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Hotel Schwarzenbach in Jessen Hotel Schwarzenbach in Jessen: Antworten auf Gerüchte zu Flüchtlingen

Von Andreas Richter 09.10.2015, 20:24
Vor ungewisser Zukunft: Bernd Schwarzenbach hat die Kündigung von den Eigentümern für das von ihm bewirtschaftete Hotel in Jessen auf dem Tisch liegen. Seiner Vermutung, dass dieses Aus wegen des angestrebten Einzugs von Flüchtlingen erfolgte, wird aber vehement von Eigentümern und Landkreis widersprochen.
Vor ungewisser Zukunft: Bernd Schwarzenbach hat die Kündigung von den Eigentümern für das von ihm bewirtschaftete Hotel in Jessen auf dem Tisch liegen. Seiner Vermutung, dass dieses Aus wegen des angestrebten Einzugs von Flüchtlingen erfolgte, wird aber vehement von Eigentümern und Landkreis widersprochen. a. richter Lizenz

Jessen - Die Gerüchteküche brodelt heftig in Jessen. Werden Hotels bald zu Flüchtlingsunterkünften? Die MZ ging dieser Frage nach und fand Antworten.

Fakt ist: Bernd und Marianne Schwarzenbach, die das gleichnamige Hotel betreiben, haben vom Vermieter des Objektes im September die Kündigung erhalten. Zum 31. Dezember ist für sie Schluss.

Fakt ist: Der Eigentümer, die Wittenberger Firma Klietsch und Meissner, hat Schwarzenbachs nicht gekündigt, um automatisch aus dem Hotel eine Flüchtlingsunterkunft zu machen. Länger anhaltende Differenzen zwischen Besitzer und Hotelmieter vor allem um finanzielle Belange führten zur Beendigung des Vertrages.

Fakt ist: Momentan laufen durch den Eigentümer Überlegungen und Bemühungen, das Hotel in Jessen weiter als solches zu führen.

Fakt ist: Erst vor circa zwei Wochen kam das Thema auf, dass man aus dem Haus auch eine Unterkunft für Flüchtlinge machen könnte.

Fakt ist: Es gab lediglich zwei lockere Vorgespräche zwischen der Wittenberger Firma und dem Landkreis Wittenberg zum Thema Flüchtlingsunterkunft.

Fakt ist: Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist keine Entscheidung dazu gefallen, wie es in Jessen tatsächlich weitergeht. Somit gibt es auch keinen Vertrag zwischen Eigentümer und Landkreis.

Natürlich haben nicht alle Beteiligten die gleiche Sichtweise auf diese Geschichte. Bernd Schwarzenbach und seine Frau Marianne sind schon der Ansicht, „dass uns gekündigt wurde, da es für den Eigentümer doch viel lukrativer ist, hier Flüchtlinge unterzubringen. Denn ansonsten gibt es ja keine Gründe, uns hier rauszuwerfen. Das Hotel lief gut, die Auslastung stimmte, die Gäste haben sich wohlgefühlt“. Ferner führt Schwarzenbach an, „dass der Landkreis Wittenberg Eigentümern eine Miete für Flüchtlingsunterkünfte anbietet, die weit über den ortsüblichen Zahlungen liegt und die ich als Hotelpächter gar nicht erwirtschaften kann. Ich bin somit chancenlos in diesem Rennen“.

