Jessen Jessen: Kleiner HSV-Fan verliert sein Zimmer
JESSEN/MZ. - "Ich feiere, wenn mein Fußball gerettet ist", kommentiert der achtjährige Ronny die Situation, nachdem der kleine Fan des Hamburger Fußballclubs HSV am Mittwoch einen Blick in sein Zimmer geworfen hat. "Ja, ich glaube, den haben wir mit rausgeholt", beruhigt ihn sein Vater Jochen Lustig. Von dem Raum im Anbau des Wohnhauses in Jessens Siedlung, in dem sich sein Sohn am Abend zuvor schlafen legte, ist nicht mehr viel übrig. Die Fußballshirts und die HSV-Andenken an der Wand sind verrußt und durchnässt. Der Achtjährige blickt am Mittwoch durch verkohlte Dachbalken in den Winterhimmel. "Papa, wie konnte das passieren?", fragt er fassungslos.
Mehreren Glücksumständen ist es zu verdanken, dass der Junge noch rechtzeitig geweckt werden und das Zimmer verlassen konnte, bevor die Flammen in der Nacht voll durch das Dach schlugen. Es war knapp eine Stunde nach Mitternacht. Vater Jochen Lustig hatte sich gerade entschlossen, zu Bett zu gehen, als das Fernsehbild von selbst erlosch. "Ich wollte draußen nachschauen, da pochte auch schon jemand von der Straße ans Tor: Euer Dach brennt", berichtet Lustig. Den Sohn wecken und dann gleich Ehefrau Dana und die zwölfjährige Tochter Jennifer im Wohnhaus, war eins. Bis zu dem Moment war das Feuer noch nicht so groß, meint Jochen Lustig. Doch schon während die Feuerwehr verständigt wurde, schlugen die Flammen durch das Dach. Das ist der Zustand, als die Feuerwehren eintrafen, informiert der Jessener Stadtwehrleiter Hans-Peter Schaefer. Mit sechs Fahrzeugen und 21 Einsatzkräften rückten die Feuerwehren aus Jessen und Schweinitz dem Feuer zu Leibe. Da das Hofgebäude mit den Nachbargebäuden verbunden ist, "haben wir den Brand mit Wasser abgeriegelt, um die Ausbreitung auf andere Grundstücke zu unterbinden", schildert Schaefer die ersten Maßnahmen seiner Kameraden vor Ort.
Schwierig erwies sich für die Feuerwehrleute das Herankommen an den Brandherd, da das Nebengebäude laut dem Stadtwehrleiter teils mit Dachziegeln, teils mit Blech gedeckt war. "Wir haben dann mit Hilfe des Teleskopmastes von oben einen Teil der Blechtafeln und Dachziegel entfernt", berichtet er. Dazu mussten sie Einreißhaken und Feuerwehräxte einsetzen. Mit Hilfe einer Wärmebildkamera untersuchten die Einsatzkräfte nach dem Löschen den Dachstuhl, um noch verborgene Glutnester aufzuspüren. Gegen 4 Uhr am Morgen war für sie der Einsatz erst beendet.
Zurück ließen sie eine ratlose Familie Lustig. "Ich kann mir nicht erklären, wie das geschehen konnte", sagt er am Mittwoch zur MZ. Die Kriminalpolizei hat derweil die Ermittlungen zur Brandursache aufgenommen. Noch in der Brandnacht waren Beamte vor Ort. Heute, so erzählt Jochen Lustig, wollen sie ihre Untersuchungen fortsetzen.
Er ist froh, dass die Nachbarsfamilie Ockler, zwei Grundstücke weiter, mit der Lustigs gut befreundet sind, ihre Kinder für die Nacht aufgenommen haben. Auch ihr Auto kam auf dem anderen Gehöft erst einmal in Sicherheit. "Wir sind vor allem froh, dass niemand zu Schaden gekommen ist", kommentiert Jochen Lustig das Erlebte. "Alles andere kann man doch wieder reparieren."