Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Fachwerk unter Putz
Labrun/MZ. - Doch der Sanierungsstau war damit noch längst nicht abgetragen. Bis Ende September 2012 voraussichtlich soll das aber endgültig erledigt sein, sagt Kathrin Richter vom Jessener Ingenieurbüro Eule, das für die Bauplanung verantwortlich zeichnet und die laufenden Arbeiten begleitet.
Nachdem im Dezember vorigen Jahres bereits die Biberschwänze geliefert worden waren), die nach Abschluss der Dachstuhlsanierung auf das Kirchenschiff kommen, laufen derzeit die Holzarbeiten. Ausgeführt werden sie von der Zimmerei Werner aus Gadegast.
Das Ingenieurbüro Eule hatte die Wintermonate für das erforderliche Holzschutzgutachten und die nötigen statischen Berechnungen genutzt. Es folgten die Ausschreibung und die Vergabe der Leistungen für die Holzsanierung. Seit Ende Mai darf die Zimmerei Werner auf der Baustelle Hand anlegen. Inzwischen steht ihr Einsatz am Gebälk des Kirchenschiffs kurz vor dem Abschluss. Nicht nur das Dach, sondern teilweise musste auch die innere Decke aufgenommen werden, um an die desolaten Holzteile heranzukommen. Die Fußschwelle des Kirchenschiffs, auf der die Dachkonstruktion ruht, war durch anhaltendes Eindringen von Feuchtigkeit ebenso verfault wie die Dachbalkenköpfe und die Anbindungen der Deckenbalken. Man hatte dort bei einer Schadensaufnahme im Oktober 2010 den Echten Hausschwamm festgestellt. Und die so genannten Hängesäulen - sie verbinden den Überzug der Deckenbalken mit den Dachsparren, waren vom Holzbock befallen. Ebenfalls gefunden wurden Braunfäule und Nagelkäfer.
Sind die Zimmerer vom Kirchenschiff verschwunden, treten die Dachdecker der Firma Schräpler aus Annaburg an, um in Doppeldeckung die Biberschwänze aufzubringen. Irgendwo zwischen diesen beiden Gewerken müssen noch die Männer des Gadegaster Unternehmens Rietdorf zum Zuge kommen. Ihre Aufgabe ist es, das Mauerwerk im Traufbereich des Schiffes wieder herzustellen.
Sind diese Punkte alle gemeistert, wird auf das frisch sanierte Dach eine Rüstung gesetzt, um den Dachreiter - das ist der kleine Turm, der sich über dem First erhebt - zu sanieren. Das Türmchen besteht wie der Baukörper des gesamten Gotteshauses mit Chor aus verputztem Fachwerk. Und so soll er nach Abschluss der Arbeiten auch wieder aussehen. "Die Kirche war nicht fachwerksichtig", beschreibt Kathrin Richter diese Ausführungsweise.
Bei dem Dachreiter muss man teilweise die Ausmauerungen der Fächer herausnehmen, um angegriffene Hölzer austauschen zu können. Kathrin Richter hofft, dass dabei nicht noch weitere Befunde auftauchen, die das Sanierungsgeschehen verlängern und womöglich die Kosten in die Höhe treiben. Bislang sind 76 000 Euro für das Gesamtvorhaben veranschlagt. Reichlich 24 000 Euro stellt das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, 7 500 Euro die Stiftung der Volks- und Raiffeisenbanken, 750 Euro die Volksbank Elsterland, und das Gros kommt von Kirchengemeinde, Kirchenkreis und Förderverein. Um die Eigenmittel zu reduzieren, wurde ein Antrag auf 14 900 Euro aus Lotto-Toto-Mitteln gestellt.