Heporö Zemnick Heporö Zemnick: Simone Rohde führt Suchttherapie fort
Zemnick/MZ. - Simone Rohde tritt in die - zugegeben übergroßen - Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters. Mit viel Herzblut versucht sie dem, was Friedhelm Röse vorgegeben hat, auf ihre Weise gerecht zu werden und sein Lebenswerk - das Netzwerk von Einrichtungen für alkoholkranke Frauen und Männer, das er unter dem Dach der Heporö gGmbH in Zemnick und Umgebung aufgebaut und 18 Jahre lang geleitet hat - fortzusetzen.
Bis heute nicht recht fassbar
Am 14. Dezember 2011 verunglückte Friedhelm Röse bei einem Verkehrsunfall mit 69 Jahren tödlich. Anfang 2012 stand dann für Simone Rohde fest: Sie wird das Erbe ihres Vaters und des Gründervaters der Heporö, vornan des Übergangswohnheims in Zemnick, annehmen und Friedhelm Röse sowohl als Geschäftsführer wie auch als alleinigem Gesellschafter nachfolgen. "Das war eine absolut schwierige Zeit", sagt die 44-Jährige. Der überraschende Verlust des Vaters - bis heute nicht recht fassbar für sie, "weil er mitten im Leben stand. Er war so rastlos, hatte noch so viele Ideen. Kein typischer Rentner, sondern immer im Dienst, mit seiner Einrichtung verwachsen."
Simone Rohde betrat mit der Nachfolge ihres Vaters - mit dem sie weit mehr teilt als das Augenscheinliche: einige markante Gesichtszüge - ein für sie neues Metier. Bis Februar 2012 arbeitete sie als Koordinatorin für die Nachmittagsbetreuung an der Grund-, Haupt- und Realschule in Verna in Hessen. Zu Hause ist sie mit Mann und zehnjährigem Sohn in Homberg (Schwalm-Eder-Kreis).
Dennoch gab es schon vor Dezember 2011 Berührungspunkte zu den Einrichtungen der Heporö und zur Suchtproblematik. "Wir haben in den zurückliegenden Jahren im Sommer immer zwei Wochen Urlaub bei meinem Vater in Zemnick gemacht", schildert die 44-Jährige. Außerdem ist sie mit dem Alkoholismus und seinen Folgen seit der Kindheit vertraut: "Als ich eingeschult wurde, hat mein Vater gerade seine Langzeittherapie angetreten." Anschließend ist Friedhelm Röse als trockener Alkoholiker, sozusagen auf der anderen Seite der Suchtfront, nachhaltig in der Therapie von Alkoholkranken aktiv geworden. "Auch meine Mutter ist in der Suchtprävention engagiert, außerdem hat sie Alkohol immer gemieden und das auch an ihre Tochter weitergegeben", erzählt Simone Rohde, die vor dem Hintergrund ihres neuen Tätigkeitsfeldes definitiv vor hat, "noch eine Ausbildung in Richtung Suchttherapie anzutreten".
Fraglich ist, ob sie damit bereits 2013 beginnen kann, "weil ja Heporö, die Ausbildung und die Familie unter einen Hut gebracht werden müssen". Ähnliches gilt für einen Umzug in den Landkreis Wittenberg. Mittelfristig ist er geplant, zu bedenken sind dabei jedoch die schulischen Abläufe für den Sohn und die berufliche Einbindung ihres Mannes als leitender Ingenieur in der Pharmaindustrie.
Die ersten Tage und Wochen in Zemnick waren für Simone Rohde angefüllt damit, die Mitarbeiter und die Bewohner kennen zu lernen, sich mit den Abläufen vertraut zu machen und den Vernetzungen rund um Heporö. "Priorität hatte von Anfang an, die Einrichtungen am Laufen zu halten, keinen Stillstand eintreten zu lassen", betont die neue Geschäftsführerin. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei von Peter Slavicek als Heimleiter und einem verlässlichen Mitarbeiterstamm.
Zur Zeit hält sich Simone Rohde wochenweise im Zehn-Tage-Rhythmus in Zemnick auf. In den Ferien ist sie durchgehend vor Ort. Alles andere wird per Telefonkonferenz oder via Internet erledigt. Unbedingt festhalten will sie an den von Heporö etablierten Festen und kulturellen Veranstaltungen. "Das ist mir wichtig, weil den Bewohnern und der Bevölkerung dadurch Kontinuität vermittelt wird." Heporö betreut derzeit insgesamt fast 80 Menschen.
Schon einiges bewegt
In ihrem ersten Jahr als Heporö-Chefin hat Simone Rohde bereits etliche Veränderungen umgesetzt. Büros wurden umgestaltet, der Grüne Salon, das Empfangszimmer des Zemnicker Heims, renoviert, eine Trainingswohnung entstand. An Bewohnerzimmer und sanitäre Anlagen in Zemnick wurde Hand angelegt, ebenso an Gebäude in Meltendorf, die trockenzulegen waren. Die Terrasse des dortigen Rösenhofes (Langzeiteinrichtung) hat eine Überdachung bekommen und der Speisesaal wurde gemalert. Dem Zemnicker Speisesaal steht das noch bevor, auch mit Blick auf den 20. Geburtstag von Heporö im Dezember.