In der Elbaue In der Elbaue: Schäden nicht abschätzbar
Schützberg/MZ. - Pfarrer Michael Sehmsdorf weiß heute, dass er sich geirrt hat. "Ich bin ganz ehrlich, dass das Wasser so schlimme Schäden anrichtet, hätte ich mir nicht vorstellen können." Fast ein wenig hilflos wirkte er, als er Dienstagvormittag erneut der Kirche in Schützberg einen Besuch abstattete. Aber zugleich auch auf eine gewisse Art und Weise zuversichtlich, denn Pfarrer Sehmsdorf und die Kirchengemeinde des vom Hochwasser schwer getroffenen Ortes sind nicht ganz allein. Ein Restauratorenteam ist seit einigen Tagen fleißig am Wirken, erste Maßnahmen nach dem Weggang des Wassers sind eingeleitet.
Weit über einen Meter stand die Brühe in dem Gotteshaus und hinterließ ihre Spuren. Und gleich solche, an denen die Kirchengemeinde wohl oder übel lange zu tragen haben wird. Denn nicht nur das Gestühl hat es erwischt, beträchtliche Schäden zeigen sich bereits jetzt im Inneren an dem Gemäuer. "Und dabei sind alle Folgenschäden derzeit noch gar nicht abzuschätzen", betonte Mechthild Noll-Minor, die Diplom-Restauratorin aus Torgau, die das Team vor Ort leitet. Zusammen mit Diana Walter (Potsdam), Anika Busemann (Jüterbog), Manuela Fritzsche (Torgau) und Andrea Schmid war sie Dienstag erneut damit beschäftigt, Maßnahmen zum Entziehen der schädlichen Salze umzusetzen. Das Gotteshaus zählt zu den kirchlichen Objekten, die in der Region durch das Hochwasser am ärgsten beschädigt wurden.
In Schützberg traf sich, um es einfach auszudrücken, Wasser mit Wasser. Schon vor der Flut hatte das Mauerwerk Schäden, waren jene Salze, die es letztlich zersetzen, vorhanden. Nun sind durch das Hochwasser diese Salze richtig aktiviert worden, müssen gestoppt werden. "Ansonsten sind beispielsweise die alten Malereien im Inneren, die Darstellungen stammen aus dem 14. Jahrhundert, akut bedroht", erklärte die Torgauer Diplom-Restauratorin, die dem Problem mit dem Anbringen so genannter Kompressen zu Leibe rückt.
Damit sollen dem Mauerwerk die Salze entzogen, jedoch ist das nur ein erster Schritt hin auf dem Weg zu einer umfassenden Sanierung. Es könne derzeit nur ein Teil dessen erledigt werden, so Mechthild Noll-Minor, was eigentlich notwendig wäre. "Wir haben uns ja jetzt den akut betroffenen Stellen zugewandt. Dabei gibt es im Altarraum Bereiche, in die diese Salze auch schon vorgedrungen sind, die wir aber nicht angehen können. Es müsste für die Kirche schnellstens ein umfassendes Restaurierungskonzept erstellt werden, in dem alle Schäden erfasst und die Kosten benannt werden."
Aber eben Geld fehlt der Kirchgemeinde. "Wir haben es gerade mal geschafft, unsere Schulden abzutragen, die wir für die Sanierung der Außenhülle machen mussten. Und außer den freiwilligen Gaben der Gemeindekirchenmitglieder kommt nun mal nichts weiter in die Kasse", erklärte Michael Sehmsdorf. Allein für die fachgerechte Sanierung des Gestühls könnten bis zu 15 000 Euro fällig werden. Die derzeit laufenden Maßnahmen der Restauratoren bewegen sich um die 10 000 Euro. Ganz zu schweigen von dem, was da noch kommt.
Pfarrer Sehmsdorf kann eigentlich nur auf Beistand von außen hoffen. Denn auch eine Kirche gehört zu einem Dorf und bedarf der Hilfe, wenn sie die Flut getroffen hat.
Wer nähere Informationen erhalten oder Hilfsangebote unterbreiten möchte, kann sich unter (035388) 20210 an das zuständige Pfarramt in Klöden wenden.