Die Gegenseite, also der Vermieter, betont im Gespräch mit der MZ, „dass wir im September mit der Kündigung einen Schlussstrich unter einen seit langem währenden Streit gezogen haben. Herr Schwarzenbach ist schlichtweg gesagt einigen Verpflichtungen und Absprachen mit uns nicht nachgekommen. Jetzt war der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weiterging“. Wie ferner von Ingo Meissner zu erfahren ist, „wollen wir als erste Option den Hotelbetrieb fortsetzen. In welcher Form, steht noch nicht fest. Aber vor allem im Hinblick auf das große Reformationsjubiläum in Wittenberg sind wir davon überzeugt, dass es sich lohnt, das Hotel weiterzuführen“. Erst vor kurzem kam der Gedanke auf, dass man, wenn sich das Hotelkonzept nicht umsetzen lasse, eventuell die Option Flüchtlingsunterkunft ins Auge fassen könnte. „Dies ist aber nur eine Option. Wir haben noch keine Entscheidung getroffen, was tatsächlich passieren wird. Es gibt daher auch keine konkreten Absprachen oder gar einen Mietvertrag mit dem Landkreis, der sich ja ohnehin erst dann mit uns an einen Tisch setzen würde, wenn wir das Objekt wirklich als Flüchtlingsunterkunft anbieten. Und selbst dann ist noch lange nicht klar, ob es tatsächlich eine wird.“ Dies bestätigt Ronald Gauert, Pressesprecher der Kreisverwaltung Wittenberg.

Seit längerem ist ebenfalls im Umlauf, dass auch ein früheres Hotel in Jessens Innenstadt als eine Flüchtlingsunterkunft genutzt werden könnte. Ronald Gauert, Pressesprecher Landkreis, erklärt dazu: „Ja, es stimmt, dass uns das Objekt vom Eigentümer angeboten wurde. Daraufhin haben wir ein Exposé angefordert, um einen ersten Überblick zu Kapazitäten und anderem zu bekommen.

Dies ist in solchen Fällen die übliche Verfahrensweise. Bislang ist auf unser Schreiben aber keine Reaktion erfolgt. Sprich, auch dieses Gebäude kommt bisher nicht als Flüchtlingsunterkunft in Betracht.“ (ar)

„Ich wundere mich schon über die Aussage von Herrn Schwarzenbach, dass wir doppelt soviel Geld bieten würden, wie er erwirtschaftet. Preise, Konditionen, Dauer, dies sind alles Dinge, über die bisher niemand gesprochen hat“, so Gauert. „Denn wir haben einen festen Standpunkt: Sollte Herr Schwarzenbach seine Differenzen mit dem Eigentümer beilegen und das Hotel fortführen, bleibt es Hotel. Ebenso bleibt es das, wenn der Eigentümer selbst oder mit einem anderen Pächter das Hotelkonzept weiterführt. Erst wenn die Wittenberger Firma diese Varianten ausschließt, das Haus leer stünde und sie es uns als mögliche Flüchtlingsunterkunft anbietet, würden wir als Landkreis in konkrete Gespräche einsteigen.“ Und selbst dann sei es noch ein langer Weg, bis eine wirkliche Entscheidung fällt. „Es gibt unendlich viele Sachverhalte zu klären. Würde der Eigentümer das Haus komplett umrüsten und uns anbieten? Wenn ja, zu welchem Preis? Würden wir diesen überhaupt zahlen? Wie lange könnte das Objekt für Flüchtlinge genutzt werden? Man sieht also, dass nach einem Angebot noch eine Menge an Detailfragen zu erörtern sind. Und so weit sind wir alle noch lange nicht.“

Theoretisch könnten bis zu 100 Flüchtlinge in Jessen nach einem entsprechenden Umbau im jetzigen Hotel eine neue Heimstatt finden. Aber wie gesagt, sie könnten. Eine Entscheidung dazu steht aus. Fest steht hingegen, dass Schwarzenbachs Jessen verlassen werden. „Leider ist das so. Wir gehen.“ (mz)

Vor ungewisser Zukunft: Bernd Schwarzenbach hat die Kündigung von den Eigentümern für das von ihm bewirtschaftete Hotel in Jessen auf dem Tisch liegen. Seiner Vermutung, dass dieses Aus wegen des angestrebten Einzugs von Flüchtlingen erfolgte, wird aber vehement von Eigentümern und Landkreis widersprochen.
Vor ungewisser Zukunft: Bernd Schwarzenbach hat die Kündigung von den Eigentümern für das von ihm bewirtschaftete Hotel in Jessen auf dem Tisch liegen. Seiner Vermutung, dass dieses Aus wegen des angestrebten Einzugs von Flüchtlingen erfolgte, wird aber vehement von Eigentümern und Landkreis widersprochen.
a. richter Lizenz