Kneipenmusik in Jessen Kneipenmusik in Jessen : Eine verrockte Nacht

Jessen - In Jessen gibt es dieses Jahr allenthalben einen Grund zum Feiern. Dem 800-jährigen Stadtjubiläum sei dank. Dessen bedurfte es am Samstagabend aber nicht. Die Jessener Kneipennacht hat längst ein Eigenleben entwickelt und ist zum Garant für gute Laune geworden.
Neunte Auflage
Das mit Schützenhaus-Gastwirt Rüdiger Döbelt verabredete Telefonat musste am Sonntagmorgen ausfallen. „Der Chef ist erst um Viertelneun gegangen und wird jetzt wohl fest schlafen“, sagte statt seiner Kellnerin Jessica Krüger. Wie in jedem Jahr, so war auch zur neunte Auflage 2016 das Schützenhaus für die meisten der Kneipennachtbesucher der finale Anlaufpunkt. Bis morgens vier Uhr spielte die Band, kurze Zeit später wurde auch der Schankbetrieb eingestellt. Dass der Abend ziemlich lang werden würde, ahnte Döbelt schon zu Beginn der Kneipennacht. „Sie ist mit keiner anderen Veranstaltung im Ort zu vergleichen. Das belegt schon der Bierverkauf, der an diesem Abend deutlich höher ist als bei anderen Gelegenheit“, resümierte er.
Durch die Straßen ziehende größere Menschengruppen suchte man im Verlaufe des Abends vergebens. Statt dessen trafen sich die Besucher an festgelegten Punkten und warteten friedlich auf den Shuttle-Bus, der die Feierlustigen zu jedem der sieben teilnehmenden Veranstaltungsorte beförderte. „Mitunter waren die Wartezeiten etwas lang“, bemängelte Elisabeth Rahn aus Hohndorf. Zugleich betonte die junge Frau aber, die sich gemeinsam Freunden ins Getümmel stürzte, dass es in der Region nichts Vergleichbares gebe. „Das Konzept ist völlig in Ordnung“, fügte sie an. Dem pflichtete auch Sven Idelberger bei, gleichwohl er an diesem Abend auserkoren war, die Truppe mit dem Auto heil wieder nach Hohndorf zurück zu bringen. „Meinen Spaß habe ich trotzdem. Die Fahrerlaubnis ist mir allerdings wichtiger als der Genuss eines Bieres“, so sein Credo.
Verkleidet als Cindy aus Marzahn
Unterdessen sorgte Beatrice Lück aus Arnsnesta im Bowlingcenter für zusätzliche Unterhaltung der Gäste. Verkleidet als Cindy aus Marzahn schlenderte sie durch den Raum und bot an jedem Tisch kleine Schnapsflaschen an. Dieses Prozedere war Teil einer Aufgabe, die ihr von Freundinnen anlässlich ihres Junggesellinnenabschieds auferlegt wurde. „Der Tag ging schon gut los: Holzhacken bei der Bürgermeisterin und anschließend bei strömendem Regen mit dem Boot aufs Wasser. So gesehen ist die Kneipentour ein echt versöhnlicher Abschluss“, berichtete sie. Gemeinsam mit 20 weiteren Mädels hatte sie drei Bahnen gemietet. „Dass in Jessen die Kneipennacht stattfindet, wussten wir damals nicht. Auch dass das Bowlingcenter daran teilnimmt, haben wir erst am Abend erfahren. Eine echt tolle Party“, lobte sie die Veranstaltung. Diese Aussage würden wohl auch Anne Lindner und Michael Fritsch unterschreiben. Beide stammen aus Klöden und leben inzwischen in München. „Eigentlich sind wir auf Routinebesuch in der Heimat. Die Kneipennacht passt da gut ins Konzept. Eine bessere Gelegenheit, alte Freunde zu treffen, gibt es nicht“, freute sich Fritsch.
„Jessen hat gerockt“
„Jessen hat gerockt“, zog Thomas Schmidt, Organisator der Kneipenmusiknacht von der Event Marketing Veranstaltungsproduktionen GmbH, am Sonntag auf Nachfrage der MZ ein erstes Fazit. Die Besucherzahlen glichen denen der Vorjahre. „Das Fest ist noch immer eine große Nummer in der Stadt“, so seine Einschätzung. 30 Kneipennächte organisiert Schmidt deutschlandweit. „Wodurch sich Jessen von den anderen unterscheidet, ist dieses interessierte und fröhliche Miteinander aller Generationen.“ Nicht überall sei es üblich, dass sich Jüngere und Ältere gleichermaßen für die Musik der jeweils anderen Generation begeistern können. (mz)