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Martin Steinert auf Reisen Jessener Arzt fliegt von Insel zu Insel

Den Jessener Arzt Martin Steinert zog es in seiner jüngsten Reise auf die Komoren und nach Madagaskar. Was er dort erfuhr und was ihn besonders faszinierte.

Von Klaus Adam Aktualisiert: 10.10.2024, 17:49
Ochsenkarren sind – auch angesichts der Beschaffenheit der Wege – ein verbreittetes Transportmittel auf der Insel Madagaskar und den Komoren.
Ochsenkarren sind – auch angesichts der Beschaffenheit der Wege – ein verbreittetes Transportmittel auf der Insel Madagaskar und den Komoren. Foto: M. Steinert)

Jessen/MZ. - Berlin, Paris, Nairobi und dann noch einmal 200 Kilometer – drei Stunden – übers Meer, das waren die Stationen Martin Steinerts, um die erste Station seiner jüngsten Reise zu erreichen. Auf die Komoren zog es den reiselustigen Notarzt und Allgemeinmediziner mit Praxis in Klöden auf seinem Sommertrip. „Das sind vier Hauptinseln. Die liegen etwa 200 Kilometer nördlich von Madagaskar und 200 Kilometer östlich der afrikanischen Küste in der Straße von Mosambik“, beschreibt Martin Steinert grob die Koordinaten der Komoren.

Interessant ist die politische Geschichte der Inselgruppe, wie er sie bei seinem Besuch erfuhr. Wie schon öfter berichtet, wandelt er kaum auf ausgetretenen Touristenpfaden, sondern versucht, als Einzeltourist oder in sehr kleinen Gruppen die Seele eines Landes zu erforschen. Die Inselgruppe befand sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Hand mehrerer arabischer Sultanate. Seit 1841 war die südliche Hauptinsel Mayotte unter der Verwaltung Frankreichs. Vier Jahrzehnte später kamen die drei restlichen Inseln der Gruppe dazu.

Die Hütten sind ein Indiz dafür, dass die Bevölkerung zumeist arm ist.
Die Hütten sind ein Indiz dafür, dass die Bevölkerung zumeist arm ist.
(Foto: Steinert)

Die haben dann 1975 ihre Unabhängigkeit erklärt. Seit dieser Zeit hat die Inselgruppe allerdings unzählige Putsche erlebt. Seit 2001 nennen sich die drei nördlichen Inseln Union der Komoren. Und sie gelten als präsidentielle islamische Bundesrepublik.

Im Taxi um die Insel

„Ich war nur vier Tage auf der nördlichsten der drei Inseln, Grand Comore“, berichtet Martin Steinert. Der nördliche Strand dort ist von Vulkanen geprägt. Einen ersten Eindruck von der Insel machte er sich vom Taxi aus. „Die Insel ist 70 Kilometer lang. Ich bin also 140 Kilometer einmal rundrum gefahren.“ Auf einer Seite gab es eine Straße, „auf der anderen war es eigentlich nur ein Feldweg“. Es gibt dort sehr viele schöne Ecken, wo es ausgiebig regnet, so der Weltenbummler, bekannt sind die Inseln für die Vanilleproduktion und für Grundstoffe für Parfüm. „Das ist sicher für die Frauen interessant.“

Zeitvertreib für Jungs
Zeitvertreib für Jungs
(Foto: Maartin Steinert)

Doch insgesamt ist der Inselstaat von ausländischer Hilfe abhängig, vor allem der Frankreichs. Die vierte Insel, Mayotte, ist, da nach wie vor ein Außendepartement von Frankreich, regelmäßig Ziel afrikanischer Flüchtlinge. Die nehmen die 200-Kilometer-Strecke mit Booten auf sich. Die Komoren gelten zwar insgesamt zu den ärmsten Regionen der Welt gehörend. Da Mayotte Teil Frankreichs ist, zählt die Insel zu Europa und ist daher begehrtes Fluchtziel.

Hauptstadt ist multikulti

Um an das Hauptziel seiner Reise, Madagaskar, zu gelangen, musste Martin Steinert jedoch zunächst zurückfliegen nach Nairobi. Dafür hatte er allerdings zehn Stunden auf dem Inselflugplatz auszuharren, da die Flugzeuge nicht so pünktlich fliegen, wie zu Hause. Der Flug in die Inselhauptstadt Antananarivo dauert vier Stunden.

Martin Steinert bekommt auf Madagaskar Besuch von einem Lemuren.
Martin Steinert bekommt auf Madagaskar Besuch von einem Lemuren.
(Foto: Maartin Steinert)

Die Insel Madagaskar hat eine Ost-West-Ausdehnung von 300 Kilometern und in Nord-Süd-Richtung von 1.500 Kilometern. Die Westseite ist durch Regenwald geprägt, die Ostseite eher vulkanisch. Die recht produktive Landwirtschaft ist sehr indonesisch geprägt. „Das heißt, es wird zweimal im Jahr Reis angebaut auf Terrassenfeldern“, so Steinert. Reis ist auf der Insel das Hauptnahrungsmittel. Aber auch Landwirtschaft und Fischerei sind von Belang.

Einwohnerin mit typischer Bemalung
Einwohnerin mit typischer Bemalung
(Foto: Maartin Steinert)

Was ihn besonders beeindruckte, so Martin Steinert, ist die Fauna der Insel. Durch die in Vorzeiten erfolgte geologische Trennung von Afrika, hat sich auf der Insel eine eigene Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. „Also, es gibt dort keine Affen, wie in Afrika, sondern wohl 112 verschiedene Arten von Lemuren“, berichtet Steinert. Und deren Spezifika reichen von hamstergroßen Arten bis zu 25 Kilogramm schweren Tieren. Den Menschen gegenüber sind sie aufgeschlossen, aber bei weitem nicht so „frech“, wie die Affen auf den Felsen von Gibraltar. Die hatte Martin Steinert im Jahr zuvor erlebt. Als etwas skurril empfand der Jessener die Vier-Finger-Tiere. „Das sind schwarze Lemuren, groß wie eine Wildkatze, die sind nachtaktiv und fressen Kokosnüsse.“

 Tiere leben in größeren Verbänden.
Tiere leben in größeren Verbänden.
(Foto: Maartin Steinert)

In den armen Ländern, so erfuhr Steinert, wollen die Menschen immer in die Hauptstadt. „Dass die Hauptstadt von Madagaskar so multikulti ist, hätte ich so nicht erwartet“, sagt er. Im Süden der Insel gibt es immer noch Menschen, die im Wald wohnen. Es leben dort auch Inder und Chinesen, vor allem als Geschäftsleute.