Holzbildhauer aus Jessen Holzbildhauer aus Jessen: Es muss nicht immer Holz sein

Jessen/MZ - „Man muss nicht verbiestert durch die Welt gehen. Das Leben ist doch schön. Es kommt nur auf den richtigen Blickwinkel an“, sagt Klaus Kuhrmann. Er ist ein bekannter und anerkannter Holzbildhauer aus Jessen.
Hunderten von Skulpturen aus den verschiedensten Holzarten hat er mit viel Geschick, handwerklichem Talent und Fingerspitzengefühl ein völlig neues Leben eingehaucht. Seien es die knorzigste Wurzel, der dickste Stamm oder ein gut gewachsenes Geäst. Das hat ihm in der Region und auch international Ruhm und Ehre eingebracht.
Motive in der Elbaue
Seit etwa sechs Jahren legt der jetzt 76-Jährige aber auch gern einmal Stemmeisen und Hammer beiseite und greift zu Pinsel und Farbe, spannt eine Leinwand auf die Staffelei. Die steht manchmal in seiner Bildhauerwerkstatt, öfter aber in freier Natur. Die Heimat hat es ihm angetan. In der Elbaue findet er schöne Motive. Aber seine große Leidenschaft ist die Ostsee, wo er mit seiner Frau am liebsten Urlaub macht.
Dort entstand am Strand auch das Bild „Der Spanner“ – ein alter Mann schiebt seinem Rollator durch den Dünensand. Vorbei an zwei Grazien in Bikini und Badeanzug, die sich verwundert umdrehen. Klaus Kuhrmann lacht: „Das kann schon so gewesen sein.“ Ein anderes Bild, der „Ehestreit“, zeigt zwei sich anbrüllende Partner. „So etwas kommt bei uns natürlich nicht vor“, versichert er verschmitzt lächelnd. Schon gar nicht hat er in solch einer Szene verkehrt wie auf dem Fantasiebild „Feierabend einer Prostituierten“ dargestellt. Ziemlich genau weiß er anscheinend, wie es in einem Männerhirn aussieht: Zu 90 Prozent dreht es sich darin um Fußball, schnittige Autos und schmucke Frauen. Auch das weibliche Geschlecht kommt bei Klaus Kuhrmann nicht ohne seine ihm ganz eigene Ironie davon. Bei dem Gemälde, betitelt mit „Chorprobe“, reißen die Damen ihre Münder ganz schön weit auf.
Von Dietrich Braumann inspiriert
Klaus Kuhrmann ist kein Raucher. Das wäre in seinem Holz-Atelier sehr gefährlich. Deshalb verbannt er den blauen Dunst verbreitenden Glimmstängelvernichter sicherheitshalber zwischen Holzkreuze auf einem Friedhof.
Klaus Kuhrmann wurde von seinem Künstlerkollegen Dietrich Braumann aus Wittenberg zum Genre Malen inspiriert. Sie haben schon so manche Ausstellung mit ihren Werken bestückt. Holz und Leinwand sind scheinbar eine vorzügliche Ergänzung. Der stete Publikumsstrom spricht dafür Bände.
Klaus Kuhrmann versichert: „Holz hat bei mir weiterhin Vorrang. Das Malen ist aber ein schöner Kick, davon einmal kurzzeitig abzuschalten.“
Mit großem Erfolg hat er seine erste Gemäldeausstellung kürzlich im Herzberger Bürgerzentrum präsentiert. Die Besucher waren begeistert. Einige kauften dort spontan einen „echten Kuhrmann“. Obwohl sich der Künstler nur schweren Herzens davon trennen konnte. Wie Klaus Kuhrmann das Leben auf Acryl verinnerlicht, das können die Gäste beim diesjährigen Schul- und Heimatfest im Jessener Schloss erleben. Dort ist eine Ausstellung von ihm zu sehen.
„Keiner sollte aber bei meinen Werken nach Parallelen zu berühmten Malern suchen. Ich bin ich und sehe die Welt aus meinem Blickwinkel“, erläutert er seine Philosophie. Nicht schlecht. Und sehr amüsant, wie seine Werke beweisen.