1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Hilfsgüter für Ukraine - Elsteranerin strickt für kleine Empfänger

Live:

Spendenfahrt Hilfsgüter für Ukraine - Elsteranerin strickt für kleine Empfänger

Die 84-jährige Elsteranerin Annette Lauterbach gibt wieder viel Selbstgestricktes für die kleinen Empfänger in Sumy mit. (zweiter und letzter Teil)

Von Detlef Mayer Aktualisiert: 02.11.2021, 13:55
Fred Noack (links) und Andreas Hegner bei der Übergabe des Spendenschecks an die Kindergarten-Leiterin Ludmilla Schramko.
Fred Noack (links) und Andreas Hegner bei der Übergabe des Spendenschecks an die Kindergarten-Leiterin Ludmilla Schramko. Fotos: Mayer

Jessen/Seyda/MZ - Nach einem Jahr Corona-Zwangspause brachte der hiesige Förderverein „Sumy-Hilfe“ Anfang Oktober wieder Spenden in die 2.000 Kilometer entfernte Stadt Sumy in der Ostukraine. Dort unterstützt der Verein den Elternverein „Felicitas“. Der kümmert sich um Bildungs- und Betreuungsangebote für geistig behinderte Kinder. Der Autor dieses Beitrages, Detlef Mayer aus Jessen, und Sabine Hoffmann aus Elster fuhren einen der beiden Busse mit Spendenmaterial. Der erste Teil des ausführlichen Tourreports in der Montagausgabe schloss damit, dass die beiden Kleinbusse mit den Spenden gut am Zielort angekommen sind.

Noch viele Sachen auf Lager

Während die Wichern-Leute ihren Bus in Frankfurt (Oder) mit Sachspenden gefüllt hatten, wurde der Wittenberger Kirchenkreis-Bus auf dem Diest-Hof (Second-Hand-Laden) in Seyda sowie am Jugendclub Elster beladen. Das arbeitsintensive Vorbereiten der Fracht hatten Sylke Iversen vom Grünen Haus des Diest-Hofs und Sabine Hoffmann, die den Elsteraner Jugendclub „Zuflucht“ leitet, übernommen.

Zu großen Teilen konnte der Förderkreis diesmal auf die bereits für den ausgefallenen 2020er Transport von der Bevölkerung gestifteten Sachen zurückgreifen. Deshalb gab es 2021 auch keinen öffentlichen Spendenaufruf. Annette Lauterbach aus Elster ließ es sich erneut nicht nehmen, für die Kinder in den beiden Sumyer Einrichtungen zu den Stricknadeln zu greifen. Unter ihren flinken wie geschickten Händen entstanden zahlreiche Mützen, Pullover, Schals, Socken und Strickpuppen, die den kleinen Empfängern viel Freude bescherten. Inzwischen strickt die 84-Jährige bereits an Gaben, die voraussichtlich im nächsten Mai mit nach Sumy reisen werden.

Neben jeder Menge privaten Kontakten, den Zollformalitäten und dem Ausladen der Spenden erwartet die Fahrer in Sumy immer auch ein von den Gastgebern organisiertes Programm. Feste Bestandteile sind längere Besuche im Kindergarten 34 und im Förderzentrum von „Felicitas“ sowie eine kleine Party und ein Ausflug ins Umland.

Diesmal kam noch ein Treffen mit Vereinen hinzu, die mit „Felicitas“ kooperieren. Als Dolmetscherin fungiert dabei stets Svetlana Emolenko, sie ist Deutsch-Dozentin an der Sumyer Universität. Im Kindergarten 34 lief diesmal eine unter das Thema Herbst gestellte Feierstunde zum Tag der Erzieher, welche die Frankfurter nutzten, um eine übers Jahr gesammelte Spende von 2.800 Euro zu überreichen. Als Dank durften sie ein speziell für die Wichern Diakonie gebackenes, sehr dekoratives Brot mit nach Hause nehmen. Auch das Sozialamt der Stadt Sumy hatte kleine Dankeschön-Gaben parat.

Das besondere Brot, das der Kindergarten  für die Gäste gebacken hatte.
Das besondere Brot, das der Kindergarten für die Gäste gebacken hatte.
Foto: Mayer

Verein braucht neuen Bus

Der Ausflug, organisiert vom Team des Förderzentrums um Schulleiterin Tatjana Guseva, führte in ein Kosaken-Erlebnisdorf mit verschiedenen Freizeitangeboten von Reiten bis Baumwipfel-Kletterpfad sowie in ein landschaftlich sehenswertes ehemaliges Kreide-Abbaugebiet. In Gesprächen mit Tatjana Guseva, ihren Pädagoginnen und Sergej Saposchnikov als „Felicitas“-Chef wurden auch die nächstliegenden Vorhaben und Investitionen diskutiert. Der „Felicitas“-Bus für die Schülerbeförderung hat zwar gerade eine Karosserie-Überholung hinter sich, aber der Schiebetür-Mechanismus und die Kupplung sind nach wie vor reparaturbedürftig. Tanja Guseva schätzt, dass der Bus vielleicht noch zwei, drei Jahre mitspielt, dann müsste wohl ein neuer an den Start. Im Schnitt halten solche Fahrzeuge nach den Erfahrungen des Förderkreises etwa zehn Jahre (wegen des Materials der russischen Technik und der relativ schlechten Straßenverhältnisse), dann übersteigen die Reparaturkosten den Restwert des Busses.

Ein weiterer Sorgenpunkt ist die Heizung in der Förderschule. Sie reicht nicht aus, um im Winter die Räume angenehm zu temperieren. Außerdem geht die von der Stadt festgelegte Heizperiode an den tatsächlichen Witterungsgegebenheiten vorbei. Anfang Oktober blieben die Heizkörper noch kalt und das Innen-Thermometer zeigte 17 Grad.

Als Sofortmaßnahme möge der Förderkreis, so die Bitte der Lehrerinnen, doch zwei weitere Ölradiatoren beschaffen, um zusätzlich Wärme in die Klassenzimmer der geistig behinderten Schützlinge bringen zu können. Als mittelfristige Lösung plant „Felicitas“, den für die Schule genutzten Gebäudeteil mit einer Wärmedämmung und neuen Fenstern zu versehen.

13 Fenster werden insgesamt gebraucht. Die Kosten für das Vorhaben dürften sich nach jetzigem Stand auf knapp 30.000 Euro belaufen. Über konkrete Summen will Sergej Saposchnikov aber erst im nächsten Jahr sprechen, da die Preise auf dem Bausektor momentan wöchentlich steigen und jede Prognose daher illusorisch ist. An den eben genannten Positionen lässt sich unschwer erkennen, vor „Felicitas“ und dem Förderkreis liegen große Herausforderungen.

Wer weiter helfen möchte

Wer die Sumy-Helfer bei deren Bewältigung finanziell unterstützen möchte, kann dies über folgendes Konto tun - KD-Bank Duisburg, IBAN: DE17 3506 0190 1566 4360 15, BIC: GENODED1DKD. Der Förderkreis dankt allen bisherigen und künftigen Geld- und Sachspendern ganz herzlich und versichert, dass die Mittel auf direktem Wege und uneingeschränkt dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Der Autor des Beitrages war bis zum Ruhestand Redakteur in der Jessener MZ-Redaktion und bis vor kurzem Vorsitzender des Fördervereins „Sumy-Hilfe“, dessen Spendentouren traditionell auch von vielen Menschen aus dem Jessener Land unterstützt werden.