Klöden Klöden: Heimatfest im zweiten Anlauf

Klöden/MZ - Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, sagten sich die Klödener. Dauerregen und Hochwasser hatten Anfang Juni den Heimatfest-Termin außer Kraft gesetzt. Vier Wochen später fließt die Elbe wieder in ihrem Flussbett, und die Sonne beschert ein Sommerwochenende vom Feinsten. Das nutzen die Einwohner und ihre Gäste nun in vollen Zügen für ein verspätetes Heimatfest – und erleben eine Überraschung: Das Familienprogramm am Samstagnachmittag lockt so viele Gäste in die Fährscheune wie schon lange nicht mehr. Frank Zarrad, der Vorsitzende vom Heimatverein, traut seinen Augen nicht: „Dreimal mehr Leute als sonst sind gekommen, weil unsere Kinder aus der Tagesstätte ,Marienkäfer’ erstmals dabei sind und ausnahmslos Einwohner mitmachen.“
Um Unterstützung gebeten
Mit ihrer modischen Zeitreise durch das letzte Jahrhundert haben Dorothea Cerych, Jutta Kralle und ihre Helfer ein Thema gewählt, das schon im Vorfeld für Interesse sorgt. Auf die Bitte um Unterstützung bei der Beschaffung von Original-Kleidung und Accessoires stellen nicht nur Klödener, sondern sogar Bürger aus Rehain, Listerfehrda und aus anderen Orten entsprechendes Zubehör zur Verfügung. Die sicher ältesten Teile sind ein mit Erinnerungen beschriebener Fächer von 1912, den Dorothea Cerych präsentiert, und ein Kinderwagen von anno dunnemals aus dem Fundus der „Kessen Sohle“.
Zum Glück werden die Models durch das Klingeln eines riesigen Weckers, begleitet von einem Lied der „Marienkäfer“-Kinder pünktlich geweckt. Putzmunter und keck mischen Ute Hennig, Petra Bader und andere Langschläfer das Publikum mit baumwollenen Hüllen auf, die stellenweise kunstvoll mit Spitzen besetzt sind. DJ „Norbi“ findet stets den passenden Rhythmus dazu. Viele Male kleiden sich die Models für den Spaziergang durch die Jahrzehnte um. Alltagsmode aus den 50ern, freilich auch die unentbehrliche Kittelschürze, deren Zipfel sogar kleinen Rotznasen als Taschentuch dient, wecken Erinnerungen der älteren Semester. Kinder spielen noch mit Hula-Hoop-Reifen anstatt mit Computern. Das klappt jedoch auch heute noch hervorragend, wie Eileen Jähnichen und Alicia Schmidt vorführen.
Im Block der 70er Jahre findet sich sogar ein Bestellkatalog des Konsument-Warenhauses. Dann wippen Mini-Röcke, Hippi-Modelle werden getragen, ebenso Pionier- und FDJ-Kleidung - und die Jüngsten gestalten eine Poolparty und zeigen Bademoden. Moderatorin Jutta Kralle spielt auch auf nackte Tatsachen an. Immerhin boomt die FKK-Szene. Doch belassen es die Klödener schmunzelnd bei der verbalen Erwähnung. Die Hochzeitsmode von vorgestern und heute zeigt dafür umso mehr Stoff.
Am Ende gibt es herzlichen Beifall. Dorothea Cerych dankt allen fürs Mitmachen und -helfen. Almuth Heinze, soeben noch im 68-er Flowerpower-Look unterwegs, kündigt am Keyboard das Klödener Heimatlied an, mit dem sich die Festgemeinde sogleich auf die weiteren Höhepunkte des Wochenendes einstimmt.
Fleißig gebacken
Während die Kinder bis in den Abend hinein bei der Feuerwehr ihre Geschicklichkeit trainieren, auf dem Pony reiten oder spielen, freuen sich die Erwachsenen auf die Tanzparty mit „Adoxa Boreal“ . Geschlafen wird wenig, denn Sonntag, 7 Uhr, marschiert der Klödener Spielmannszug durchs Dorf. Etwas später übernehmen die Elbaue-Musikanten das musikalische Zepter. An die zwölf Bleche Speckkuchen, frisch aus dem Dorfbackofen, haben Frank Zarrad und seine Helfer vorbereitet. Beim Kahnrennen auf dem Riss werden noch einmal alle Kräfte mobilisiert. Die Vereine liefern sich eine feucht-fröhliche Regatta, an der alle Spaß haben.
