Käserei in Jessen Käserei in Jessen: Großer Umbau steht bevor

Jessen - Große Veränderungen stehen 2016 in der Elsterland-Käserei der BMI in Jessen an. Für die Erweiterung der Produktion im Hartkäsebereich werden Gebäude abgerissen, aber auch Grundrisse bestehender Hallen verändert, auch um Platz zu schaffen für ein neues Hochregallager. Mit dem Baustart wird laut Tobias Nagel, Produktionsleiter der Käserei, für Ende dieses Jahres gerechnet.
Doppelt so viel Milch
„Statt bisher 830 000 Liter Milch sollen künftig zirka 1,6 Millionen Liter Milch täglich verarbeitet werden“, berichtet Tobias Nagel. Etwa 25 000 Liter kann ein volles Tankfahrzeug herbei schaffen. Das heißt, es kommen bis zu 70 Tankfahrzeuge täglich aus einem Radius von etwa 120 Kilometern an, die entleert werden müssen.
Schon jetzt klagen Kraftfahrer in Spitzenzeiten über Rückstaus auf der Rehainer Straße. Um die Einfahrt auf das Werksgelände für die Lkw zügiger zu gestalten, wird eine neue Anbindung an die Bundesstraße gebaut. Vorbereitet ist sie schon.
Die Molkerei/Käserei in Jessen wird von der Bayerischen-Milchindustrie-Genossenschaft (BMI e.G.) betrieben. Mitglieder und Eigentümer sind derzeit 28 Milch- und Molkelieferanten. An neun Produktionsstandorten in Bayern, Thüringen und Sachsen-Anhalt werden jährlich mehr als drei Milliarden Kilogramm Milch und Molke verarbeitet. Jessen ist einer von vier Standorten, an denen Käsespezialitäten produziert werden. Außerdem wird im Werk Jessen Molkepulver für Großkunden hergestellt.
Vor wenigen Wochen ist in der Reiberei eine vierte Anlage in Betrieb gegangen. Bis zu 45 Tonnen können die vier Anlagen in 24 Stunden schaffen. Am Ende der neuen Linie stehen die gefüllten Displays, so wie sie zumeist in den Regalen der Supermärkte zu finden sind.
Das Abzählen der Tüten mit dem geriebenen Käse in die Kartons durch die Mitarbeiterinnen von Hand ist zwar noch nicht ganz entfallen, wird aber weniger. Weil aber durch zunehmende Automatisierung Arbeitskraft frei wird, bleibe es trotz Erweiterung der Produktion in der Käserei bei einer Belegschaft von zirka 200 Mitarbeitern. Die neue Produktionslinie und der gute Absatz beim Kugel-Mozzarella stehen für den Produktionsleiter natürlich auf der Erfolgsseite für 2015 des Jessener Betriebes.
Negativ wirkten sich dagegen aus der extreme Verfall der Milchpreise, der sich letztlich auch im Endprodukt niederschlägt, und der Einbruch im Russland-Markt aufgrund des von Putin verhängten Einfuhrverbots als Antwort auf die EU-Sanktionen nach der Annexion der Krim durch Russland. Es gilt noch mindestens bis August 2016.
Nach dem Umbau der Käserei will die BMI die Produktionspalette beim Hartkäse um Cheddar erweitern. Derzeit werden Cagliata (ein Käsevorprodukt), Edamer, Tilsiter und Gouda hergestellt.
Vier Goldmedaillen der Deutschen Lebensmittelgesellschaft (DLG) hat die Jessener Käserei 2015 eingeheimst, für Mozzarella gerieben, Mozzarella light in Salzlake und Mozzarella 45 %. Unter den Marken Lovillio und Linessa werden diese Produkte europaweit vertrieben. Und sogar in Italien, dem „Mutterland“ des Mozzarellas, überzeugt das Produkt aus Sachsen-Anhalt die Kunden. Wobei sich laut Nagel der Kugelmozzarella hierzulande eher als „Sommerprodukt“ erweist, die geriebene Variante im Winter mehr gefragt ist.
Vier Goldmedaillen
„Bei den Reibekäsen greifen die Kunden sehr gern zu den Mixprodukten aus mehreren Sorten“, ist von Nagel zu erfahren. Die vierte DLG-Medaille ging 2015 an das Jessener Werk für durchgängig hohe Produktqualität. Mögen die Käseproduzenten auch selbst Käse? „Sehr gern und sehr viel“, spricht Nagel für sich. Und es gebe keine bessere Eigenwerbung, meint er, als wenn die Mitarbeiter in die Werkskantine gehen, um dort ihren Käse zu kaufen. (mz)

