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Jessen Jessen: Querflöte spielt erste Geige

Von Detlef Mayer 07.08.2012, 17:31

Jessen/MZ. - Den feierlichen Rahmen für die Inthronisation lieferte das traditionelle Weinfest auf den Jessener Schlosswiesen, einer der Höhepunkte des 174. Schul- und Heimatfestes der Elsterstadt.

Beim 20. Weinfest eine 20-Jährige zur neuen Hoheit zu erheben, sei alles andere als ein Zufall, daran ließ Gunter Danneberg, Vorsitzender des hiesigen Heimatfestvereins, gegenüber der MZ keinen Zweifel. Diese Altersparallele sei bei den Organisatoren sehr wohl im Hinterkopf gegenwärtig gewesen, als sie an die junge Frau herantraten, die nach dem Abitur 2011 am Jessener Gymnasium eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim brandenburgischen Nachbarlandkreis Elbe-Elster aufgenommen hat.

Dabei braucht das schmucke und schlanke Jessener Kind eine derartige - und allemal höchstens zusätzliche - Empfehlung für ihre Kürung keinesfalls. Allein schon sein gewinnendes Lächeln - das es zudem sehr fotogen auf Kommando präsentieren kann - ist Rechtfertigung genug für die einjährige Amtszeit als Repräsentantin des Jessener Weins vom Rebstock bis hin zu den edlen Tropfen in Flaschen.

Außerdem kann die bodenständige 20-Jährige noch mindestens zwei weitere Anknüpfungspunkte zu Weinbau und Weinfest liefern, die sie für ihr neues Prinzessinnen-Dasein nahezu prädestinieren. Zum einen gehört sie seit neun Jahren dem Jessener Spielmannszug an, der bei allen 20 Weinfesten mit von der Partie war. Zum anderen ist sie verwandtschaftlich verbandelt mit dem Weingut Hanke auf Jessens Unterbergen.

Im Ensemble der Trommler und Pfeifer vom Elsterstrand spielt die Jessenerin, deren Elternhaus übrigens im Himbeerweg steht, Querflöte und seit Dienstag die erste Geige in Sachen Wein, und das sogar auf überregionalem Parkett. Was wiederum die Spielleute überrascht haben dürfte, denn selbst sie wurden bis zuletzt darüber im Dunkeln gelassen, wer den Thron im Jahre 20 dieser Tradition besteigt. Umso stolzer sind sie nun sicher auf ihre Stefanie, auch wenn ihnen jetzt wegen anderer Verpflichtungen gelegentlich ein Instrument fehlen wird. "Ich denke, das werden sie verkraften", meint die frisch Gekürte. Zu jenen, die es verkraften müssen gehört nebenbei gesagt auch ihr Vater Hubert, der bei den Jessener Spielleuten trommelt.

Stefanie Zwierschs Brücke zur Familie Hanke ist der Großvater. Rudi Hanke war der Bruder von Erhard Hanke, dem Vater von Frank und Ingo, die heute das Weingut bewirtschaften. Von Opa Rudi ist der Weinprinzessin noch in Erinnerung, dass er Landwirt war und später bei der Handelsorganisation (HO) gearbeitet hat. Außerdem war er Geflügelzüchter und hat Obst angebaut. Nun gibt es eine weitere, ganz frische Verbindung zum Weingut Hanke: Sandra und Frank nämlich hatten es übernommen, die 20. Prinzessin vor ihrem großen Auftritt beim Weinfest fachlich zu schulen. Seit Mai gab es wöchentliche Treffen. Und nach Weinkunde, -historie und -bestimmung steht für Stefanie fest: "Der Riesling ist mein Lieblingswein."

Im April wurde sie vom Heimatfestverein gefragt, ob sie das Amt der 20. Weinhoheit übernehmen würde. Nach kurzer Bedenkzeit hat die Frau mit den grünen Augen "mit Begeisterung Ja gesagt". "Ich freu mich darauf", neue Menschen kennen zu lernen und viele Veranstaltungen im Dienste des Jessener Weins mitzuerleben, auch wenn die Aufregung vorher groß ist. Davon wissen die Eltern ebenfalls ein Lied zu singen. Mutter Petra, Erzieherin in der Kindereinrichtung Villa Teige in Jessen, und Vater Hubert Zwiersch, bei einer Baufirma im Leipziger Raum beschäftigt, zittern und freuen sich mit ihrer Tochter und sind stolz auf sie.

Das aufwendigste Hobby der neuen Prinzessin ist der Jessener Spielmannszug. "Er nimmt den größten Teil meiner Freizeit in Anspruch. Übers Jahr sind wir zu Auftritten bei Festen unterwegs, machen aber auch selber Ausflüge, in diesem Jahr waren wir in Belantis." Ansonsten geht Stefanie Zwiersch gern mit ihren Freunden aus. Für die nächste Zukunft hat sie sich vorgenommen, ihre Ausbildung erfolgreich zu beenden und vorerst beim Landkreis Elbe-Elster zu bleiben. "Später stehen mir mit dem Abitur ja noch alle Türen offen." Sie könnte sich vorstellen, ein Studium in Angriff zu nehmen. Über die Fachrichtung hat sie sich allerdings noch keine Gedanken gemacht.

Eine hübsche Nebensache zum Schluss: Das Kleid, in dem Stefanie Zwiersch auftritt, hat eine folkloristische Note und eine brombeerfarbene Schürze. Es stammt aus Bayern und wurde während eines Besuchs bei der Tante gekauft, der man erzählen musste, eine Freundin würde im bayerischen Stil Hochzeit halten wollen.