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Ingenieurbüro in Jessen Ingenieurbüro in Jessen: Schmidt und Partner haben Hochbau im Herzen

Von Thomas Tominski 04.02.2021, 09:49
Veronika Leder bespricht in Seyda mit Sandy Purschwitz, Mitarbeiter der Heizungs- und Sanitärfirma Schlüter aus Morxdorf, den Bauplan.
Veronika Leder bespricht in Seyda mit Sandy Purschwitz, Mitarbeiter der Heizungs- und Sanitärfirma Schlüter aus Morxdorf, den Bauplan. Thomas Tominski

Jessen - Die Geschäftsübergabe, erzählt Veronika Leder, soll „irgendwann im Lauf des Jahres“ und vor allem nahtlos über die Bühne gehen. „Ich werde die Firma im Sinn der Gründer weiterführen“, verspricht Nachfolger Christian Winne, auf dessen Visitenkarte ebenfalls Diplom-Ingenieur steht.

Im Bürogebäude am Kellerberg herrscht trotz Sicherheitsabstand und Maskenpflicht prima Stimmung. Präsentkörbe stehen auf dem Tisch, die Chefin kündigt zum Jubiläum eine Mittagsrunde auf Kosten des Hauses an.

Veronika Leder erzählt, dass sie zusammen mit vier weiteren Bauingenieuren vor 30 Jahren den Mut aufgebracht hat, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. „Das war für alle ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt sie rückblickend. Deshalb erfüllt sie es heute mit Stolz, mit dem Ingenieurbüro für Bauplanung und Bauüberwachung immer noch auf dem Markt zu sein.

Schwieriger Anfang

An die schwierigen Anfänge und das erste Projekt kann sich die heute 63-Jährige noch gut erinnern. Sie erzählt von einem gekauften Schneider-Computer in der Größe eines Reisekoffers, dem Büro in der Jessener Geschwister-Scholl-Straße und der Projektierung einer Halle für die Agrargenossenschaft Seyda. Die Firma hieß bei der Gründung am 1. Februar 1991 „Kuban, Schmidt und Partner“ und nach dem Ausstieg der beiden Statiker nur noch „Schmidt und Partner“.

Als die beiden Mitbegründer Marita Reschke und Karl-Heinz Schmidt 2014 in den Vorruhestand gegangen sind und sie die alleinige Leitung des Büros übernommen hat, gab es aus ihrer Sicht keinen Grund, den bisherigen Namen zu ändern. Seit 1996 ist das heute fünfköpfige Unternehmen im Bürogebäude am Kellerberg ansässig. Der Baukredit, verrät die Chefin, ist längst abbezahlt.

Die guten wirtschaftlichen Jahre sind eindeutig in der Mehrheit. Um die Jahrtausendwende, sagt Leder, sei die Auftragslage in der Region nicht so gut gewesen, die Ingenieure haben sich zu diesem Zeitpunkt im Erzgebirge, Vogtland und in Halle einen Namen gemacht. Wir hatten, meint die Chefin, damals viel Erfahrung mit dem Neu- und Umbau von Seniorenheimen. Dieser Ruf scheint dem Team bis in die Höhenlagen vorausgeeilt zu sein.

Wichtigste Auftraggeber heute sind die Städte Jessen, Annaburg, Wittenberg und Jüterbog sowie das Deutsche Rote Kreuz. Mit Pflegeheimen, Sparkassen, Kindertagesstätten oder Behörden zählt sie einen Bruchteil von Projekten auf, die unter Federführung ihres Ingenieurbüros entstanden sind. Das DRK-Altenpflegeheim Haus II in Annaburg „mit den schönen Türmchen“ hat Leder ins Herz geschlossen.

Mehr Bürokratie

Was hat sich in 30 Jahren verändert? „Vor allem die Bürokratie“, sagt sie. Die Anträge werden auf Herz und Nieren geprüft, wenn Fördermittel im Spiel sind, dauert das Prozedere noch länger. Die Steigerungsform sind Genehmigungen für eine Nutzungsänderung des Gebäudes. Beispiel: Eine Kundin kauft sich einen ehemaligen Bauernhof, um daraus ein großes Kosmetikstudio zu machen. Nachfolger Christian Winne erinnert zudem an den Umbau des Wittenberger Finanzamtes. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

„Es musste unter laufendem Betrieb brandschutztechnisch auf den neuesten Stand gebracht und barrierefrei werden. Das ist schon eine Herausforderung gewesen“, erzählt Winne.

Eines der aktuellen Projekte ist der Umbau einer 400 Quadratmeter großen Scheune in eine Multifunktionshalle auf dem Seydaer Diest-Hof. Die Gesamtkosten bis zur Fertigstellung belaufen sich laut Leder auf 1,5 Millionen. Das sichtlich in die Jahre gekommene Fachwerkgebäude wird seit August 2019 Stück für Stück verschönert. Bis auf das Dachtragwerk musste die gesamte Holzkonstruktion erneuert werden. Im vorderen Bereich befindet sich künftig eine Bühne für verschiedene Auftritte.

„99 Prozent unserer Aufträge sind Hochbau. Also alles, was sich über der Erde befindet“, erklärt die Chefin vereinfacht den Aufgabenbereich der Firma. Auch wenn der Termin für den Ruhestand nicht fix ist: Danach wird Leder mehr Zeit mit der Familie und den Enkeln verbringen. (mz)

Am 1. Februar hat das Ingenieurbüro „Schmidt und Partner“ aus Jessen sein 30-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert.
Am 1. Februar hat das Ingenieurbüro „Schmidt und Partner“ aus Jessen sein 30-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert.
Thomas Tominski
Das unter Denkmalschutz stehende Finanzamt in Wittenberg haben die Ingenieure aus Jessen brandschutzsicher und barrierefrei gemacht.
Das unter Denkmalschutz stehende Finanzamt in Wittenberg haben die Ingenieure aus Jessen brandschutzsicher und barrierefrei gemacht.
T. Klitzsch
Die alte Scheune auf dem Diest-Hof in Seyda wird umgebaut.
Die alte Scheune auf dem Diest-Hof in Seyda wird umgebaut.
Tominski
Am Haus II in Annaburg hängt ein wenig das Herz der Chefin.
Am Haus II in Annaburg hängt ein wenig das Herz der Chefin.
Tominski