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Historie in Torgau Historie in Torgau: Festungsteil wird zu einer Kulturbastion

28.01.2016, 17:15
Diese alte Karte zeigt die sternförmige Hauptfestung Torgaus. Die Bastion II befindet sich links.
Diese alte Karte zeigt die sternförmige Hauptfestung Torgaus. Die Bastion II befindet sich links. D. Mayer Lizenz

Torgau - 1809 entschied Napoleon I., eine Festung in Torgau errichten zu lassen. Sie sollte die Sicherung der Elb-Linie vor einem möglichen Russlandfeldzug gewährleisten. Das Hauptwerk der Festung, deren Bau 1810 begonnen wurde, bildeten acht Bastionen. Sie waren befestigte Teile des Hauptwalls und besaßen in ihren seitlichen Begrenzungen bombensichere Räume, sogenannte Flankenkasematten. Die rechte Flankenkasematte der Bastion II ist heute die Kulturbastion.

Preußen baut weiter aus

Nach der napoleonischen Herrschaft ging Torgau 1815 in preußischen Besitz über und die Festungsanlage wurde weiter ausgebaut. Als letztes Gebäude kam 1877 ein bombensicheres Körnermagazin links neben der Flankenkasematte hinzu. In diesem Bau befindet sich heute das Büro des Vereins Kulturelles Aktionsprojekt (KAP Torgau e.V.), Träger des Soziokulturellen Zentrums.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden wegen neuer Angriffswaffen viele Festungen militärisch uninteressant. Im Januar 1893 übergab das preußische Militär das Festungsgelände deshalb an die Stadt Torgau. Im 20. Jahrhundert nutzte man die Flankenkasematte zu Kriegszeiten noch als Waffen-, Proviant- und Flüchtlingslager, später als Lagerhalle oder als illegale Mülldeponie. Zu DDR-Zeiten gehörte das Gebäude zum Kraftverkehr Torgau.

KAP Torgau wird Hausherr

Im November 2005 wurde die Kulturbastion feierlich von der Stadt an den KAP Torgau e.V. übergeben. Unterstützt durch die EU und das Aufbauprogramm des Bundes „Kultur in den neuen Ländern“ konnte nach zweijähriger Bauzeit die alte denkmalgeschützte Festungsanlage Bastion II in ein soziokulturelles Zentrum verwandelt werden. Das KAP Torgau wurde dafür 2005 mit dem Kulturpreis der Kulturpolitischen Gesellschaft ausgezeichnet. Mit Hilfe des Vereins konnten Teile der kulturgeschichtlich bedeutsamen Festungsanlage saniert werden. Die Kulturbastion zählt zu den architektonischen und kulturellen Kleinoden im ländlichen Raum.

Weite Umlandwirkung

Zum Programm gehören Konzerte, Lesungen, Kabarett sowie Ausstellungen. Es gibt ein Jugendzentrum mit einem Jugendcafé und ein digitales 3-D-Kino. Durch die angebotene Vielfalt wird die Kulturbastion regelmäßig von einem breit gefächerten Publikum besucht. Sie ist heute nicht nur kultureller Identifikationspunkt für Torgau, sondern für den gesamten Landkreis Nordsachsen und angrenzende Regionen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Unterstützt und gefördert wird die Kulturbastion vom Kulturraum Leipziger Raum, der Stadt Torgau und dem Kreis. (mz)