Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Fahne der Militärseelsorge geht auf Reise
Holzdorf/MZ. - Allerdings haben Wettereinflüsse und der Staub der Stadt das weiße Tuch, dessen Mitte ein Kreuz und der Bibelspruch Domini Sumus aus dem Römerbrief (Kapitel 14, Vers 7-9), zu Deutsch "Wir sind des Herrn", zieren, längst zu einem grau-schwarzen Gewebe werden lassen.
Als Pfarrer Friedrich von Kymmel, seit 2010 Militärseelsorger am Bundeswehrstandort Holzdorf, vor wenigen Wochen nach Kabul reiste, um erste Vorerkundungen für seinen kommenden Einsatz am Hindukusch durchzuführen, fiel ihm der schlechte Zustand der Fahne zwangsläufig ins Auge. Angesichts der bislang treuen Dienste, die der Stoff den Geistlichen fern der Heimat geleistet hat, kam ein einfaches Entsorgen jedoch nie in Frage. "Militärpfarrer Leander Sünkel, der bis zu meinem Eintreffen in Kabul tätig ist, hat sie mir deshalb zur weiteren Verwendung anvertraut", berichtet von Kymmel. Wie diese Verwendung aussieht, stand für von Kymmel frühzeitig fest.
In Doberlug-Kirchhain (Landkreis Elbe-Elster), dem Ort, in dem er mit seiner Familie seit Dienstantritt lebt, weiß er sichere Hilfe. Monika Meyer, die in der Stadt einen Heißmangelbetrieb unterhielt, den sie 2011 aus gesundheitlichen Gründen schloss, und ihr Mann Heinz stehen dem Ansinnen der Militärseelsorge seit vielen Jahren positiv gegenüber. Immer dann, wenn Hilfe nötig war, aber nie offen ausgesprochen wurde, waren Meyers zur Stelle. Uneigennützig reinigten sie Stoffe, Tücher und Decken der Seelsorger, stets in bester Qualität und kostenfrei. "Der Glaube nimmt in unserem Leben einen wichtigen Platz ein. Daher ist diese Hilfe für uns eine Selbstverständlichkeit", sagt Monika Meyer. Auch der Kabuler Flagge nahmen sie sich deshalb uneigennützig an. Allerdings waren hierbei ihren Kräften Grenzen gesetzt. "Reinweiß ist sie nicht mehr geworden, eher grau meliert", schmunzelt von Kymmel beim Betrachten des Stoffs. Dennoch sei ein deutlicher Unterschied zu vorher erkennbar.
Ins Museum wandert die Fahne trotzdem noch nicht. Stattdessen will Friedrich von Kymmel sie seinem Gepäck zufügen, dass er schultert, wenn er am 11. November für fünf Monate in den Einsatz zieht. "Das Tuch hat für mich einen hohen symbolischen Wert. Es spiegelt auf schlichte Weise die enge Verbundenheit vieler zur Militärseelsorge wider", gibt er sich überzeugt. Der Einsatz als Pfarrer in Afghanistan ist für den verheirateten Vater von drei Kindern der erste dieser Art. Vor Ort wird er voraussichtlich bis Mitte März Ansprechpartner und Seelsorger der Soldaten sein. Dass er zu Weihnachten nicht bei seiner Familie sein kann, macht für diese den Abschied besonders schwer. Gleichwohl er betont, dass "diese Zeit des Jahres ohnehin immer mit viel Arbeit verbunden" sei. Mit der durch Meyers gereinigten Fahne werde er sich 6.000 Kilometer von zu Hause entfernt zum Weihnachtsfest der Heimat besonders eng verbunden fühlen können.