Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Ehemalige Kfz-Kennzeichen kurz vor Wiedereinführung
WITTENBERG/MZ. - Der Countdown für die Freigabe der neuen alten Kfz-Kennzeichen wie JE, GHC, AZE und RSL läuft. "Wir rechnen noch diese Woche mit grünem Licht aus dem Bundesministerium", sagte Bernd Kaufholz, Pressesprecher des Ministeriums für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.
Rahmenbedingungen noch unklar
Auf die Nachricht dürften sich im Landkreis einige Autofahrer freuen. Täglich erkundigen sich in der Kreisverwaltung laut Pressesprecher Ronald Gauert gut 20 Autofahrer über die Wiedereinführung. Wie nach dem Okay die bürokratischen Regeln aussehen werden, ist dort aber noch nicht ganz klar. "Es gibt noch keinerlei konkrete Rahmenbedingungen", so Gauert. "Die werden wir dann hoffentlich mit dem Bescheid bekommen." Nach aktuellem Stand werden die Altkennzeichen als Wunschkennzeichen eingeführt, das heißt, auch so teuer sein, wie ebenjene.
Welche im Einzelnen wieder zugelassen werden, wird in Berlin noch geprüft. 38 ehemalige Kennungen wurden vom Land Sachsen-Anhalt eingereicht. Als sicher können gelten: JE (Jessen) und GHC (Gräfenhainichen).
Wie das Prozedere für AZE (Anhalt-Zerbst) und RSL (Roßlau) aussehen wird, ist derweil noch nicht klar. Denn aus diesen Altkreisen fallen seit 2006 nur Teile in das Gebiet des heutigen Landkreises Wittenberg, nämlich die Orte ab Griebo über Coswig zum Fläming hin. Ronald Gauert weist auf den "Knackpunkt" hin: "Bisher kann man sein Auto nur am Wohnsitz zulassen."
Impuls aus Heilbronn
Angestoßen wurde die Wiedereinführung durch den Heilbronner Wirtschaftsprofessor Ralf Bochert. Er hatte bundesweit 50 000 Personen zu ihrer Meinung befragen lassen, so an einem Tag Ende Oktober 2011 auch 185 Leute in Jessen, darunter zwölf Einwohner des Altkreises, die nicht aus der Jessener Region stammen. Das Ergebnis: 77,2 Prozent stimmten für die Altkennzeichen, nur 6,5 Prozent dagegen (16,3 Prozent hatten keine Meinung). Zu dem Ergebnis bemerkte Borchert am Mittwoch: "Die jetzt kommende Lösung ist sehr gut: bürgernah, aber niemanden zwingend. Sie gibt Jessen eine zusätzliche Wahrnehmung, die sehr einfach umzusetzen ist."
Wunsch selbst bei Neuzulassung
Während Gräfenhainichens Bürgermeister Harry Rußbült (Linke) die Sache eher skeptisch sieht ("Ich persönlich würde nicht so viel Mühe für ein Kennzeichen aufbringen. Es gibt Wichtigeres"), war von Jessens Stadtoberhaupt Dietmar Brettschneider (CDU) kürzlich deutlich mehr Euphorie zu hören. "Ich selbst werde dann auf jeden Fall wieder mit dem JE-Kennzeichen fahren", meinte er zur MZ.
Wechseln muss freilich niemand. Sofern das Land in den Ausführungsbestimmungen nichts anderes festlegt, behandelt der Kreis auch Neuzulassungen mit JE oder GRH als Wunschkennzeichen. "Hauptkennung für den Kreis bleibt WB", betont Pressesprecher Gauert.
Selbst der Heilbronner Wirtschaftsprofessor Borchert schrieb am Mittwoch auf die MZ-Nachfrage noch einmal: "Es wird natürlich nicht so sein, dass da jetzt viele sofort umkennzeichnen (das ist ja teuer); es geht darum, dass es auf die Dauer (beim Fahrzeugwechsel) wieder mehr JE-Kennungen auf den Straßen geben wird. Davon ist aber angesichts der Zustimmung der Jessener unbedingt auszugehen."