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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Arzt folgt seinen Patienten von Jüterbog nach Mügeln

Von Detlef Mayer 04.01.2013, 18:47

Mügeln/MZ. - "Jüngere Leute fahren ja auch weitere Strecken, aber ältere Menschen wollen ihren Hausarzt doch lieber in der Nähe haben." Dessen ist sich der Allgemeinmediziner Friedhelm Fouquet bewusst und hat die Konsequenz gezogen: Weil er übers Jahr 2012 in seiner Praxis Am Dammtor 8 in Jüterbog (Teltow-Fläming, Brandenburg) zunehmend Patienten aus der Jessener Region verzeichnete, die doch relativ lange Anfahrtswege auf sich nehmen mussten für ihre Behandlungen, ist er ihnen jetzt entgegengekommen. Und das in des Wortes wahrstem Sinne. Er hat nämlich länderübergreifend eine Zweitpraxis in dem Jessener Stadtteil Mügeln eröffnet.

Erste Sprechstunde

Am Donnerstagnachmittag dieser Woche hielt er auf dem Grundstück des Pflegedienstes von Heike Mitre, Heidetrift 1, seine erste Sprechstunde ab. In den zwei Stunden fanden sich - neben etlichen Gratulanten zur Praxiseröffnung - fünf Patienten ein. Und Friedhelm Fouquet zeigte sich im Nachhinein zufrieden, dass der Ansturm nicht größer ausgefallen war. Denn er hatte noch einige kleine Anlaufprobleme zu meistern. Zum Beispiel sorgte die 8 000 Euro teure Computer-Technik, die er eigens für die Mügelner Außenstelle angeschafft hat, für ein paar Kalamitäten. Auch sonst war noch dies und das zu richten, was ihm nicht in jedem Fall seine Sprechstundenschwester Anja Zauber, die er aus der Jüterboger Praxis mitbringt, abnehmen konnte.

Optimistische Grundhaltung

Doch das ist nun erledigt und der 54-jährige Mediziner wendet sich voller Optimismus seiner eigentlichen Tätigkeit am neuen Ort zu. Immer dienstags und donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr wird er den Patienten aus der hiesigen Region in Mügeln zur Verfügung stehen und im Rahmen seiner Möglichkeiten auch Hausbesuche übernehmen.

Die Chancen für einen auskömmlichen Praxis-Betrieb im Bereich Jessen schätzt er als nicht schlecht ein. So verweist er darauf, dass ja im Frühjahr 2012 Dr. Horst Tückmantel seine Hausarzt-Tätigkeit in Schweinitz eingestellt hat und dafür bislang kein Nachrücker zur Verfügung stand.

Auch stärken ihm seine positiven Erfahrungen in Jüterbog den Rücken, wo er 2011 - nach persönlichen Veränderungen bei Null, wie er sagt, also ohne jeglichen Patientenstamm - zu praktizieren begann. Ein Schritt, den er bis heute nicht bereut habe. Der Zulauf dort sei erstaunlich, berichtet er und hofft nun auf eine ähnliche Entwicklung auf der sachsen-anhaltischen Seite.

Friedhelm Fouquet lebt in Stahnsdorf (Potsdam-Mittelmark) bei Berlin, und das soll vorerst - ganz gewiss jedenfalls, solange die beiden Kinder (zwölf und 14 Jahre) von ihm und seiner Lebenspartnerin noch die Schule besuchen - so bleiben. Nach Jüterbog fährt er täglich, Montag bis Freitag, mit der Bahn. Für seine nun zusätzlichen Wege nach Mügeln bzw. in den Jessener Raum nutzt er den Pkw.

Der Rand-Hauptstädter ist gebürtiger Rheinländer, studiert hat er in West-Berlin. Von 1996 bis 2011 unterhielt er eine Praxis als niedergelassener Arzt in Berlin-Zehlendorf. Im Vergleich zu seinem früheren Arbeitsort seien die Menschen hier im ländlichen Raum weniger kapriziös und eher gerade heraus, was er als sehr angenehm empfinde, macht er seinem neuen Patienten-Klientel ein Kompliment. Privat ist Friedhelm Fouquet gern mit dem Fahrrad unterwegs, zu seinen Hobbys rechnet er aber ebenso Paddeln und Fotografieren. Außerdem hört er gern gute Musik, Schallplatten sind da seine große Leidenschaft. Die Palette reicht dabei von Klassik über Jazz bis Rock. Volksmusik ist nicht sein Ding.

Nun voll eingespannt

"Ich hatte in Jüterbog immer zwei frei Nachmittage pro Woche. Die habe ich nun gefüllt mit den Sprechtagen in Mügeln", beschreibt der 54-Jährige sein Zeitregime als Arzt. In seiner Zweitpraxis bietet er alle üblichen Hausarzt-Leistungen an, bis hin zu Ultraschall-Untersuchungen des Bauchraums, was wohl nicht bei allen niedergelassenen Medizinern die Regel ist. Auch Blutabnahmen und Urin-Analysen sind in Mügeln möglich. "90 Prozent aller Untersuchungen können in Mügeln erledigt werden", fasst Friedhelm Fouquet zusammen. "EKG und Landzeituntersuchungen allerdings sind nur in meiner Praxis in Jüterbog machbar."

Seine Arztzulassung für Sachsen-Anhalt hat der Mann aus Stahnsdorf vor Weihnachten erhalten. Und einige seiner bis dato Jüterboger Patienten, die auch Heike Mitres Dienste in Anspruch nehmen, hatten ihr davon berichtet, dass Friedhelm Fouquet im Jessener Gebiet Räume für eine Zweitniederlassung sucht. Sie sprach ihn darauf an und man wurde sich ziemlich schnell einig.

Neue Nutzung für freie Räume

Die Voraussetzungen dafür waren gerade günstig, denn beim Pflegedienst von Heike Mitre gab es eine Umstrukturierung, die damit einherging, dass mehrere Räume in dem Objekt frei wurden. Wie Heike Mitre erläuterte, habe sie die stationäre Kurzzeitpflege wegen Diskrepanzen mit den Krankenkassen, die lieber auf größere Einrichtungen setzen, eingestellt und sich dafür auf medizinische Intensivpflege umorientiert. Wegen des gestiegenen Betreuungsaufwands wurden die vorher vier Bettenplätze auf jetzt zwei reduziert. So konnte sie dem aus Jüterbog herüberkommenden Mediziner einen separaten Flügel des Hauses anbieten. Neben dem Behandlungszimmer stehen Friedhelm Fouquet in Mügeln ein Wartezimmer, die Anmeldung, in der Schwester Anja Zauber sitzt, und natürlich sanitäre Einrichtungen zur Verfügung.