufgrund der Frühjahrsbestellung, die derzeit läuft, steuern die Stammkunden ihr Geschäft jedoch zielgerichtet an. Im Moment endet die Baustelle wenige Meter vor der Ladentür. "Wie es wird, wenn die Arbeiten bei uns vor der Tür starten, wissen wir natürlich nicht", blickt Frau Freyer in eine etwas schwer zu prognostizierende Zukunft.

Der Ausbau der Jüterboger Straße schreitet voran. Der Hauptauftragnehmer, die Baugesellschaft Ezel aus Torgau, liegt trotz verspätetem Baubeginn durch den lang anhaltenden Winter im Zeitplan, war von der Geschäftsführung zu erfahren. Gegenwärtig wird zwischen Neuer Straße und Obstallee, dem ersten Bauabschnitt, das Kopfsteinpflaster aufgenommen und in ein Depot nach Wittenberg verbracht. Die Rohre für die Regenentwässerung sind bereits verlegt. Sie münden in eine so genannte Rigole, ein Auffangbecken nahe der Grundschule.

Mitarbeiter der SAG Falkenberg verlegen in 60 Zentimeter Tiefe Erdkabel und installieren die Hausanschlüsse. Vor jedem Gebäude wird eine Muffe gesetzt, das Kabel führt zum Hausanschlusskasten, einige stehen bereits unter Spannung. Aber erst nach Abschluss der Straßenbaumaßnahmen werden die Leitungen rechts und links der Straße frei geschaltet, die Freileitungen und überwiegend Betonmasten verschwinden dann für immer aus dem Ortsbild.

Betrieb "gut im Rennen"

Baulastträger für das 1,2 Kilometer lange Straßenstück ist der Landkreis Wittenberg. Die Kosten belaufen sich auf 1,4 Millionen Euro. Kerstin Nozon, Sachbearbeiterin Straßenbau, obliegt die Bauleitung der Maßnahme. "Wir liegen gut im Rennen und wenn es keinen zu zeitigen Winter gibt, werden wir in diesem Jahr auch fertig. Ansonsten geht es leider erst im Frühjahr 2012 weiter." Die Baumaßnahme umfasst auch den Bereich vom "Schützenhaus" bis zum Ortsausgang Richtung Morxdorf . Hier liegt zwar Asphalt, aber der Unterbau ist wenig tragfähig und muss deshalb grundhaft ausgebaut werden. Nach Ende der Rekonstruktion wird die Jüterboger Straße mit Geschwindigkeitsbeschränkung befahrbar sein. Erst nach Auftragen der Asphalt-Deckschicht, das soll in einem Zuge erfolgen, wird sie für die innerorts üblichen 50 Stundenkilometer freigegeben.