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Herbstkonferenz Herbstkonferenz: Zuckerfabrik Brottewitz zieht Bilanz

Von H.-Dieter Kunze 11.12.2013, 14:03
Nach der Rübenannahme werden Stichproben untersucht.
Nach der Rübenannahme werden Stichproben untersucht. Kunze Lizenz

Axien/Brottewitz/MZ - Rund um die Uhr bringen Lkw Zuckerrüben in die Verarbeitungsfabrik nach Brottewitz an der Elbe. Auch in der hiesigen Elbaue wird geerntet, das Landgut Elbeland Axien gehört mit zu den Lieferanten aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

Jedes Jahr im Herbst gibt es eine Zusammenkunft in der Fabrik, die so genannte Konferenz der Hofkommission zur Kontrolle der Rübenprobennahme und –aufbereitung. Gerhard Böhme, Vorsitzender der Axiener Agrargenossenschaft, nimmt stets daran teil. Er ist schon seit Jahren Vertrauensperson der 15 Zuckerrübenanbauer im Altkreis Jessen.

Rübenproduzenten und der Verarbeiter, die Südzucker AG, sind ein eingespieltes Team. Jedes Jahr werden Liefermengen, Anliefertermin und das Wichtigste für die Produzenten, die Vergütung, neu vereinbart. Die ist unter anderem abhängig vom Zuckergehalt und dem Erdanteil, der an den wuchtigen Erdfrüchten haftet. EU-Zuckerquote und Weltmarktpreis spielen ebenfalls eine Rolle.

Nicht beeinflussbar ist für die Landwirte das Wetter. Das vollführte diesmal die tollsten Kapriolen. Es war ein ganz besonderes Jahr mit verspäteter Aussaat, Kühle und Nässe im Mai, Unwetter, dem Juni-Hochwasser und einem sehr trockenen Sommer. Der durchschnittliche Hektarertrag lag zum Zeitpunkt der Hofkonferenz bei 58,9 Tonnen, im Spitzenjahr 2011 waren es insgesamt 73,3 Tonnen. Trotz geringerer Erträge ist der Zuckergehalt der angelieferten Rüben mit durchschnittlich 18,7 Prozent (2010 waren es nur 17,6 Prozent) aber recht gut.

Zuckerknappheit "kein Thema"

Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist der Erdanteil diesmal mit fast zehn Prozent wesentlich höher als sonst. Bestimmt wird er unmittelbar bei der Anlieferung. Ein großer Bohrstempel entnimmt von der Ladefläche der Lkw mittels Zufallsgenerator eine etwa 40 Kilogramm schwere Probe. Diese wird gewogen, die Rüben anschließend gewaschen und erneut gewogen. Teile der Rüben registriert man und schickt sie ins Labor der Zuckerfabrik Zeitz. Die gehört ebenfalls zur Südzucker AG. Dort wird der Zuckergehalt ermittelt, daraus die Vergütung für die Rübenanbauer errechnet. Gerhard Böhme weiß, dass im Schnitt aus sieben Kilogramm Rüben ein Kilo Zucker gewonnen werden kann (bei 16 Prozent Zuckeranteil).

Bei der Hofkonferenz referierte auch Manfred Kröhl, Leiter der Südzucker-Fachabteilung Logistik/Nebenproduktion. Er konnte beruhigen: „Zuckerknappheit ist bei Südzucker kein Thema.“ Auch in der Europäischen Union werde ausreichend Zucker produziert. Die versorgt sich seit Jahren trotz zurück gehender Anbaufläche zu 85 Prozent selbst mit dem süßen Stoff. Der Rest wird aus anderen Staaten, überwiegend in Südamerika, dazu gekauft. Denn gemäß EU-Regelung soll auch Produzenten in ärmeren Ländern eine Abnahmegarantie, vor allem für Rohrzucker, eingeräumt werden.

Wechsel auf Führungsebene

Das alles wird sich zum 30. Juni 2017 ändern. Dann läuft die EU-Quote aus. Zucker darf dann aus den EU-Ländern unbegrenzt exportiert werden. „Wie geht es nach 2017 weiter?“, wollten Gerhard Böhme und die anderen Vertrauenspersonen wissen. Der Konzernvertreter zuckte mit den Schultern. Ein bis zwei Jahre werde dann wohl noch an den entsprechenden Rahmenbedingungen gefeilt. „Auf jeden Fall wird es sehr spannend, für uns alle“, sagte Kröhl.

In der Zuckerfabrik Brottewitz gibt es in der Führungsebene einen Wechsel. Holger Wiesner, bisheriger Werkleiter, wurde bei der Hofkonferenz mit einem Präsent und Dankesworten in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger, Wolfgang Bock, ist seit 1998 bei der Südzucker AG.

Gerhard Böhme steuerte nach der Jahreskonferenz nach Hause zurück. Nicht ins Büro, seine erste Station war ein Zuckerrübenschlag nahe der Elbe. Dort war die Ernte in vollem Gange, der Köpf-Rode-Bunker „Euro Tiger“ drehte seine Runden. „Der Schlag muss heute noch fallen“, vereinbarte er kurz mit dem Maschinisten. Böhme ist optimistisch, trotz Gratwanderung zwischen garantierter Abnahmequote in Brottewitz und dem ungewissen Ertrag. „Zu wenig geht ins Geld, zu viel ist auch nicht gut. Am besten, man setzt jedes Jahr eine Punktlandung hin“, meinte er verschmitzt. Wie, das bleibt wohl trotz Wetterkapriolen und anderer Unwägbarkeiten sein Geheimnis.