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Kaninchenzucht Kaninchenzucht: Annaburger Züchter feiern 110. Vereinsgeburtstag

Von Gabi Zahn 26.10.2015, 17:35
Auf dem Arm von Friedhelm Müller lässt sich die preisgekrönte rot-weiße Mecklenburger Schecke die Streicheleinheiten von Kristin Zoschke, Tochter Anni und deren Freundin Melina Kirsch (von rechts) nur zu gern gefallen.
Auf dem Arm von Friedhelm Müller lässt sich die preisgekrönte rot-weiße Mecklenburger Schecke die Streicheleinheiten von Kristin Zoschke, Tochter Anni und deren Freundin Melina Kirsch (von rechts) nur zu gern gefallen. G. Zahn Lizenz

Annaburg - Am 22. Oktober anno 1905 gründet Hermann Kase in Annaburg gemeinsam mit August Oestereich einen Verein für Rassekaninchen. Die beiden Herren sind die Urväter aller Annaburger Züchter. Seitdem beschäftigen sich über alle Generationen hinweg zahlreiche Einwohner der Stadt und ihrer Umgebung mit den kuschligen Langohren. Fast genau 110 Jahre nach dem Gründungsdatum veranstalten die zurzeit 17 Mitglieder des Vereins am 24./25. Oktober 2015 die mittlerweile 56. Ausstellung. Sie lockt innerhalb von zwei Tagen mehr als 450 Besucher an: „Das ist eine überaus große Resonanz, wir freuen uns riesig darüber“, wertet Vereinsvorsitzender Lutz Matthias.

Auf der Roten Liste

146 Kaninchen in 22 Rassen und Farbenschlägen sind in der attraktiv ausgestalteten Schulturnhalle am Kellerberg zu sehen. Die Tiere haben so eigentümliche Namen wie Blaue Wiener, Russenkaninchen, Holländer, Kleinchinchilla, Deutsche Riesen, Riesenschecken, Helle Großsilber, Deilenaar, Perlfeh, Schwarzgrannen, Marderkaninchen und Blaue Holicer. Absoluter Exot sind diesmal die Englischen Widder von Harald Giese aus Prettin: Sie stehen auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH).

Die Vielfalt der Rassen auf der Ausstellung würdigt insbesondere Bürgermeister Klaus-Rüdiger Neubauer (parteilos) als Schirmherr der Veranstaltung: „Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Annaburger Verein in der Lage ist, die Rassekaninchenzucht als wertvolles ländliches Kulturgut zu bewahren.“

Veterinär als Zuchtwart

Tatsächlich ist es recht gut um die Kleintierzucht in Annaburg bestellt. Lutz Matthias, der seit 20 Jahren den RKZV führt, erinnert sich: „1995, als ich den Vorsitz übernommen hatte, waren wir zehn Mitglieder. Mittlerweile sind es 17.“ Großen Verdienst an diesem Zuwachs habe Dr. Helmut Schuster. Dass der Veterinär als begeisterter Zuchtfreund zugleich als Vereinstierarzt und Zuchtwart agiert, sei für die Gemeinschaft ein absoluter Glücksfall: „In unseren monatlichen Mitgliederversammlungen informiert er uns über Neuerungen, Hygiene, Impfschutz und dergleichen mehr. Außerdem wirbt er erfolgreich für den Verein“, lobt Lutz Matthias.

Das Resultat des zeitaufwändigen Hobbys ist größtenteils aller Ehren wert, wie die beiden Preisrichter Wilfried Scharf (Sachsen) und Willy Stolze (Sachsen-Anhalt) bei der Bewertung feststellen. Die Häsinnen und Rammler werden vermessen und gewogen. Ausschlaggebend sind unter anderem Körperbau, die Farbe und der Zustand des Fells sowie weitere rassespezifische Merkmale. Zu guter Letzt können sich immerhin zwölf Langohren und ihre Züchter mit dem besten Prädikat „Vorzüglich“ (V) schmücken. Diese Anzahl ist umso mehr zu würdigen, weil das Jahr 2015 eigentlich kein gutes Zuchtjahr gewesen ist: „Das milde Klima der zurückliegenden Monate hat sich nicht gerade positiv auf den Haarwechsel der Kaninchen ausgewirkt“, erläutert der Vereinsvorsitzende.

Die Schau bietet Tierhaltern auch die Möglichkeit, die eigene Zuchtlinie im Stall aufzufrischen. Deshalb werden einige stattliche Exemplare verkauft, die garantiert nicht für den nächsten Sonntagsbraten bestimmt sind: „Dass Tiere geschlachtet werden, ist zwar ein nützlicher Nebeneffekt, aber vordringlich geht es uns um die Zucht“, verdeutlicht Lutz Matthias. Die possierlichen Langohren ausgiebig zu betrachten, steht bei den Besuchern im Vordergrund.

Schau zur Vereinsgeschichte

Doch auch die Ausstellung über die Vereinsgeschichte zieht neugierige Blicke auf sich. Sie berichtet Folgendes: Es war ein Montag, 2. Oktober 1905, als August Oestereich das Lokal „Zur Weintraube“ besuchte. An diesem Abend beschloss er mit dem Wirt Hermann Kase, einen Rassekaninchenverein zu gründen. Über acht Tage lang wurde dazu eine Anzeige in der „Annaburger Zeitung“ geschaltet. Die Gründungsversammlung fand, wie anfangs erwähnt, am 22. Oktober 1905 statt. Gründungsmitglieder waren die beiden Initiatoren sowie Hermann Reich, August Srobel, Otto Lorenz, Hermann Schmidt, Heinrich Bolde aus Dautzschen und die Herren Fieseler und Mahlow. Die erste Vereinsschau gab es im Lokal am 29. Juli 1906. Im Laufe der 110 Jahre wurden immerhin 56 Ausstellungen ausgerichtet.

Aber auch dies ist gut zu wissen und gehört zum Vereinsleben: Schon am 14/15. November sind Annaburger Rassekaninchen bei der Kreisverbandsschau in Coswig zu sehen und am 5./6. Dezember in Magdeburg bei der Landesverbandsschau. Auch bei der Bundeskaninchenschau am 18./19. Dezember in Kassel ist der Annaburger Verein vertreten. (mz)

Vier Generationen haben ihre Freude an den „Mümmelmännern“: Der kleine Maksym, Oma Heide Fieseler, Mutti Marie Lehmann und Uroma Gisela Streese.
Vier Generationen haben ihre Freude an den „Mümmelmännern“: Der kleine Maksym, Oma Heide Fieseler, Mutti Marie Lehmann und Uroma Gisela Streese.
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Stolz präsentieren sich die Annaburger Rassekaninchenzüchter im 110. Jahr ihrer Vereinsgründung dem Publikum, in der vorderen Reihe die diesjährigen Vereinsmeister (von links): 1. Eckhardt Kasselt, 2. Friedhelm Müller, 3. Dr. Helmut Schuster.
Stolz präsentieren sich die Annaburger Rassekaninchenzüchter im 110. Jahr ihrer Vereinsgründung dem Publikum, in der vorderen Reihe die diesjährigen Vereinsmeister (von links): 1. Eckhardt Kasselt, 2. Friedhelm Müller, 3. Dr. Helmut Schuster.
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